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Wenn die Liebe erwacht

Wenn die Liebe erwacht

Titel: Wenn die Liebe erwacht
Autoren: Johanna Lindsey
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allein um ihrer Schönheit willen heiraten wollen, aber keiner von ihnen hatte soviel Land besessen wie William von Montwyn.
    Es hatte sich jedoch herausgestellt, daß William gar nicht alles besaß, wovon Judith geglaubt hatte, es gehöre ihm. Drei seiner Burgen gehörten seiner Tochter. Wenn sie das gewußt hätte, hätte Judith William nie geheiratet.
    Er hatte derart über diese Eheschließung getobt, daß Judith sagen mußte, sie bekäme ein Kind. Hätte sie das nicht getan, hätte er sie augenblicklich aus dem Haus geworfen. Judith konnte keine Kinder bekommen. Eine Abtreibung im Vorjahr hatte das für immer unmöglich gemacht, aber davon wußte William nichts.
    Um sich vor dem Zeitpunkt zu schützen, zu dem William sie nach ihrer angeblichen Schwangerschaft fragen würde, ermutigte sie ihn in seiner Neigung, sich zu betrinken. Von da an hatte sie ihn in berauschtem Vergessen verharren lassen. Ihr machte es nichts aus, daß sie dazu beigetragen hatte, diesen Mann zu ruinieren, denn sie haßte ihn seit dem Tag, an dem er sie geschlagen hatte. Sie haßte ihn immer noch. Jetzt war er nur noch ein Trinker. Sie ertrug seine Nähe nicht.
    Judith kümmerte sich um Montwyn und gestattete sich jede Laune, sei es, kostbare Gewänder und Juwelen zu besitzen oder gutaussehende Liebhaber um sich zu scharen. Alles lag in ihrer Hand, und sie hatte sofort nach der Heirat dafür gesorgt, daß Williams Tochter nicht in Montwyn war und sich einmischen konnte.
    Anfangs war es leicht gewesen, William zu erzählen, Leonie besuche Verwandte. Später stellte sie fest, daß sie ihm einreden konnte, er sähe Leonie regelmäßig, denn er war durch das Trinken und seine Trauer in einer so schlechten Verfassung, daß sie ihm alles einreden konnte. Nach kürzester Zeit war er ständig verwirrt.
    Die Verwandten und Nachbarn hörten auf, sich nach Leonie zu erkundigen, da sie glaubten, sie sei auf ihren eigenen Wunsch hin nach Pershwick gegangen, weil es ihr lieber war, als bei einem ständig betrunkenen Vater zu bleiben. Leonie wurde gesagt, ihr Vater wolle nichts mit ihr zu tun haben, und habe ihr verboten, Montwyn zu besuchen. Auf die eine oder andere Weise gelang es Judith, die Wahrheit zu verschleiern.
    In der Zwischenzeit blieb Leonies Aussteuer ein Teil von Montwyn, und Judith gab alle Gewinne aus. Sie wies auch alle Heiratsanträge in Williams Namen ab, da sie nicht die Absicht hatte, auf die Nutzung von Leonies Ländereien zu verzichten. Wenn sie durch Leonies Tod an Montwyn gefallen wären, hätte sie Leonie vielleicht sogar umgebracht, doch Elisabeths Testament vermachte die Ländereien ausschließlich Leonie. Sollte sie ohne Nachkommen sterben, würde das Land wieder an Shefford fallen.
    Durch königlichen Befehl war sie jetzt gezwungen, die Ländereien aufzugeben. Wer war dieser Rolfe d’Ambert, daß er so hoch in der Gunst seiner Majestät stand? Judith hatte seine beiden Anfragen beantwortet, erst sein Ansinnen, Pershwick zu kaufen, dann seinen Heiratsantrag, und daher wußte sie, daß Pershwick das war, was der Freier eigentlich haben wollte. Aber warum hatte er die Burg dann nicht gewaltsam erobert? Es ist einfach zu ärgerlich, dachte sie immer wieder, während sie in ihrem Zimmer auf und ab ging. Sie hatte alles so geschickt gehandhabt, und jetzt das!
    »Judith.«
    Sie zuckte zusammen. Sie hatte nicht gehört, daß William eingetreten war. Als sie ihn ansah, war sie schockiert. Er sah schrecklich aus, viel schlimmer als sonst. William ging es jeden Morgen schlecht, bis er das erste Glas getrunken hatte, aber heute schien er kaum in der Lage zu sein, den Kelch an den Mund zu heben. Sie würde ihm mitteilen müssen, was sie zu sagen hatte, ehe er dieses erste Glas ausgetrunken hatte.
    »Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, William. Ganz nach deinen Wünschen«, begann Judith mit ruhiger Stimme. »Wir können nach Pershwick aufbrechen, sobald du fertig bist.«
    »Nach Pershwick?«
    »Zu Leonie, William. Wir werden über Nacht dort bleiben und dann in Crewel die Hochzeit feiern.«
    »Die Hochzeit?« Er sah ihr starr in die Augen. Das Weiß seiner Augäpfel war von so vielen roten Adern durchzogen, daß es wie ein häßliches Rosa aussah. »Ich kann mich nicht erinnern …«
    »William, du kannst doch nicht die Hochzeit deiner eigenen Tochter vergessen haben«, sagte Judith mit geheuchelter Entrüstung.
    Natürlich hatte sie ihm kein Wort davon erzählt, und er hatte somit nichts vergessen.
    »Unsinn, Frau«, sagte er.
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