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Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)

Titel: Wenn ich in deine Augen seh (Bianca) (German Edition)
Autoren: Mary J. Forbes
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der Ranch an.
    Tom meldete sich, gab ihr Ashfords Handynummer und erklärte: „Mit ihm müssen Sie reden.“
    Natürlich. Das Cottage hat schließlich seiner Frau gehört.
    Sie wählte seine Nummer. Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    „Hallo, Ash“, begrüßte sie ihn munter, als wäre es selbstverständlich, ihn anzurufen und als hätte sich ihr Puls kein bisschen beschleunigt. „Hier ist Rachel Brant. Ich wollte mal nachfragen …“
    „Es ist alles fertig.“
    „Oh! Dann können wir einziehen?“
    „Ja.“
    Sie ballte eine Siegerfaust. „Ist Ihnen heute Nachmittag recht?“
    „Um welche Uhrzeit?“
    „Mal sehen … Ich arbeite bis drei. Dann hole ich Charlie aus der Schule und miete mir einen Anhänger.“ Außerdem musste sie aus dem Motel auschecken und Lebensmittel für das Abendessen einkaufen. „Gegen halb fünf?“
    „Soll mir recht sein. Ich lasse den Schlüssel bei Inez.“
    „Inez?“
    „Unsere Haushälterin.“
    „Werden Sie denn nicht da sein?“
    „Wahrscheinlich nicht. Hilft Ihnen jemand?“
    „Nicht nötig. Wir haben nur ein paar Kartons und unsere Kleidung.“
    „Keine Möbel?“
    „Nein.“ Wozu, wenn sie fast jedes Jahr in eine andere Stadt umzog? Auf der Jagd nach einer neuen Folge für die Artikelserie.
    „Ich verstehe.“
    Das glaube ich kaum. Aber eine Erklärung hätte Fragen aufgeworfen, die sie nicht beantworten wollte. „Wir kommen also nachher.“
    „Gut.“
    Rachel wollte sich verabschieden, doch da ertönte schon das Freizeichen. Die McKees waren anscheinend nicht zu langen Gesprächen aufgelegt.
    Sie verstaute die Kamera im Aktenkoffer – eine jahrelange Angewohnheit für den Fall, dass sich unerwartet eine Story ergab – und holte ihre Handtasche aus der Schreibtischschublade. Während sie in ihren langen grauen Mantel schlüpfte, sagte sie zu dem einzigen Kollegen, der sich noch in der Redaktion aufhielt: „Bis morgen, Marty.“
    Er war es, der den fatalen Unfall verursacht hatte, bei dem Susie McKee ums Leben gekommen war. Ein tollkühner Jungspund auf der Jagd nach einer Sensationsmeldung.
    Er hob den Kopf. „Sie ziehen auf die Flying Bar T ?“
    „Stimmt.“
    Er zog eine Grimasse. „Nehmen Sie sich bloß in Acht vor Ashford McKee.“
    „Warum sagen Sie das?“
    „Weil er ein sonderbarer Einzelgänger ist.“
    „Aber er hat doch Angehörige!?“
    Marty runzelte die Stirn. „Passen Sie einfach auf sich auf, okay? Bei dem Typen sieht man immer nur die Spitze des Eisbergs.“
    Während sie zu Charlies Schule fuhr und darauf wartete, dass er aus dem Gebäude kam, dachte sie über Martys Bemerkung nach. Marty irrt sich. Das, was du bei Ashford siehst, bekommst du auch. Er hat keine dunklen Geheimnisse.
    Die Fotos von seiner Frau bewiesen diesen Standpunkt doch. Er hatte sie geliebt. Und er liebte seine Tochter und seinen Vater.
    Bei der Vorstellung, Ashford in einer guten Stunde wiederzusehen, beschleunigte sich Rachels Herzschlag. Sie musterte sich im Rückspiegel und kämmte sich mit den Fingern durch die Haare. Großer Gott! Was war nur in sie gefahren, dass sie sich für einen wortkargen Mann mit Hang zu Bissigkeit herausputzte?
    Du musst dein Leben umkrempeln, sagte sie zu sich. Sobald Charlie die zweite Klasse beendet hatte, wollte sie aus dieser Stadt verschwinden. Am liebsten mit einem Düsenflieger in Lichtgeschwindigkeit. Das nächste Schuljahr sollte er in Richmond, Virginia, besuchen, und sie wollte dort für American Pie arbeiten. Und in einem Häuschen mit Garten wohnen.
    Charlie kam aus dem Gebäude gerannt. Sein offener Parka flatterte im Wind, sein Ranzen baumelte an einem Gurt. Er sprang auf den Rücksitz und knallte die Tür zu.
    „He, mein Kleiner.“ Lächelnd drehte Rachel sich zu ihm um. Er war ihr ganzer Stolz und ihre Freude. „Wie war dein Tag?“
    „Ganz okay.“
    Die stereotype Antwort eines Jungen in seinem Alter. „Hast du Hausaufgaben auf?“
    „Mathe.“
    Seufzend fuhr sie los. Sie musste dringend einen Termin mit seiner Klassenlehrerin vereinbaren, die wiederholt ins Klassenbuch geschrieben hatte: Charlie hat heute wieder einen Roman im Unterricht gelesen. Klassenziel – nicht erreicht.
    Seit Rachel ihm zum fünften Geburtstag ein Kinderbuch von Barbara Park geschenkt hatte, war ihr Sohn zu einer Leseratte mutiert. Leider beeinträchtigte diese Leidenschaft seine emotionale und soziale Kompetenz. Er war zu einem kleinen einsamen Jungen geworden, der in seiner Angst vor immer neuen Schulen und neuen
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