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Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
Autoren: Sissi Flegel
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Reißverschluss aufzog – und ein winziges Päckchen entdeckte, schön in Geschenkpapier gewickelt und mit einem goldenen Band verschnürt, an dem ein Röllchen Papier befestigt war. »Von deinem Wichtel« las ich.
    »Ich weiß von keinem Wichtel«, rief ich verdutzt. »Überhaupt – was ist ein Wichtel?«
    Nell zuckte die Schultern. »Weiß ich’s? Google doch mal!«
    »Gute Idee.« Ich sauste ins Zimmer nebenan, fuhr Ottos PC hoch und las so laut, dass Nell mich hören konnte:
    Wichteln ist ein vorweihnachtlicher Brauch, bei dem es keine einheitlichen Spielregeln gibt. Es kommt auf die Originalität des Geschenks und das Erraten des Schenkenden an.
    Aha.
    Ich rannte zurück und riss das Papier auf. Eine schwarze Plastikschnur mit einem silbernen Verschluss, an dem ein winziges Herzchen hing, kam zum Vorschein, sowie zwei rote Glasperlen auf einem Wattepölsterchen. Auf den ersten Blick sah ich, dass sie ganz besonders schön waren und garantiert nicht aus Bienes Vorrat stammten. »Sag bloß …« Ich war echt von den Socken. »Bist du der Wichtel, Nell?«
    Sie schaute kurz hoch. »Vermutest du etwa, dein Untermieter würde dir wichteln?«
    »Wer ist’s dann?«
    »Du hast doch gelesen, dass es Teil des vorweihnachtlichen Brauches sei, den Wichtel zu erraten. Stimmt’s?«
    Mann, da gab es also irgendwo einen netten Menschen, der mir zum 1. Dezember ein Wichtelpäckchen ins Mäppchen schmuggelte. Toll war das. Echt toll. Unglaublich. Sagenhaft sogar.
    Aber wer war der Wichtel?



2. Dezember

A m nächsten Morgen fragte ich Nell noch einmal, ob sie wirklich nicht mein Wichtel sei.
    Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und gähnte. »Traust du mir das zu?«
    »Nee. Eigentlich nicht.« Ich zog die rot-weiß geringelten Socken über die Füße. »Biene ist’s auch nicht.«
    »Hast du an deinen Vater gedacht, Holly?«, erkundigte sich Nell.
    »Der kann’s nun wirklich nicht sein. Biene hat Dan vor über dreizehn Jahren kennengelernt und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt, obwohl er sagte, dass er nach Australien auswandern würde. Als er über den halben Erdball davonflog, ahnten weder er noch Biene, dass sie ein Kind erwartete.«
    »Aber jetzt weiß er doch längst, dass es dich gibt.«
    »Eben nicht. Als Biene ihm schrieb, war er schon weitergezogen und unauffindbar. Das ist er noch immer. Meine Mutter war von Anfang an alleinerziehend – das heißt, eigentlich zogen meine Großeltern mich auf, aber als Wichtel kommen sie nicht infrage; sie sind leider schon ein paar Jahre tot.«
    »Schade«, sagte Nell voll Mitgefühl.
    Ich zuckte die Schultern. »Wären sie noch am Leben, hättet ihr nicht bei uns einziehen können.«
    »Auch wahr. Hm. Wenn ich, wie du meinst, nicht dein Wichtel bin, könntest du an deine Freunde denken. Was ist mit Thea?«
    Ich rümpfte die Nase. »Ihr traue ich die Idee überhaupt nicht zu. Sie hat keine Fantasie, sie erledigt nur das, was man ihr sagt.«
    »Es könnte Pauli aus deiner Klasse sein.«
    »Pauli? Pauli ist nett, aber viel zu schüchtern.«
    »Wer bleibt denn dann noch übrig?«
    »Das ist die Frage.«
    »Wie wär’s mit meinem Vater?«, fragte Nell spöttisch.
    Otto? Obwohl er mir den Kuschelplatz neben Biene weg genommen, seinen Schaukelstuhl mit den unsäglich ge schmacklosen Kissen (beige-braun kariert!) in unser schickes Wohnzimmer gestellt und mir Nell als Zimmergenossin aufgebrummt hatte, kam er im Grunde genommen als Wichtel durchaus infrage. »Otto hat Fantasie«, gab ich zu. »Und schüchtern ist er schon gar nicht. Dein Vater ist zu vielem fähig.«
    »Eben«, bestätigte Nell.
    Otto hatte erst eine Schreinerlehre gemacht, dann wollte er Sänger werden, aber irgendwas hatte mit der Stimme nicht so hingehauen, weshalb er sofort zugriff, als ihm ein Kumpel den Kiosk am Bahnhof anbot. Nur um mit Otto ein Schwätzchen zu halten, kauften viele Leute ihre Zeitung bei ihm. Ich konnte verstehen, dass sich Biene in ihn verliebte, aber mir wäre es recht, wenn er seine Arien nur unter der Dusche schmettern würde. Obwohl er nicht auf den großen Bühnen der Welt auftrat, hatte er mit vier Männern einen Chor gegründet. DIE GOLDENE HAND nannten sie sich und sie sangen Lieder mit abartigen Titeln wie Die Oma trägt jetzt ein en Bubikopf oder Meine Mama ist aus Yokohama oder In einer kleinen Konditorei .
    Ich kicherte. »Otto ist krass!« Vor seinen Auftritten pappte er die schwarzen Haare mit Pomade platt an den Kopf, klebte ein dünnes Oberlippenbärtchen an,
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