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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien
Autoren: Christian Springer
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Vorträge verpasst, macht das nichts, denn es gibt Bildbände, die entweder Abenteuer Motorrad oder Motorrad-Abenteuer heißen, oder Mit dem Motorrad durch Afrika oder Afrika vom Motorrad aus. Wer schon alle Bücher von ihm hat, aber keine Zeit, täglich in einen Michael-Martin-Vortrag zu gehen, wird professionell unterstützt. Auf seiner Homepage finden sich ein paar Tipps, die aus der Bredouille helfen:
    Â» Michael Martin präsentiert seine neue Diashow in aller Regel als einteilige Veranstaltung. An manchen Wochenenden gibt es aber auch eine zweiteilige Version, die eine etwas größere Gesamtlänge hat. Wenn Sie eine der zweiteiligen Veranstaltungen besuchen, sollten Sie unbedingt beide Teile ansehen, denn ansonsten versäumen Sie einfach die Hälfte! Bei zweiteiligen Veranstaltungen sind die Beginnzeiten und Eintrittspreise so gewählt, dass beide Teile besucht werden können.« Gott sei Dank!
    Wenn ein junger Mann Geographie, Politik und Völkerkunde studiert hat, gibt es naturgemäß ein klar definiertes Berufsziel: Er wird Taxifahrer. Und die nächsten 40 Jahre erzählt der nach Zigarettenduft dünstende Mann mit Wuschelkopf und Lederjacke seinen Fahrgästen von seinem Diplom und der Ungerechtigkeit der Welt. Am liebsten fahre er zum oder vom Flughafen, das bringe erstens mehr Geld und habe zudem mit seinem Fernweh nach fremden Ländern zu tun, siehe Studium der Völkerkunde.
    Bei Michael Martin ist das anders. Der Münchner Wurzelsepp fährt zwar auch durch die Gegend, aber nicht als Taxichauffeur, sondern mit einem Motorrad. Außerdem meistens allein.
    Wer sich jemals über rücksichtslose Biker aufgeregt hat, die uns auf engen Passstraßen auf unserer eigenen Fahrspur bis auf wenige Millimeter entgegendonnern, oder die anderen, die sich im Autobahnstau gnadenlos zwischen den Außenspiegeln hindurchquetschen, muss über jeden dieser Zeitgenossen froh sein, der sein Unwesen in der Wüste treibt. Dennoch: Dem Skitourengeher wird eingebleut, er solle die Klappe halten und in der Spur bleiben, sonst verschrecke er auf unsittliche Art und Weise die Tierwelt der Berge. Taucher sollen sich nur vorsichtig dem Papageienfisch nähern, sonst erschrickt der sich. Korallen nicht berühren. Aber auf der » Maschin« (so heißt es süddeutsch für Motorrad) laut, stinkig und viel zu schnell durch die Natur zu brettern, ist erlaubt. Nicht nur erlaubt, es ist cool. Wahrscheinlich voll cool oder sogar total krass.
    Wie viele Wüsten es auf der Erde gibt, weiß kein Mensch, aber eines ist sicher: Michael Martin war schon da. Und er hat Bilder gemacht. Diese zeigen die Sandkästen der Welt in ihrer » Ursprünglichkeit«, ihrer » Erhabenheit« und in ihrer » Vielfalt« auch. Natürlich ist es nichts Neues, sondern nur ein völlig banaler physikalischer Vorgang, dass Sandkörner im Abendrot eine rote Farbe haben, in der gleißenden Mittagssonne fast weiß erscheinen und in der Nacht dunkelgrau. Doch für Martin ist jede banale Einzelheit der Natur eine beglückend erregende Erkenntnis.
    Tiere sind auf den Bildern eher selten zu sehen. Die sind schon lange vor dem Höllenlärm des Zweirads hinter die Berge geflohen. Aber Michael Martins Publikum ist immer wieder fasziniert. Es geht auch nur vordergründig um seine Bilder. In Wahrheit steht vorne auf der Bühne der fleischgewordene Frauentraum. Der Abenteurer mit dem einnehmenden Lachen, im Hintergrund die große, weite Welt. Die Mischung aus Xavier Naidoo und Winnetou, sensibel und trotzdem so robust, dass ihm ein Sonnenbrand nichts anhaben kann, weil er als Kind wahrscheinlich in ein Fass Tiroler Nussöl gefallen ist. In jedem Fall ein toller Typ, der ein T-Shirt so trägt, wie man es tragen soll, nämlich lässig. Und nicht so armselig über den Bauch gespannt wie der spießige Lebenspartner, den man zu Hause hat. Das größte Abenteuer, das man mit so einem erleben kann, ist die IKEA-Expedition am Samstagvormittag.
    Die Zuschauerinnen kleben an seinen Lippen. Fast schon magisch zieht er zum großen Teil die Pädagoginnen an, die sich an jenen Dia-Abenden aus der Langeweile ihres Daseins in das große Abenteuer träumen. Die schon in Schockstarre verfallen, wenn sich in das krause Haar eines Schülers eine harmlose Laus verirrt hat, aber sofort zu Michael Martin auf den Sozius steigen würden, wenn er sie in die
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