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Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Wer Blut sät (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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auserlesenen Erbanlagen der edlen Tiere
    durcheinanderbringen.
     
    Heinz schreckte auf, als er herannahende Stimmen hörte.
    Er war auf der Bank eingenickt, und das wohl für längere Zeit, denn die Herrschaften kamen bereits von der Koppel zurück. Mit fahrigen Händen schnappte er sich ein neben ihm liegendes Halfter und bürstete daran herum.
    „Es ist diese Nacht geboren worden?“ hörte er das Fräulein von Roder fragen. „Nicht einmal einen Tag alt, also?“
    Offensichtlich war heute Nacht ein Fohlen auf die Welt gekommen, schlussfolgerte Heinz und blickte von seiner Arbeit auf. Das junge Mädchen in seinem Seidenkleidchen eilte der Gesellschaft hügelan voraus. Der Hut befand sich jetzt in der Hand ihres Vaters, der neben Herrn Adlam zum Stall hinaufkam. Johannes folgte ihnen allen mit einem gewissen Abstand. Am Halfter führte er eine junge Fuchsstute, die ihr überschüssiges Temperament durch beständiges Trippeln äußerte.
    Ohne Heinz zu beachten, gingen die Herrschaften an ihm vorbei und verschwanden im Stall.
    Nur Johannes warf ihm einen kurzen Blick zu und zischte: „Das Halfter hast du vor einer Stunde schon gebürstet, Blödmann!“ bevor er die unruhige Stute durch das Stalltor führte.
    Heinz legte das besagte Halfter hastig beiseite, obwohl niemand ihn nun mehr sehen konnte. Er hatte jetzt wirklich keine Lust mehr auf dieses Theater und wollte am liebsten einfach alles stehenund liegenlassen, um für den Rest des Tages unten im Dorfgasthaus zu versinken.
    Plötzlich herrschte dort drinnen im Stall Aufregung, das Mädchen gab einen unterdrückten Schrei von sich und die Stimmen der Männer wurden deutlich lauter. Heinz stand schnell auf und eilte zum Stalltor, um zu sehen, was geschehen war.
    Die Gesellschaft hatte sich um die Box versammelt, in der die Mutterstute mit dem neugeborenen Fohlen stand. Herr von Roder hielt seine Tochter schützend im Arm, ihr Gesicht war von der Box abgewandt. Johannes war halb in der Box verschwunden, betrachtete etwas, was dort im Stroh lag und rief aufgeregt aus: „Es ist nicht unseres, es ist braun!“
    Robert Adlam stand zwei Schritte hinter ihm, die Arme vor der Brust verschränkt. Er sagte nichts, sondern blickte nur auf die bezeichnete Stelle zu Johannes’ Füßen.
    Heinz konnte nicht erkennen, worum sich die Aufregung drehte und ging deshalb mit schnellen Schritten näher heran. Die junge Stute, die das Fräulein von Roder ausgesucht hatte, stand recht verloren mitten im Stallgang und scharrte mit dem linken Vorderhuf auf dem Steinfußboden. Als Heinz an ihr vorbei war, konnte er endlich den Grund der Aufregung erkennen. Zu Johannes’ Füßen im Stroh lag ein kleines, lebloses Bündel, mit verrenkten, blutbesudelten Beinen. Und nach einigen weiteren Schritten konnte er auch den Kopf des winzigen Tieres sehen. Oder das, was davon übriggeblieben war: Eine zermatschte Schädeldecke, Knochensplitter, Blut und Hirnmasse.
    Das Mädchen weinte nicht, es drehte sich jetzt sogar wieder um und stellte sich ein zweites Mal dem grausamen Anblick.
    „Es ist nicht unseres“, betonte Johannes noch einmal und warf einen Blick über die Schulter, zu Herrn Adlam, der noch immer stumm blieb. Die aufgeregte Mutterstute versuchte schnaubend, sich an Johannes vorbei zu zwängen, doch der drängte sie zurück in die Box.
    „War es die Stute? Sie hat doch nicht etwa das Fohlen totgetreten?“ fragte Herr von Roder mit belegter Stimme.
    „Es ist nicht ihr Fohlen“, betonte Johannes abermals.
    „Wo ist denn ihr Fohlen?“ fragte das Mädchen in einem erstaunlich festen Tonfall.
    „Nicht hier“, erwiderte Johannes verwirrt. „Was soll das alles bloß? Wie kommt das tote Tier hier in den Stall?“
    Heinz konnte schlussendlich nicht mehr gegen seine Übelkeit ankämpfen. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief so schnell ihn seine Füße tragen konnten hinaus, um sich vor der Stalltür zu übergeben.
    *** „Ich war kurz, bevor du zu mir gekommen bist, im Stall, und da war noch alles in Ordnung“, sagte Johannes zu Heinz, nachdem er die Schaufel, mit deren Hilfe er das tote Tier begraben hatte, zurück in den Schuppen gebracht hatte. „Und du bist vor dem Stall eingepennt, als wir weg waren. Gib ’s doch zu!“
    Heinz schüttelte zuerst heftig den Kopf, aber Johannes runzelte nur ärgerlich die Stirn und schien ihm nicht zu glauben. Daraufhin besann er sich eines Besseren und gab zögernd zu: „Ich bin kurz eingenickt, nur ’n paar Minuten.“
    „Er wird es dir in
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