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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie
Autoren: Valentin Zahrnt
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er fürchtete, seinem Verlangen nicht widerstehen zu können, wenn er sich wieder neben sie aufs Bett setzen würde.
    Erwartungsvoll blickte Anna ihn an, fast ekstatisch. Wollte sie von ihm hören, was er bei ihrem Anblick empfunden hatte?
    „ Und?“, fragte sie schließlich.
    „ Demnächst brauchst du das FBI, um dich vor den Paparazzi zu schützen.“
    Sie kicherte. „Der arme Mörder. Wenn er die Fotos sieht ...“
    Schwarzer Humor als Stressabbau – und trotzdem missfiel es Jan, dass sie den Mörder selbst im Witz in die Zuschauer einbezog, denen sie gefallen wollte. Sie wollte gefallen, nicht nur ihm, sondern allen Betrachtern. Dass sie ihn zu den Aufnahmen dazu geholt hatte ... es war natürlich nett gewesen, ihn nicht weiter schmollen zu lassen, aber sie wollte sich ihm auch zeigen. Und dass sie jetzt zum zweiten Mal mehr oder weniger unbekleidet unter der Decke lag und er sich nach ihr verzehrte, war kein Zufall. Wieso berauschte sie sich so an ihrer Anziehungskraft?
    „ Ist das denn so wichtig, ob man schön ist?“ Er hörte das Pathos heraus, konnte jedoch nicht anders. „Du siehst dich ein paar Minuten im Spiegel, aber den ganzen Tag siehst du die Welt um dich herum. Im Schönen dieser Welt mitzuschwingen, das ist Glück. Kennst du das? ‚Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.‘ Und zu den Mädchen spricht Rilke: ‚Dichter sind, die von euch lernen, das zu sagen, was ihr einsam seid.‘ Ist das nicht so wundervoll, dass man ... verzweifelt?“
    Ihr Make-up gaukelte die nimmersatte Verführerin vor, doch nun lächelte sie erschöpft. Sie schaute ihn aus halbgeschlossenen Augen an und schien zu überlegen, ob sie dem Sinn der Worte nachgehen oder sie vorbeifliegen lassen sollte.
    Jan war mutlos. Das Phantom der Oper versteckte seine Hässlichkeit hinter einer Maske und fesselte die Geliebte durch die Musik. Doch er hatte nicht diese Kraft, er war kein Genie, das die Frauen mit seiner Kunst in den Bann schlagen konnte, nur ein junger Schwärmer wie so viele. „Ach, es ist immer das Gleiche.“ Er seufzte.
    „ He! Was machst du für ein Gesicht?“
    „ Schon gut.“
    „ Raus damit! Vielleicht verstehe ich dich.“
    Er dachte nach, dann sagte er: „Du klingst in dem Schönen, du musst es hinaustragen. Doch der Stein nimmt nicht die Formen deiner Seele an und du meißelst ihn zu Staub. Auf der Leinwand leuchtet nicht das Abbild deiner Ekstase, so viele Schichten du auch über sie legst, ehe du sie zerreißt. Und meine Worte sind stumpf.“
    Sie zog die Beine an. „Was du da gesagt hast ...“ Ihre Stimme flößte Jan Furcht ein. „Ach, egal.“
    „ Nein, ist es nicht.“
    „ Es war nur so eine dumme Assoziation, wegen der ganzen Anspannung.“
    „ Sag es mir!“
    „ Ich habe es nicht richtig durchdacht, aber irgendwie sucht der Mörder ... die grenzenlose Lust, die totale Hingabe, das unendlich Schöne, und seine Opfer büßen, weil er das Unmögliche will. Daran hast du mich erinnert.“
     

3. Kapitel
    Die Spiegelwände warfen die blauen Lichter, die an den Säulen blinkten, hundertfach zurück. Nur noch wenige Besucher strebten dem Ausgang entgegen, an dem Jan und der Agent Tom in den Uniformen des Show-Palastes standen. Eine runzelige Frau stützte ihren gebeugten Mann, der alle zehn kurzen Schritte verschnaufen musste. Als sie an Jan vorbeikamen, wünschte er ihnen einen schönen Abend.
    Das Licht wechselte zu Pink, der Vorraum wirkte nun noch kitschiger. Passend zur Show. Je länger die Beine, desto dünner die Stimmen, hatte Ralph gesagt. Jan lächelte. Langsam wich die Spannung von ihm. Nichts war passiert, das war die gute Nachricht. Die schlechte war: Etwas würde passieren – an einem anderen Tag.
    Drei pummelige Frauen schlichen in ein Gespräch vertieft zur Garderobe, kramten in ihren Handtaschen nach den Coupons und bekamen ihre Mäntel gereicht. Sie ähnelten sich wie Schwestern. Jan hatte alle 600 Zuschauern beäugt, wie Ralph es ihm eingebläut hatte: erst die Körpergröße – mit Spiel nach oben, falls der Einsiedler Absätze trug – dann der Ausdruck der Augen. Verdächtigen sollte er einen Flyer für eine kommende Aufführung in die Hand drücken, um sie eingehender zu mustern. Ein Dutzend Flyer hatte er verteilt, ohne auch nur einmal Alarm zu schlagen.
    Die Schwestern waren gegangen, der
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