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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Elizabeth Haynes
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habe.«
    »Witzbold!«
    »Genau das magst du doch an mir. Wie dem auch sei – da wären wir.«
    Wir fuhren langsam über einen langen, kurvigen Weg, der von gepflegten Rasenflächen, Bäumen, Holzbänken und Blumenbeeten gesäumt wurde. Hinter einer breiten Eibenhecke befand sich ein Parkplatz. Dort standen bereits andere Fahrzeuge und einige Trauergäste. Genau wie alle anderen sah auch ich mich nach bekannten Gesichtern um und lächelte zögernd.
    »Ich warte hier auf dich«, sagte er.
    »Bitte komm mit.« Aus irgendeinem Grund brauchte ich einen Vorwand, um seine Hand halten zu können.
    »Ich warte hier«, wiederholte er.
    Was für ein Sturkopf! Ich knallte die Tür zu, so fest ich konnte, doch sie gab nur ein sanftes Knacken von sich.
    Die Beerdigung dauerte nicht lang. Während ich mit der mir unbekannten Trauergesellschaft draußen vor der Kapelle wartete, kamen seitlich die Trauergäste der vorherigen Beerdigung heraus. Wir waren um die vierzig Personen, vielleicht auch etwas mehr. Eine Frau um die fünfzig war bestimmt Caddys Mutter – sie sah genauso aus wie sie, klein, kurvenreich, wunderschön. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem ordentlichen Knoten zusammengebunden. Sie weinte bitterlich, aber ohne einen Ton von sich zu geben, und tupfte sich die Tränen ab, während ein junges Mädchen, das wie Caddys jüngere Schwester aussah, ausdruckslos und blass neben ihr stand. Ich versuchte mir die Zeit damit zu vertreiben, die Familienmitglieder zuzuordnen.
    Verlegen stand ich alleine da und wünschte mir, ich hätte nicht so viel Schwarz angezogen.
    Der Wagen mit dem Sarg fuhr vor, die Bestattungsunternehmer luden ihn auf die Schultern. Ich erkannte Beverley Davies, die Beamtin, die mich befragt hatte. Sie stand ganz hinten und sah irgendwie anders aus. Sie trug einen grauen Hosenanzug und ein graues, grimmiges Lächeln.
    Nach einer halben Stunde war die Trauerfeier vorüber. Ich saß ganz hinten und hörte zu, wie sie über Caddy sprachen. Dabei fragte ich mich, ob ich in der falschen Kirche saß, weil alles, was sie über sie sagten, eine Frau betraf, der ich nie begegnet war. Sie war eine liebende Schwester, eine talentierte Pianistin und Sängerin gewesen, hatte einen guten Abschluss in Englisch und eine Ausbildung als Lehrerin gemacht. Sie hatte ein Jahr lang mit Leidenschaft unterrichtet und sich dann eine Auszeit gegönnt, um nach London zu gehen und dort zu arbeiten. Niemand erwähnte, dass sie auch eine begnadete Tänzerin war. Und niemand erwähnte das Barclay.
    Meine Gedanken schweiften ab. Als sich die Vorhänge um den Sarg schlossen, schloss ich die Augen.
    Wir verließen zu Musik von Adele die Kirche, und ich hätte am liebsten geheult. Dann musste ich ein hysteri sches Kichern unterdrücken, als mir einfiel, dass sie besser Caddys Lieblingssong, Buttons von den Pussycat Dolls, gespielt hätten.
    Ich gesellte mich zu den Leuten, die mit Caddys Mom und ihrer Schwester reden wollten, und überlegte, was ich sagen sollte. Tut mir leid, dass ich sie nicht gerettet habe? Tut mir leid, dass ich sie zu meiner Party eingeladen habe? Ich wünschte, es wäre nicht passiert?
    »Es tut mir so leid«, sagte ich schließlich. »Ihre Tochter war ein wunderbarer Mensch.«
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Caddys Mom und sah an mir vorbei zur nächsten Person in der Reihe.
    Caddys Schwester weinte. Ein Freund mit Ohrringen und einem ungepflegten Bart bot ihr seine Schulter zum Ausweinen an.
    Die Leute eilten bereits wieder zum Parkplatz, und ich folgte ihnen.
    »Genevieve?«
    Das war Beverley Davies. Sie versuchte zu lächeln, gab es dann aber auf und lief neben mir her.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Gut, danke. Wissen Sie, wo Jim ist?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Er hat nichts Falsches getan«, sagte ich.
    »Man wird Ihre Aussage berücksichtigen. Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken, dass Sie gekommen sind. Ich kenne die Familie – sie hat eine schwere Zeit durchgemacht.«
    »Ja.«
    »Kommen Sie noch mit in den Pub?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht – vermutlich eher nicht …«
    »Nun, falls wir uns nicht mehr sehen sollten … Passen Sie gut auf sich auf!« Dann ging sie zum dunkelgrauen Vauxhall, der am Rand halb auf dem Rasen parkte, und stieg ein. Ich sah ihr nach, als sie wegfuhr.
    Die Fenster des BMW standen offen, Dylan sah mich durch eine Öffnung in der Hecke an, als ich auf ihn zukam.
    »Sie gehen noch in einem Pub was trinken«, sagte ich durch das offene
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