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Wo mein Herz zu Hause ist

Wo mein Herz zu Hause ist

Titel: Wo mein Herz zu Hause ist
Autoren: MARY J. FORBES
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sie ihr Kind aufgegeben hatte. Sie hatte Skip gehasst damals, aber noch mehr hatte sie ihn geliebt. Deshalb hatte sie ihm geschrieben. Und er trug diesen Brief seitdem bei sich.
    Ihr Blick verschwamm, und sie entfaltete das Stück Papier vorsichtig. Innen lag ein kleines Foto von ihr, das Skip von ihr gemacht hatte – an der Stelle am See, wo sie sich zum ersten Mal geliebt hatten. Auf dem Bild trug sie Shorts und ein Trägertop. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und lachend zur Kamera aufgesehen. Damals hatten sie viel gelacht.
    Vorsichtig schob sie das Foto zur Seite und las, was sie damals geschrieben hatte …
    Lieber Skip,
    heute um 5:38 morgens bist du Vater eines kleinen Mädchens geworden. Sie hat einen ganzen Tag und eine ganze Nacht gebraucht, um auf die Welt zu kommen, und während ich schrie und fluchte, dachte ich, dass du hättest bei mir sein sollen – aber besonders, als sie endlich da war. Sie hat dichte, schwarze Haare und deinen Mund.
    Die Hebamme hat sie mir kurz in die Arme gelegt, bevor man sie wegbrachte. Ich kann nicht beschreiben, wie weh es tat, als sie mir die Kleine wieder wegnahmen. Das werde ich nie im Leben verwinden.
    Mein Vater sagt, dass die Adoptiveltern sich schon seit elf Jahren ein Kind wünschen. Ich glaube, sie werden ihr ein gu tes Zuhause geben und sie sehr lieben.
    Na ja, ich dachte, das solltest du wissen .
    Pass auf dich auf ,
    Addie .
    P.S.: Du brauchst nicht zu antworten .
    Zitternd faltete Addie den Brief wieder sorgfältig um das Foto zusammen. Das Foto, das Skip dreizehn Jahre bei sich getragen hatte.
    Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte.

10. KAPITEL
    Skip hatte geduscht und rubbelte sich gerade die Haare trocken, als das Telefon klingelte. Nackt ging er ins Schlafzimmer, wo das Telefon stand.
    „Addie“, begrüßte er sie. Er hatte ihre Nummer auf dem Display erkannt.
    „Kannst du rüberkommen?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
    Hatte sie den Brief gelesen? Geweint? Das hatte er nicht beabsichtigt – er wollte nur, dass sie wusste, wie viel sie ihm immer bedeutet hatte.
    „Ich bin in fünf Minuten da.“ Er unterbrach die Verbindung, legte das Handtuch weg und ging in den Hauswirtschaftsraum, wo er sich Jeans und ein grünes Sweatshirt aus dem Trockner fischte. Die noch feuchten Haare kämmte er sich mit den Fingern durch. Dann holte er aus der Küche eine Taschenlampe und machte sich auf den Weg nach drüben.
    Draußen wehte eine kühle Brise, die den Duft von Herbstlaub und Meerwasser mit sich trug. Über den Bäumen standen eine Million Sterne.
    Er dachte daran, wie glücklich Addie heute Morgen auf der Fähre gewesen war, als der Seewind ihr Haar zerzauste. Sie hatte immer schon Glück aus den einfachen Dingen des Lebens geschöpft, der Schönheit der Natur, den kleinen Freuden.
    So war sie, seine Addie.
    Beinah wäre er gestolpert. Ja, verdammt, sie war seine Addie, und heute Nacht würde er ihr das beweisen.
    Er wollte sie heiraten, schon seit er achtzehn war, und heute Nacht würde sie endlich Ja sagen.
    Als er die Stufen zur Haustür hinaufstieg, öffnete sich die Tür. Addie trug einen seidenen langen Morgenmantel in einem warmen Honiggold und ihr Haar offen. Am liebsten hätte Skip die Hand ausgestreckt und mit den Fingerspitzen den Übergang zwischen dem Satinstoff und ihrer zarten Haut an ihrem Ausschnitt ertastet, doch er beherrschte sich und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    „Hi.“
    Wortlos öffnete sie die Tür weiter, eine Einladung, hereinzukommen. Drinnen schauten sie sich einige angespannte Augenblicke lang nur schweigend an.
    „Du hast den Brief gelesen“, sagte er mit belegter Stimme.
    Sie nickte, ohne den Blickkontakt abzubrechen, und er hatte wie früher das Gefühl, in ihren blauen Augen zu ertrinken.
    Wenn er den Kopf geneigt hätte, hätte er sie küssen können, so dicht standen sie voreinander. Er sehnte sich danach, sie zu berühren, ihren Körper an seinem zu spüren. Doch er rührte sich nicht, sondern sah sie nur unverwandt an.
    Schließlich schluckte sie schwer. „Ich liebe dich“, sagte sie leise. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.“
    Sein Herz setzte einen Schlag aus, schlug dann schneller als normal. So viele Jahre hatte er gewartet, weil er geglaubt hatte, dass Addie nichts mehr von ihm wissen wollte.
    Jetzt endlich zog er sie in die Arme, küsste sie zärtlich auf den Mund, auf die Augenlider, und dann küsste er die Tränen fort, die ihr über die Wangen liefen. „Lass mich dir zeigen,
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