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Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid

Titel: Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
Autoren: Gabriella Engelmann
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ich öffnete, lugte ich vorsichtig durch den Spion. Ich war ausnahmsweise ganz alleine im Haus, also konnte ich nicht genug aufpassen. Doch Salat, Radieschen, Kirschen und Äpfel waren ja nicht gerade gefährlich, dachte ich grinsend, als ich die Tür öffnete.
    Hm, die Äpfel sahen heute besonders lecker aus, vielleicht eine neue Sorte. Ich biss schon hinein, während ich die erste der beiden Kisten in den Flur balancierte. Die Tür ließ ich einen Spalt offen. Der Apfel war ein Gedicht, so süß und saftig, köstlich…!
    Doch was war das? Vor meinen Augen tanzten Blitze und Punkte, ich begann zu schwitzen, mein Puls raste und mein Magen fühlte sich an, als würde er von einem Pfeil durchbohrt. Plötzlich hatte ich Schwierigkeiten zu schlucken und schließlich sogar zu atmen.
    Und dann war alles vorbei.

47
    Die Frau konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Da das Gift, das sie in die Äpfel injiziert hatte, sehr schnell wirkte, war davon auszugehen, dass das Mädchen bereits tot war. Vorausgesetzt natürlich, es hatte überhaupt schon in einen der Äpfel gebissen…
    Nun, sie würde es gleich erfahren, denn der Spiegel kannte wie immer die Antwort. Aufgeregt setzte sich die Frau davor. Den Champagner würde sie diesmal erst öffnen, wenn sie die Gewissheit hatte, dass das Mädchen endlich, endlich keine Gefahr mehr für sie darstellte. Sie sah Sarah im Geiste tot auf dem Boden der WG liegen. Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz. Diesmal können die Zwerge dich nicht retten!
    Und dann stellte sie erneut die Frage aller Fragen:
    Spieglein, Spieglein an der Wand.
Wer ist die Schönste im ganzen Land?
    Mit klopfendem Herzen wartete sie auf die Antwort. Und tatsächlich:
    Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land!
    Die Frau stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, entkorkte den Veuve Cliquot und genoss den Augenblick ihres Triumphs. Sie hatte so lange auf ihn gewartet.

48
    Fröhlich pfeifend sprintete Guido die Treppe zur Wohnung hinauf. Soeben waren der Ofen und der Kühlschrank für den Veggi-Himmel angeliefert worden und er konnte es kaum abwarten, das Gemüse aus der Öko-Kiste zu holen, um später im Laden ein erstes Probegericht zu kochen. Vielleicht hatte Sarah ja Zeit und Lust, ihm dabei zu helfen.
    Oben angekommen stutzte er. Was war das? Eine der beiden Kisten lag auf der Fußmatte, die Tür stand einen Spalt weit offen. Plötzlich überkam ihn ein ungutes Gefühl.
    »Sarah?!«, rief er und stürmte in die Wohnung. »Schneewittchen, bist du da?« Keine Antwort. Nur eine unheimliche Stille, die lähmend über dem Raum lag.
    Nachdem er seine Freundin nirgends gefunden hatte, ging er Richtung Badezimmer. Und da sah er sie: Sie lag zusammengekrümmt auf dem kalten Steinboden, das Haar um sich herum ausgebreitet wie ein schwarzes Seidentuch, die Lippen blutrot, die Beine merkwürdig verrenkt, das Gesicht ganz blass. Leichenblass…
    Guido kniete sich schnaufend neben sie und nahm ihre kalte, leblose Hand. Sarah atmete kaum noch und hatte auch keinen Puls mehr. Guido riss sein Handy aus der Hosentasche, wählte mit zitternden Fingern den Notruf und flehte die Beamtin an, sofort die Feuerwehr in die Karolinenpassage sieben zu schicken. »Es geht um Leben und Tod!«, keuchte er und streichelte Sarah gleichzeitig übers Haar, als könne er sie dadurch wieder zurückholen. »Und bitte schicken Sie jemanden mit einer Tragebahre, denn das Auto kann nicht in die Passage hineinfahren!« Gut, dass er daran gedacht hatte.
    Die nächste Nummer, die er wählte, war die von Felix. Der hatte zum Glück gerade frei und bot an, direkt in die Uni-Klinik zu fahren, wo man Sarah hinbringen würde.
    Die Minuten, in denen Guido auf das Eintreffen der Notärzte wartete, schlichen dahin wie Stunden. Wertvolle Minuten, die für Sarah lebenswichtig waren. Verdammt! Warum brauchten die nur so lang?!
    »Bitte halt durch«, flüsterte er und hielt Sarahs Hand, während der Wagen mit schrill jaulendem Martinshorn durch die Stadt brauste. »Du darfst nicht sterben! Bitte, Sarah!«
    Tränen rollten über sein rundes Gesicht und der begleitende Sanitäter nickte ihm mitleidvoll zu.
    Als Sarah in die Schleuse der Notaufnahme gefahren und von einem Ärzteteam in Empfang genommen wurde, musste Guido zurückbleiben. »Wir tun alles, was in unserer Macht steht«, rief einer der Ärzte ihm zu, als Sarah endgültig aus seinem Blickfeld verschwand.
    Guido ließ sich erschöpft auf einen der Besucherstühle sinken und
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