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Wo Ja Nein bedeutet

Wo Ja Nein bedeutet

Titel: Wo Ja Nein bedeutet
Autoren: Franziska von Au
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immer ein Thema. Artet das normale Wetter dann sogar in Unwetter oder gar eine Katastrophe aus, ist das – rein gesprächsmäßig gesehen! – umso besser. Darüber kann man dann wirklich stundenlang reden. Vor allem, weil es beim Wetter meist keinen Bösewicht gibt, der das Ganze verursacht hat.
     
    Anders als etwa, wenn Sie in Italien über die Mafia sprechen. Das wäre heikel und nicht empfehlenswert. Denn da gibt es einen Bösen (oder eigentlich: viele), und das Peinliche an der Sache ist, dass irgendwie alle mit der Mafia verstrickt zu sein scheinen: Politiker, Polizei, Juristen – vielleicht auch Ihr Gesprächspartner. Wissen Sie‘s genau? Objektiv betrachtet ist das natürlich nicht so. Dennoch sollten Sie das Thema in Italien lassen. Ihnen würde es doch auch nicht gefallen, wenn Sie einen Gast in Deutschland betreuen und der ständig über uns unangenehme Themen spricht. Aber worüber – um Himmels willen! – redet man dann bloß!?
In Japan müssen Sie der Gefahr ins Auge blicken, dass so mancher Sohn Nippons sich in deutschen Belangen wesentlich besser auskennt als Sie selbst. Vor allem dann, wenn es zum Beispiel um Musik geht – ein Thema, in das sich Japaner mit Freude vertiefen. Denn deutsche Musik ist sehr beliebt. Natürlich vor allem Klassik und nicht nur „Tokio Hotel“. Da sollten Sie sich vorher ein wenig kundig machen. Erstens weil Sie vielleicht in eine Karaoke-Bar eingeladen werden und dort etwas zum Besten geben
müssen. Und zweitens, weil Sie sonst schnell Ihr Gesicht verloren haben, wenn Sie zu viel Unwissenheit offenbaren und nicht einmal die wichtigsten deutschen Komponisten und Musiker kennen. Ihr Gesicht verlieren Sie allerdings niemals, wenn Sie sich selbst ein wenig herabstufen. Zeigen Sie sich also bescheiden, und wenn Ihnen jemand ein Kompliment macht, spielen Sie auch das am besten ein wenig herunter.
In Argentinien gibt es zwei Hauptthemen, mit denen Sie immer richtig liegen: Musik und Fußball. Und richtig anerkannt werden Sie, gerade als Deutscher, wenn Sie wissen, dass das Instrument des Tango, nämlich das Bandoneon, von einem Deutschen, nämlich von Wilhelm Seyffardt, im Jahr 1855 nach Buenos Aires gebracht wurde. Noch etwas: „Che“ ist eine beliebte Anrede, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Revolutionär und Kampfgefährten des kubanischen Präsidenten Fidel Castro zu tun hat. Über Kinder spricht man nur Gutes: Die lieben Kleinen sind stets wohlerzogen, selbst wenn man gerade ganz andere Erfahrungen gemacht hat …
In Brasilien redet man besser niemals von Fußballern aus Argentinien. Außer natürlich, um die brasilianischen Spieler hervorzuheben, und dass die Brasilianer große Fußballspieler haben, ist ja glücklicherweise unbestritten!
In Italien und Spanien, in Griechenland und den meisten Ländern Südamerikas sind Fragen nach dem Privatleben, nach der Ehefrau und Familie oder nach dem letzten Urlaub ein guter Gesprächseinstieg. Natürlich erkundigen Sie sich nicht allzu genau nach der Ehefrau – man weiß ja nie …
In Italien allerdings ist das Familienleben, der Stolz auf die eigene Familie, auf die Kinder beinah ein absolutes Pflichtthema in jedem Gespräch. Und Sie machen sich durchaus beliebt, wenn Sie nicht nur Interesse zeigen, sondern freudig von den eigenen Lieben daheim berichten. Wenn Sie dann noch Fotos beisteuern können – in der Brieftasche oder gleich auf dem Mobiltelefon –, haben Sie das Herz jedes Italieners erobert. Ebenfalls ein absolutes Topthema in Italien: die italienische Kultur. Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass es hier auf Schritt und Tritt Kulturdenkmäler gibt, die Ihresgleichen suchen. Und wenn Ihnen das immer noch nicht reicht: Reden Sie über die italienische Küche. Das ist ein mehr als abendfüllendes Thema!

In Großbritannien wettet man gern. Nicht nur auf Fußball, Pferde, Sport. Sondern wirklich auf alles, was Sie sich nur vorstellen können. Klar, dass das ein Thema ist, mit dem Sie punkten. Der britische Humor erfordert nicht nur Understatement, sondern zudem die Fähigkeit, sich selbst auf die Schippe nehmen zu können. Wenn Ihnen das gegeben ist – hervorragend. Übrigens, wenn Sie jemandem eine andere Person vorstellen, ist es üblich, nicht nur deren Namen zu nennen, sondern eine kleine Erklärung dazu zu liefern. Beispielsweise „Peter spielt leidenschaftlich gerne Fußball und ist im XY-Verein.“ Sie können sicher sein: Das sogenannte „Wembley-Tor“ wird früher oder später in jeder
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