Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum
Autoren: Webb Debra
Vom Netzwerk:
dass er von der Matratze bockte.
    Nackt legte sie sich neben ihm ins Bett. Er hielt die Augen geschlossen, aber er wollte nicht schlafen. Sondern liegen bleiben und ihre Reaktion abwarten. Wenn sie einschlief, wie er es zum Teil erwartete, wäre alles gut – so
gut es eben sein konnte, jetzt, da sein Sohn tot im Leichenschauhaus lag.
    Wenn sie etwas zu verbergen hatte, würde sie eines von zwei Dingen tun, während sie noch den Schutz der Dunkelheit genoss: schnell wie der Wind davonlaufen, um seinem bevorstehenden Zorn zu entfliehen, oder versuchen, ihre Spuren zu verwischen.
    Genauso wie es in der Bibel stand: Ihr werdet eure Sünde erkennen, wenn sie euch treffen wird. Er hatte Fehler gemacht; er hatte dafür gebüßt. Jetzt wollte er herausfinden, wer für den Tod seines Sohnes verantwortlich war.
    Und das würde diese Person teuer zu stehen kommen.

40
    Bei Austin
Mittwoch, 24 Juli, 00.35 Uhr
     
    »In der Scheune? Da willst du schlafen?«
    »Ja.«
    Clint half ihr aus dem Pick-up, was eigentlich unnötig war, aber an diesem Punkt hatte sie es irgendwie gern, seine Hand zu halten. Und außerdem war sie erschöpft. Absolut fix und fertig.
    »Aber was ist mit dem hübschen neuen Wohnwagen?« Sie deutete zu der provisorischen Unterkunft hinüber, die die Versicherungsgesellschaft ihm gestellt hatte. Die Versicherungsleute waren gekommen und hatten den Wohnwagen
abgestellt, ohne Clint davon zu unterrichten. Er war genauso überrascht wie Emily, als sie vor fünf Minuten eingetroffen waren.
    »Weil jeder, der hier herumschnüffelt, glauben soll, dass wir da drin sind.«
    Der Mond verbarg sich hinter einer schweren Wolkendecke, nur hin und wieder war er kurz zu sehen. Trotz der Bewölkung war es immer noch schwül. Sie könnten wirklich Regen brauchen. Wenn sie Glück hätten, würde er sich aus den dunklen Wolken am Himmel ergießen.
    Clint führte Emily in die Scheune, wo es zwar noch dunkler, aber Gott sei Dank kühler war. Er schaltete die Taschenlampe an und gab sie Emily, während er die Schlafsäcke ausschlug, um sich zu vergewissern, dass keine Tierchen hineingekrabbelt waren.
    »Einverstanden?«, fragte er, als er ihr Lager gemacht hatte.
    »Klar.« Ein Bett wäre vermutlich weicher gewesen, aber Clint hatte nicht Unrecht. Hier draußen wären sie sicherer. Wenn man bedachte, dass sein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt war und dass sowohl Keith als auch Ray ermordet worden waren, musste man eben Sicherheitsvorkehrungen treffen.
    »Ich bin gleich wieder da.«
    »Wohin gehst du?« Sie wollte ihm nahe bleiben, aber sie war total erschöpft. Der Kopf tat ihr wieder weh.
    »Ich will im Wohnwagen das Licht anschalten und versuchen, das Bett so herzurichten, dass es aussieht, als ob wir darin schliefen.«
    Noch eine gute Idee.
    Emily machte es sich gemütlich und wartete, bis er zurückkam. Als er wieder da war, warf er etwas auf den
Boden, neben die Schlafsäcke, und legte sich neben sie. Nicht so nahe, wie es ihr gefallen hätte. Die Entfernung, nur ein paar Zentimeter, kam ihr wie ein gähnender Canyon vor. Warum fasste er sie nicht an? Sie brauchte es, dass er sie im Arm hielt … damit sich ihr Geist beruhigte und sie nicht immer wieder alles durchspielte.
    »Hab keine Angst.«
    Seine tiefe, beruhigende Stimme, die leise im Dunkeln flüsterte.
    »Ich habe keine Angst.«
    »Doch.«
    »Ich bin … nur angespannt.« Erinnerungen an das letzte Mal, als sie zusammen waren, hier in dieser Scheune, blitzten in ihr auf, steigerten die bereits sich aufbauende Spannung. Der kühle, feuchte Geruch nach Erde und der diffuse Geruch nach warmer Männerhaut war erregend. Ein plötzlicher, unerwarteter Windhauch wehte in die Scheune, brachte weitere Gerüche und Empfindungen mit sich. Der nachklingende Geruch von verkohltem Holz … der Gesang der Grillen … die Verheißung von Regen.
    »Versuch zu schlafen, ich halte Wache. Gleich morgen früh reden wir mit Caruthers und werfen ein Auge auf Justine. Wenn sie etwas mit der Sache zu tun hat, wird sie nervös werden. Aber heute Nacht ruhen wir uns aus.«
    Sie kuschelte sich enger an ihn, und da legte er beschützend den Arm um sie. Endlich. »Glaubst du, dass uns jemand ernst nehmen wird? Ich meine, wenn Justine von Keith wie besessen war, würde sie ihn dann umbringen? Und warum Ray ermorden?«
    Sie hatten für gar nichts Beweise. Vielleicht hatte Justine
Sex mit ein paar ihrer Schüler gehabt, aber das machte sie noch lange nicht zu einer Mörderin. Sicher, ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher