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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen
Autoren: Wolfgang Seidel
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groß wie das Quadrat über der Hypotenuse. Der griechische Philosoph Pythagoras (ca. 570 – 497 v. Chr.) lebte in Metapont, im griechisch besiedelten Unteritalien. Er gilt als sehr vielseitiger, aber auch rätselhafter Gelehrter, manche halten ihn sogar für einen Schamanen. Es gibt keine schriftlichen Zeugnisse von ihm, dafür aber zahllose Legenden. Die Aussage des ihm in der Antike zugeschriebenen Lehrsatzes war schon vor Pythagoras bekannt. Im Mittelalter galt Pythagoras als der Entdecker der mathematischen Verhältnisse von Saitenlängen auf Musikinstrumenten sowie der »Sphärenmusik« zwischen den Planeten.
    Alles fließt
    Pánta rhei –
die Kurzformel für die Philosophie von Heraklit (550 – 480 v. Chr.) ist bereits eine Interpretation Platons, der mit Bezug auf die Äußerungen Heraklits sagte: »
Pánta chorei kaì oudèn ménei«
(= Alles bewegt sich fort und nichts bleibt). Daraus wurde |30| dann die Kurzformel
Pánta rhei
. Von den nur bruchstückhaft bekannten Aussagen des »vorsokratischen« Denkers aus Ephesus sind immerhin ein paar bekannt.
    Eine weitere lautet in sprachlich leicht abgewandelter Form: »Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.« Heraklit hielt das Werden und Vergehen für eine Grundkonstante der Natur und damit die permanente Veränderung für eine Grundkonstante des Seins überhaupt. Das zeigte sich für ihn auch in Gegensätzen wie Tag und Nacht oder Eintracht und Zwietracht. In diesem Zusammenhang ist auch der folgende berühmte von ihm überlieferte Satz zu sehen: »Der Krieg (bzw. der Streit) ist der Vater aller Dinge.« »Bewegung« entsteht Heraklit zufolge durch Spannung und Gegensätze. Hinter dieser Welt erkannte dieser große Denker, der sehr anregend auf viele Philosophen von Platon bis Heidegger wirkte, aber die große Einheit des eigentlichen Seins. Diese nannte er
logos
.
    Geh mir aus der Sonne
    Das Wort »zynisch« geht zurück auf die Philosophenschule der
Kyniker
, deren bedeutendster Vertreter Diogenes war (ca. 399 – 323 v. Chr.). Von ihm wird immer erzählt, er habe wie ein Hund (griechisch
kýon
) in einer Tonne gelebt. In Wirklichkeit führte er wohl ein einfaches Bettlerleben, verkündete Bedürfnislosigkeit und verachtete weitergehende Ambitionen und Ansprüche. Von diesem Bettlerleben, das man auch mit einem Hundeleben gleichsetzte, leitet sich die Bezeichnung der Philosophenschule ab. Als Alexander der Große, der spätere Welteroberer, Diogenes besuchte, stellte er ihm einen Wunsch frei. Diogenes antwortete: »Geh mir ein wenig aus der Sonne.«
    Nichts im Übermaß
    Dieser Satz galt bei den zum Extrem neigenden Griechen als die »apollinische Weisheit« schlechthin. Apollon war insofern auch der Gott der Mäßigung und des rechten Maßes – etwas trivialethisch gesprochen, des »goldenen Mittelwegs«. Das Wahren der
mesotes
, der »rechten Mitte«, stand auch im Zentrum der aristotelischen Ethik: »Wer alles flieht und fürchtet und nirgends standhält, wird feige, wer aber nichts fürchtet und auf alles losgeht, wird tollkühn. Ebenso wird, wer jede Lust genießt und |31| sich keiner Lust enthält, unmäßig, wer aber jede Lust meidet wie ein ungehobelter Bauer, wird unempfindlich.«
    Begriffe & Redewendungen aus Delphi
    Delphi
    Delphi ist ein Apollon-Heiligtum und Apollon ist eine vorindogermanische Gottheit, »zuständig« unter anderem für Weissagung, dichterische Inspiration und die Künste. Also war Delphi mit Sicherheit bereits ein zentraler Kultort, bevor die hellenischen Stämme dort ankamen. Der Name »Delphi« leitet sich ab von dem griechischen Wort
delphos
(= Gebärmutter), was auf sehr alte Kulte aus mutterrechtlicher Zeit deutet. Die Verbindung zu diesen alten Kulten wird durch den Apollon-Mythos hergestellt. Danach hat Apollon den Drachen Python getötet, der hier in einer Erdspalte hauste. Der Python war eine Ausgeburt der Urmutter Gaia aus ihrer Vereinigung mit dem Schlamm. Und bereits er verfügte über hellseherische Fähigkeiten. Schlangen und Drachen sind in der Mythen- und Märchenwelt immer Symbole der Erde und der damit verbundenen »Mutterkulte«. Durch Apollons Tat war die Macht der Gaia über den Ort gebrochen und Apollon nun sein Schutzherr. Delphi war sozusagen die kultische Hauptstadt Griechenlands. Alle Stadtstaaten und umgebenden Königreiche bis nach Kleinasien hinein hatten hier ihre Schatzhäuser und spendeten reichlich.
    Pythia
    Im Tempel selbst orakelte die Seherin Pythia, eine Priesterin, die auf
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