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Weil du mich siehst

Weil du mich siehst

Titel: Weil du mich siehst
Autoren: Manuela Inusa
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schmecken taten sie köstlich.
     
    An Heiligabend holte Jens die beiden ab. Sandra hatte das Haus festlich geschmückt und einen Braten gemacht. Finn hatte, seit seine Mutter vor vierzehn Jahren gestorben war, kein solch harmonisches Fest gefeiert und war ganz überwältigt, vor allem davon, dass alle ihn beschenkten, womit er nicht im Mindesten gerechnet hatte.
     
    »Ich habe gar nichts für euch«, sagte er. Außer den Süßigkeiten für die Kinder und der Flasche Wein, die er zusammen mit Paula im Supermarkt für sie besorgt hatte, hatte er ihnen nichts gebracht und hatte nun ein schlechtes Gewissen.
     
    »Finn, weißt du denn nicht, dass du uns das größte Geschenk von allen gemacht hast?«, fragte Sandra mit Tränen in den Augen. »Du hast meiner Schwester Frieden geschenkt. Wir sind dir so unglaublich dankbar, dass du in unser aller Leben getreten bist.«
     
    Paula drückte Sandras Hand und sagte: »Sandra, kann ich nachher mal mit dir sprechen?«
     
    Nach dem Essen setzten sich die beiden Schwestern ungestört in Sandras Nähzimmer. »Was hast du auf dem Herzen, kleine Schwester?«
     
    Paula fiel es sichtlich schwer, die folgenden Worte auszusprechen. Sie zitterte ein wenig, woraufhin Sandra ihr die alte Wolldecke überlegte, die sie schon in ihrer Kindheit gewärmt hatte. »Sandra, ich … ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
     
    »Egal, was es ist, ich werde es tun.«
     
    »Es geht um Damian. Seit dem Unfall ist es immer mein Ziel gewesen, gesund zu werden, um ihn zurück zu mir zu holen. Doch ich wusste nicht, wie hart es wird und wie lange es dauert, bis … er fühlt sich inzwischen so wohl bei euch und er hat seine Freunde, seine Schule, er hat alles, was er braucht. Und ich muss mir einfach eingestehen, dass ich noch lange nicht da bin, wo ich sein müsste, um ihm eine gute Mutter zu sein. Ich weiß auch nicht, wann oder ob jemals der Zeitpunkt kommen wird. Ich habe mich trotz meiner Versuche stark zu sein, so lange gegen das Leben gewehrt … ich muss erst einmal lernen, dem Leben und mir selbst wieder zu vertrauen, lernen, den Alltag zu meistern, und ich weiß, es wird nicht leicht werden. Auch wenn ich jetzt Finn an meiner Seite habe, kann ich nicht versprechen, dass ich nie wieder Rückschläge erleben werde. Ich habe endlich erkannt, dass ich erst mal lernen muss, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, bevor ich sie für Damian übernehmen kann.«
     
    »Ach, Paula ...«, war alles, was Sandra sagen konnte. Sie hatte Paula einen Arm um die Schulter gelegt und weinte stille Tränen. Es tat ihr so leid, ihre Schwester so leiden zu sehen und doch war sie froh, dass Paula auch endlich erkannt hatte, was sie selbst schon lange sah.
     
    »Kann ich ihn weiterhin bei euch lassen?«, fragte Paula unter Tränen. »Ich meine für immer?«
     
    Sie beide wussten, dass nur eine Mutter, die ihr Kind mehr als alles andere liebte, solche Worte aussprechen konnte. Eine Mutter, die das Beste für ihr Kind wollte. Manchmal war Loslassen wahre Liebe.
     
    »Aber ja«, sagte Sandra, »natürlich. Wir lieben Damian inzwischen wie einen eigenen Sohn. Natürlich wirst du immer seine Mutter bleiben, du kannst uns ja jederzeit besuchen. Und falls du eines Tages bereit dazu sein wirst ...«
     
    Paula schüttelte den Kopf. »Nein. Dann wird es zu spät sein. Er hat sich jetzt schon so an euch gewöhnt … ich möchte ihn nicht hier herausreißen. Ihr seid die einzigen Menschen auf der Welt, denen ich Damian anvertrauen würde, das weißt du, oder?« Sandra nickte. »Und ich danke euch von Herzen, dass ihr das alles auf euch genommen habt und dass ihr so gut zu ihm seid. Das werde ich euch nie vergessen.«
     
    Sie lagen sich jetzt beide weinend in den Armen. Paula wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, auch wenn es das Schwerste auf der Welt war, Damian gehen zu lassen.

Frieden finden
     
     
    Paula und Finn saßen in ihrem kleinen Häuschen. Der Kamin war an und drinnen war es kuschelig warm, während draußen der Schnee rieselte.
     
    »Hab ich schon gesagt, dass ich unser neues Zuhause einfach liebe?«, fragte Paula.
     
    »Ja, jeden Tag«, antwortete Finn.
     
    Paula wollte nicht mehr in der Stadt leben. Die vielen Autos, Straßen und Menschen machten ihr Angst. Als sie das Sandra gegenüber erwähnte, schlug diese ihr vor, dass sie doch ein kleines Haus außerhalb der Stadt kaufen könne, von dem Geld, das sie von der Lebensversicherung bekommen hatte.
     
    Paula hatte
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