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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du
Autoren: Lisa Gardner
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D.D. mochte gar nicht an die Kleine denken. Eine Frau, die ihren Mann erschießt, schön und gut. Aber ein vermisstes Kind war noch mal eine ganz andere Sache.
    «Jedenfalls kann es nicht auf die Schnelle verscharrt worden sein», dachte D.D. laut. «Nicht im gefrorenen Boden. Wenn das Mädchen also tot wäre, müsste es irgendwo im Haus versteckt sein. Garage? Dachboden? Belüftungsschächte? Alte Kühltruhen?»
    Bobby schüttelte den Kopf.
    D.D. hatte bislang nur einen Blick in die Küche und den Wintergarten geworfen, konnte aber davon ausgehen, dass die zahllosen Kollegen, die gegenwärtig das Haus auf den Kopf stellten, sämtliche hundert Quadratmeter Bodendielen aufgedeckt hatten.
    «Ich glaube nicht, dass der leibliche Vater in die Sache verwickelt ist», meinte Bobby. «Wenn er wieder aufgekreuzt wäre, hätten wir das als Erstes von Tessa Leoni zu hören bekommen. Wenden Sie sich an meinen beschissenen Ex, der mir meine Tochter wegnehmen will. Sie hat nichts in der Art gesagt –»
    «Weil ihr der Gewerkschaftsvertreter eingeschärft hat, den Mund zu halten.»
    «Er will nicht, dass sie sich selbst belastet. Aber jemand anderes zu belasten wäre doch prima.»
    Da ist was dran, dachte D.D. «Gut, vergessen wir den leiblichen Vater für einen Moment. Es scheint jedenfalls, der Haussegen hing schief. Leonis Gesicht nach zu urteilen hat Brian Darby sie nicht zum ersten Mal geschlagen. Vielleicht hat er auch seine Stieftochter misshandelt. Ein paar Schläge zu viel, Trooper Leoni kommt nach Hause, findet die Leiche, und beide geraten in Panik. Der Stiefvater hat etwas Schreckliches getan, woran Trooper Leoni nicht ganz unschuldig ist, weil sie zu lange tatenlos zugesehen hat. Gemeinsam schaffen sie die Leiche fort. Sie kehren nach Hause zurück, fangen an zu streiten, und Tessa dreht durch.»
    «Trooper Tessa hilft, die Leiche zu beseitigen, und knallt anschließend ihren Mann ab?» Bobby brauchte nicht zu sagen, dass er das für absurd hielt.
    D.D. schaute ihm ins Gesicht. «Möglich ist alles. Das müsstest gerade du am besten wissen.»
    Er schwieg, hielt aber ihrem Blick stand.
    «Ich möchte mir Leonis Streifenwagen ansehen», sagte D.D.
    «Den nimmt sich schon einer von unseren Leuten vor.»
    «Und seinen Wagen?»
    «Ein GMC Denali, Baujahr 07. Darum kümmert sich einer deiner Leute.»
    D.D. zog eine Braue in die Stirn. «Hübsches Auto. Macht man bei der Handelsmarine so viel Geld?»
    «Er war Ingenieur. Ingenieure machen immer viel Geld. Und ich glaube nicht, dass sich Leoni an ihrem eigenen Kind vergriffen hat», sagte Bobby.
    «Nein?»
    «Ich habe mit Kollegen gesprochen, die mit ihr zusammengearbeitet haben. Sie konnten nur Gutes berichten. Liebevolle Mom, sehr fürsorglich mit der Tochter und so weiter und so weiter.»
    «Ach ja? Wussten sie auch, dass ihr Mann sie als Boxsack missbraucht?»
    Bobby sagte nichts, was auch eine Antwort war. Er kehrte der Szene den Rücken. «Sie könnte auch entführt worden sein», sagte er schließlich.
    «Frei zugängliches Grundstück, mitten in einem dicht bewohnten Stadtteil.» D.D. zuckte mit den Achseln. «Wäre nur ein sechsjähriges Mädchen verschwunden, würde ich mir alle einschlägig bekannten Kinderschänder vorknöpfen. Aber wie stehen die Chancen, dass sich ein Fremder ins Haus schleicht, während die Eltern gerade Zoff haben?»
    «Möglich ist alles», zitierte Bobby, klang aber ebenso wenig überzeugt wie sie.
    D.D. ließ den Blick über die plattgetrampelte Schneedecke wandern, auf der es womöglich einmal Spuren gegeben hatte, die ihnen weitergeholfen hätten. Sie seufzte.
    «Die Meldung kam als Hilferuf einer Kollegin», murmelte Bobby. «Darauf haben die Trooper reagiert. Keiner hat mit einem Tötungsdelikt gerechnet.»
    «Von wem kam der Anruf?»
    «Von ihr, schätze ich –»
    «Trooper Leoni.»
    «Vermutlich. Vielleicht hat sie einen Kollegen in der Kaserne angerufen, der dann die Kavallerie zusammengetrommelt hat. Irgendjemand wird wohl auch die Einsatzleitung verständigt haben. Jedenfalls rückte auch der Chef mit an. Und als Lieutenant Colonel Hamilton hier eintraf –»
    «Stellte er fest, dass jede Hilfe zu spät kam», beendete D.D. den Satz.
    «Vernünftigerweise hat Hamilton sofort die zuständigen Bostoner Kollegen verständigt.»
    «Und warum lässt er auch seine eigenen Detectives kommen?»
    «Eigeninteresse. Was weiß ich?»
    «Ich will eine Mitschrift der Anrufe haben.»
    «Als Verbindungsmann der State Police könnte ich dir den
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