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Wiedersehen in Harry's Bar

Wiedersehen in Harry's Bar

Titel: Wiedersehen in Harry's Bar
Autoren: Joe Schreiber
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als würde eine fl eischfarbene Kerze darauf schmelzen.
    Schreiend zuckte ich zurück und ließ das Handy fallen.
    Ich versuchte gerade panisch, aus dem Wagen zu kommen, als Gobi auf den Beifahrersitz sprang und mich zurück ins Auto zog.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht vor der Scheibe parken«, sagte sie.

Sieben
    Versetzen Sie sich zurück in eine Krisensituation oder an einen entscheidenden Wendepunkt in Ihrem Leben, an dem keine normale Reaktion mehr möglich war. Beschreiben Sie das Ereignis und erzählen Sie, wie es Ihr Denken verändert hat.
    Ramapo College
    Ich: Immer noch am Schreien. »Da liegt ein Toter auf dem Auto! Oh Gott. Ich fass es nicht! Da liegt ein Toter auf Dads Auto!«
    Irgendwas kniff mich aus dem Dunkeln so stark in die Schulter, dass es den Paniknebel durchbrach. Gobi grub mir die Finger direkt über dem Gelenk in die Muskeln; als ich zu ihr rüberschaute, war die Sonnenbrille weg und ihr Blick mörderisch. »Du musst den Rückwärtsgang einlegen, Perry. Damit beförderst du die Leiche von der Kühlerhaube.«
    Mein Blick wanderte hinunter zu der Riesenhandtasche zwischen ihren Knien, die einzige Erinnerung an die Person, die sie noch vor einer Viertelstunde gewesen war. Die Tasche stand offen, und ich sah auf einem Kleiderbündel neben dem Black-Berry eine Pistole liegen.
    » Du warst das? Du hast den Typ erschossen?«
    »Rückwärtsgang, Perry.« Ihre Stimme war seelenruhig. »Bevor die Bullen da sind.«
    Ich hantierte immer noch am Griff herum, um die Tür aufzukriegen. Ich wollte nur raus aus dem Auto, während Gobi ihr Minikleid hochzog, ein gestiefeltes Bein über dieGangschaltung schwenkte und aufs Gas trat, während sie gleichzeitig den Rückwärtsgang einlegte.
    Der Jaguar machte einen derart harten Satz nach hinten, dass mir die Zähne aufeinanderschlugen. Der Körper des Toten rollte vorwärts und verschwand von der Kühlerhaube, während Gobi das Lenkrad herumriss und wir zwischen einem ultralangen Hummer und einem Lexus hindurchschleuderten, die auf den Parkservice warteten.
    »Jetzt«, sagte sie, »fahr.«
    Ich schüttelte den Kopf und zappelte wie ein Fisch im Netz. »Lass mich raus! Du kannst das Auto haben! Lass mich einfach nur raus!« Wo war der verdammte Türgriff? Ich hatte bisher erst drei- oder viermal auf dem Fahrersitz des Jaguar gesessen – und das beinhaltete die Male, als ich all meinen Mut zusammengenommen, mich in die Garage geschlichen und reingesetzt hatte. Meine Finger tasteten immer noch suchend über das Tür-innere, als ich merkte, wie sich etwas Hartes, Warmes in meine rechte Schläfe bohrte. Ich roch heißen Stahl und Schießpulver aus direkter Nähe.
    »Weißt du noch, wie du mir bei der PowerPoint-Präsentation für Mr. Wibberlys Wirtschaftskurs geholfen hast?«, fragte Gobi. »Da hast du doch wunderbar klar gedacht. Momentan denkst du nicht gerade klar, Perry.« In ihrer Stimme schwang eine seltsame Mischung aus Fürsorge und Schulmeisterlichkeit mit, als ob sie einem totalen Schwachkopf einen sonnenklaren Sachverhalt erklären würde. »Ich kann nicht Auto fahren. Das weißt du.«
    »Wir sind hier in New York! Da braucht man kein Auto!«
    Sie berührte meine Hand. »Ich brauche dich.«
    Ich sah nach links und rechts. Vor dem Club strömtendie Menschen um die geborstene Fensterscheibe zusammen und glotzten den auf der Straße liegenden Leichnam an, der sich wenige Sekunden zuvor noch auf der Kühlerhaube meines Wagens befunden hatte. Einige Leute drehten sich nach uns um. Ich spürte, dass da die Pistole war, knapp außerhalb meines Blickfeldes, wie ein Selbstmordgedanke, der mir so viel Angst einjagte, dass ich ihn nicht wahrhaben wollte. »Wer bist du? Du bist doch eine Austauschschülerin! Du gehst noch zur Schule!«
    »Ich bin vierundzwanzig.«
    » Was ?«
    »Und jetzt fahr.« Der Pistolenlauf bohrte sich fester in meinen Schädel. »Ich sag’s nicht noch mal.«
    Ich legte den Vorwärtsgang ein und bog hinaus auf die Straße. Es kam mir vor, als würde mein ganzer Körper in verschiedenen Vibrationsfrequenzen zittern.
    Gobi griff herüber und schaltete den Scheibenwischer ein, wodurch das Blut des Toten in einem fürchterlichen Doppelregenbogen über die Scheibe verschmiert wurde. Erst als sie anschließend Wischwasser verspritzte, wurde das Glas ein bisschen sauberer. Jetzt konnte ich vor uns die Lichter am Broadway sehen, die mit der Flüssigkeit zu blutigen Streifen verliefen. Im Rückspiegel war der stetig wachsende Menschenaufl
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