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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
Autoren: Tom Holt
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wie ein Irrwisch durch die Jahrhunderte. Er denkt einfach nicht nach.«
    »Eigentlich steht es ihm ja auch gar nicht zu nachzudenken, oder?« merkte Mountjoy an.
    »Wie dem auch sei. Was mir jedenfalls schlaflose Nächte bereitet, ist die Vorstellung, daß er eines Tages womöglich tatsächlich Erfolg haben könnte. Also finde diesen Mistkerl. Weißt du, was sonst ge-47
    schieht? Ich nehme nicht an, daß du dir das schon mal vorgestellt hast.«
    Mountjoy hatte diese lästige Angewohnheit, an den Rändern zu flackern, wenn er um eine Antwort verlegen war. »Bei allem Respekt, aber das ist doch nicht sehr wahrscheinlich, oder?«
    »Und warum nicht?« fragte Julius finster drein-blickend zurück. »Wie du weißt, sind schon merkwürdigere Dinge geschehen. Ich meine, eigentlich dürfte niemand von uns hier sein.«
    Mountjoy rematerialisierte nun vollständig. »Das war doch ein einmaliger Vorfall, der sich niemals wiederholen kann.«
    »Meinst du?« Julius schüttelte den Kopf. »Zu-nächst einmal hätte so etwas niemals geschehen dürfen, trotzdem ist es passiert. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich die Zeit zurückgedreht und ihm ei-ne anständige Abreibung verpaßt. Das hätte diesen begriffsstutzigen Herrn Soundso wieder zur Räson gebracht. Jetzt haben wir den Salat … aber wir weichen vom Thema ab. Dieses Hin- und Hergerase durch die Zeit muß endlich aufhören.«
    »Nun, ich …«
    Julius wollte seinem Hofgeistlichen einen finsteren Blick zuwerfen, mußte aber feststellen, daß er durch eine verschwommene und immaterielle Sil-houette hindurch nur noch die Wand anstarrte. »Nun mach schon«, forderte er ihn lustlos auf. »Spuck’s endlich aus.«
    »Bei allem gebührenden Respekt, aber findet Ihr 48
    wirklich, daß es Eure Aufgabe ist, de Nesle zu ge-statten, ob er so weitermachen darf oder nicht? Müß-
    te eine solche Entscheidung nicht von … ?«
    »Allerdings«, unterbrach ihn der Gegenpapst,
    »doch nach meiner Ansicht besitze ich als sein mit allen Befugnissen ausgestatteter Vertreter die uneingeschränkte Vollmacht, ihn zu … Hör endlich auf, dauernd zu verschwinden, wenn ich mit dir rede. Ich verliere dann immer den Faden. Danke.«
    »Die uneingeschränkte Vollmacht?«
    Julius runzelte die Stirn. »Ja, verdammt noch mal, warum nicht? Warum sollte ich Johannes de Nesle nicht auslöschen dürfen?«
    »Auf dem vierundsiebzigsten Laterankonzil wurde …«
    »Hör mir auf mit dem vierundsiebzigsten Laterankonzil!«
    »Die päpstliche Bulle Non tibi solo …«, sagte ein glitzernder Nebelfleck.
    »Das gehört nicht zur Sache«, unterbrach ihn der Gegenpapst. »Und wenn du das nicht erledigen willst, dann kann ich das durchaus verstehen. In der Abteilung für Rentenbescheide ist immer eine Stelle für dich frei.«
    Mountjoy rematerialisierte mit einem fast hörbaren Klicken. »Ich verstehe.«
    »Du denkst doch jetzt hoffentlich nicht, daß ich dir drohen will, oder?«
    »Nein, woher denn?«
    »Ich meine, ich habe gehört, die sollen da unten in 49
    letzter Zeit die Ausstattung ein ganzes Stück verbessert haben. Soviel ich weiß, soll sogar jemand die Fenster geputzt haben.«
    »Trotzdem …«
    »Na prima, wir verstehen uns. Du meine Güte, ist es wirklich schon so spät? Ich muß mich beeilen.«
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2. KAPITEL
    h, wer war das?« fragte Guy so beiläufig wie m
    Ä öglich.
    »Wie bitte?« De Nesle grinste.
    »Na, diese … Ähm … Dame, die eben hier reingekommen ist.«
    »Ach so, die. Das war meine Schwester Isoud.
    Wollen wir uns jetzt auf den Weg machen?«
    »Jaja, sicher«, antwortete Guy, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Deine Schwester also …«
    De Nesle ließ sich erneut auf der Schreibtischplatte nieder und griff nach der Kaffeetasse. Er nahm einen Schluck und zog eine Grimasse. »Igitt, sie hat schon wieder Zucker reingetan. Typisch meine Schwester. Sie kocht abscheulichen Kaffee, der Teufel soll sie holen.
    Aber immerhin noch besser, sie am Hals zu haben als die Pest. Nun, wenn ich die Lage richtig beurteile, dann hast du es plötzlich gar nicht mehr so eilig, nach Hause zu kommen, wie?«
    Guy riß abrupt den Kopf hoch, doch erkannte er schnell, daß es nur wenig Zweck hatte zu lügen, und er nickte.
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    »Du zögst es vor«, fuhr de Nesle mit leicht belustigtem Unterton fort, »den Rest deines Lebens als edler Ritter an der Seite von La Beale Isoud zu verbringen, in ihrem Namen Heldentaten zu vollführen und dich darum zu bemühen, ihrer würdig zu sein, stimmt’s?«
    »Na ja«,
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