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Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1

Titel: Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt - Rick ; Bd.1
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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aufschlug, stand dort in dunkelroter Schrift eine dreimal unterstrichene Fünf. Und direkt daneben:
Thema verfehlt!
    Hallo! Geht’s noch? Ich hatte einen astreinen Aufsatz über Wutz geschrieben.
    »Das kann doch gar nicht sein«, regte ich mich laut auf.
    »Was kann nicht sein?«, zwitscherte Frau Püttelmeyer quer durchs Klassenzimmer.
    »Das ist doch niemals ’ne Fünf.«
    Frau Püttelmeyer spitzte ihre knallroten Lippen.
    »Stimmt, Richard. Wenn ich es mir recht überlege, dann ist es sogar eine Fünf minus.«
    »Aber … aber … das ist unmöglich.«
    »Hm …«, murmelte sie und tat so, als würde sie angestrengt nachdenken. »Vielleicht sollte ich eine neue Note für dich einführen?«
    »Hä?«, machte ich. Na ja, ich geb’s zu, das klang nicht gerade cool.
    Ein paar Kinder kicherten, aber Chrissy neben mir ballte die Hand zur Faust.
    »Genau!«, rief Frau Püttelmeyer. »Das sollte ich tun! Weil du in meinem Unterricht so viel geschlafen hast.«
    »Nehmen Sie es nicht persönlich. Ich schlafe immer ein, wenn mir langweilig ist.«
    Auweia, das war mir einfach so rausgerutscht.
    Frau Püttelmeyer schnappte empört nach Luft.
    Das Kichern im Klassenzimmer wurde lauter und Chrissy zischte mir zu: »Lass dir von der alten Ziege bloß nichts gefallen!«
    »Richard Michalski«, stieß Frau Püttelmeyer ärgerlich hervor. »Dafür bekommst du eine Vier plus!«
    »Echt?«, fragte ich verdattert. Aber ein Blick in ihre Augen genügte, und mir war klar, dass mich alles andere als eine bessere Schulnote erwartete.
    »Viermal nachsitzen und eine Woche Tafeldienst«, sagte sie auch prompt.
    Mir klappte die Kinnlade runter.
    »Die hat sie doch nicht mehr alle!«, flüsterte Chrissy neben mir.
    Ich holte tief Luft. »Das dürfen Sie gar nicht!«
    »Wetten?!«, fauchte Frau Püttelmeyer. Ihre blauen Augen funkelten wie Eiszapfen.
    Am liebsten wäre ich dieser ungerechten Gurke an den Hals gesprungen. Aber das ging nicht, weil Chrissy seine Finger in meinen Oberschenkel krallte.
    »Gut«, säuselte Frau Püttelmeyer nun wieder zuckersüß. »Wenn das geklärt ist, möchte ich jetzt mit dem Unterricht fortfahren.«
    Sie ließ den Blick langsam über die Sitzreihen schweifen. Keiner sagte etwas. Die meisten trauten sich nicht einmal mehr zu atmen.
    Als ihre Augen für einen kurzen Moment an mir hängen blieben, bohrten sich Chrissys Finger noch ein bisschen tiefer in meinen Oberschenkel. Ich biss mir fest auf die Unterlippe,obwohl ich viel lieber in Frau Püttelmeyers Hand gebissen hätte.
    Dann drehte sie sich endlich um und ging zur Tafel.
    »Schlammschleimige Matschkuh«, stieß Chrissy hervor. Und das sah ich ganz genauso.
    Am Ende der Stunde drückte mir die Matschkuh noch einen Brief für Pa in die Hand. »Den bringst du bitte morgen wieder mit – unterschrieben!«
    Meine Oma Mary sagt immer, wenn jemand so richtig blöd zu ihr ist, dann wird sie ganz besonders freundlich. Darüber ärgert derjenige sich dann viel mehr.
    Also lächelte ich Frau Püttelmeyer oberfreundlich an und sagte sehr höflich: »Danke für den Brief, Frau Püttelmeyer. Ich werde ihn gerne meinem Vater geben.« Dann deutete ich eine kleine Verbeugung an, so wie ich es schon ein paarmal bei Wutz gesehen hatte, und verließ das Klassenzimmer. Den erhobenen Mittelfinger hinter meinem Rücken hatte sie ja nicht gesehen!
    Auf dem Nachhauseweg rannte mir Finn, die Oberstreberbacke der Tucholsky-Gesamtschule, fast in den Vorderreifen meines Fahrrads. Ich konnte gerade noch quietschend in die Bremsen gehen.
    »Bist du nicht mehr ganz dicht?!«, schrie ich ihn an.
    Finn ließ sich davon kein bisschen beeindrucken. Er sah nicht einmal auf. Ganz im Gegenteil: Völlig ungerührt starrte er weiter in sein bescheuertes Buch.
    »Hey, ich rede mit dir!«, rief ich empört.
    Er zuckte kurz mit den Schultern und nuschelte zerstreut: »Ähm, Entschuldigung. Aber gerade passt es mir nicht.« Und schon schluffte er weiter, die Nase noch immer zwischen den Buchseiten.
    Was bildete sich diese Streberblassbacke eigentlich ein? Nur weil seine Mutter Lehrerin an unserer Schule ist, hält der sich gleich für was Besseres, oder was?! Oh, wie dieser Typ mich nervte.
    Wütend starrte ich ihm einen Moment hinterher. Dann schwang ich mich wieder auf mein Rad und trat ordentlich in die Pedale.
    Zu Hause erwartete mich der nächste Knaller des Tages. Pa hatte mein Bett neu bezogen.
    Benjamin Blümchen strahlte mich dämlich an. Neben ihm stand Otto mit einem ebenso breiten
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