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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
Autoren: Bettina Landgrafe
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ich noch jünger war. Ohne sie hätte ich keine Chance gehabt.
    Außerdem kann ich einfach nicht permanent die Augen vor dem Elend verschließen. Ich bin nun mal so geschaffen, dass ich es sehe, wenn irgendwo jemand leidet, sei es ein Mensch oder ein Tier. Es ist mir unmöglich, das einfach auszublenden und so zu tun, als sei alles Friede Freude Eierkuchen. Und wenn ich es sehe, dann muss ich auch handeln.
     
    Vor kurzem hatte ich zu Hause in Hagen ein typisches Erlebnis. Ich wollte eben zu einem wichtigen Treffen fahren, als ich vor meiner Garage eine verletzte Taube entdeckte. Also verschob ich meinen Termin und fuhr stattdessen zum Tierarzt – mit der Taube in einem Karton. Im Wartezimmer hielt ich den großen Vogel vorsichtig auf meinem Schoß, als mich ein junger Mann, der mit seinem Hund auf die Behandlung wartete, ansprach.
    »Kenne ich Sie nicht aus dem Fernsehen?«, fragte er, »sind Sie da nicht letzte Woche aufgetreten?«
    »Ja, das ist richtig«, sagte ich, »mein Name ist Bettina Landgrafe, mein Verein heißt Madamfo Ghana.«
    »Und was«, wollte mein Gegenüber wissen, »machen Sie jetzt hier?«
    »Ich habe eine verletzte Taube gefunden, die bringe ich zum Tierarzt«, gab ich zurück.
    »Ach«, entfuhr es ihm, »Sie retten auch Tiere?«
    »Ich rette alles!«
    Wir lachten. Und als der Mann mit seinem Hund aus dem Behandlungszimmer kam, drückte er mir einen Fünfzig-Euro-Schein in die Hand.
    »Hier«, sagte er, »für Ihre Projekte in Ghana.«
    Da war ich wirklich sprachlos.
    »Brauchen Sie eine Spendenbescheinigung?«, fragte ich ihn.
    Doch er winkte ab.
    »Nö«, meinte er, »ich vertraue Ihnen auch so.«
     
    Manchmal ist es anstrengend, wenn man ständig all das wahrnimmt, was im Argen liegt. Einfach nicht in der Lage zu sein, manche Dinge auszublenden, keine Scheuklappen zu haben. Aber ich betrachte es als eine besondere Gabe, die mich zum Handeln verpflichtet. Wenn ich schon das ganze Elend wahrnehme, dann muss ich auch etwas tun. Und so kam es, dass ich irgendwann Leute traf, denen es genauso ging. Dass dies ausgerechnet in Westafrika im Land Ghana passierte, hätte ich mir vorher nicht träumen lassen.

[home]
    Kapitel 2
    Wie alles begann
    V on meinen Großeltern lernte ich, mich durchzubeißen, und das Vertrauen in mich selbst, den Glauben, dass mir alles möglich ist, wenn ich es nur wirklich will. Auch mein Opi war immer schon einer, der anderen half, von klein auf kannte ich es nicht anders, als dass man sich um die kümmert, die es nötig haben. Außerdem vermittelten mir meine Großeltern auch die Freude am Reisen, denn die beiden waren wahre Globetrotter und hatten zu Hause eine Weltkarte mit einem Netz aus Linien, die markierten, wo sie schon überall gewesen waren. Von jeder Reise brachten sie Super-8-Filmaufnahmen mit, und mein Großvater legte seinen ganzen Ehrgeiz in die Aufbereitung dieser Filme, zu deren Präsentation er seinen umfangreichen Freundeskreis einlud.
    Den Vorspann produzierte mein Opa eigenhändig im Hobbykeller, und da fielen auch mir oft Aufgaben zu. Einmal hatte er ein großes Buch präpariert, und das musste sich wie von Zauberhand öffnen. Dafür hatte er unsichtbare Fäden an der Seite befestigt, und ich musste daran ziehen, damit sich das Buch schön aufklappte. Auch hier entpuppte er sich als Perfektionist, und wenn das nicht genau so ging, wie er es haben wollte, dann konnte er ganz schön sauer werden. Und so mussten wir es noch mal machen und noch mal und noch mal – bis es seinen Vorstellungen entsprach. Für die Vorführung selbst bastelte ich sogar Eintrittskarten, und gemeinsam mit einem kleinen Freund, dem Sohn eines Kollegen meines Opis, saß ich begeistert auf dem Fußboden vor der ersten Reihe. Nach den ersten zwanzig Minuten des Vortrags schliefen wir allerdings mit schöner Regelmäßigkeit beide ein.
    Meine Großeltern waren schon überall, und ich beneidete sie heiß darum. Auch ich wollte auf die Osterinseln, in die Südsee, nach Australien, Südamerika und Afrika, und auf jeden Fall wollte ich wie sie mit dem Flugzeug über den Mount Everest fliegen. Ich legte eine Liste an mit der Überschrift: »Was ich sehen muss, bevor ich sterbe.«
    Diese Liste habe ich heute noch, und erst ein kleiner Teil von dem, was draufsteht, ist abgehakt. Zugegeben, sie ist ziemlich umfangreich und enthält Bemerkungen wie: »Mit dem weißen Hai tauchen«, was noch offen ist, oder: »Den Dalai-Lama treffen«, was ich bereits geschafft habe.
    Ich sparte für
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