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Weil du mich siehst

Weil du mich siehst

Titel: Weil du mich siehst
Autoren: Manuela Inusa
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nichts von dem Geld gewusst. Damals, nach dem Unfall, hatte sie nichts wahrgenommen außer ihrem Schmerz, und hatte es nicht einmal aufgenommen, als Sandra sie darüber informierte. Sie musste Sandra sogar eine Vollmacht unterschrieben haben, die ausbezahlte Summe zu verwalten. Sandra hatte das Geld sicher auf einem Konto verwahrt, wo es dank der Zinsen jetzt ein hübsches kleines Sümmchen machte, das für ein Haus im Grünen reichen würde.
     
    »Aber sollte ich das Geld nicht lieber für Damian aufbewahren? Er kann es sicher gut gebrauchen, wenn er erst erwachsen ist.« Wenn ich ihm auch sonst nichts bieten kann, dachte Paula.
     
    Sandra sah Paula an. Sie bewunderte ihre kleine Schwester so sehr, die meisten Menschen hätten sich wohl nicht wieder hochgerappelt nach solch einer Tragödie.
    »Paula, das Einzige, was Damian wirklich braucht, ist eine glückliche, gesunde Mutter.«
     
    Paula nickte. Sie würde beides schaffen. Geld für Damian beiseite legen und ein Haus kaufen. Sie brauchte nur ein kleines, in dem sie und Finn Ruhe und Frieden finden könnten. Ein Ort der Liebe, wo sie beide alt werden würden.
     
    Paula dachte viel nach, über Max und Finn und über die Liebe. Wer wusste schon, was in der Liebe richtig und was falsch war? Vielleicht gab es gar kein falsch. Und wer sagte, dass Max ihre einzige wahre Liebe gewesen war? Wer sagte, dass es im Leben nur eine wahre Liebe gab? Vielleicht war ihre Zeit mit Max nur so kurz und dafür umso intensiver, weil eine zweite Chance, eine zweite Liebe auf sie wartete. Woher sollte sie wissen, welche Lektionen sie lernen sollte? Warum sie hier auf Erden war?
     
    Nur eines wusste sie mit Sicherheit: Sie wollte nicht mehr ständig an das Vorher oder das Danach denken, sondern die Gegenwart genießen, jeden Tag voll auskosten, die Liebe einlassen.
    Mit einem warmen Gefühl im Herzen und einem Lächeln im Gesicht machte sie Finn den Vorschlag, mit ihr aufs Land zu ziehen. Er war sofort dabei und sie suchten sich, mit Sandras Hilfe, ein kleines Häuschen in der Nähe. So nah bei Damian zu sein, beruhigte Paula.
     
    Frau Ludwig gab ihnen ihren Segen und würde von nun an nur noch zweimal im Monat kommen. Johannes setzte sich dafür ein, dass der Fahrdienst den nun etwas weiteren Weg fuhr, um sie weiterhin jeden Dienstag und jeden Freitag zur Gruppensitzung abzuholen. Kathi versprach, sie oft zu besuchen und Sandra wollte sogar mal mit allen drei Kindern vorbeikommen.
     
    Sie richteten ihr Häuschen ein und Mitte Februar war alles so, wie es sein sollte. Paula und Finn waren zusammen, genauso wie das Schicksal es wollte. Hier in ihrem eigenen Heim würden sie glücklich sein, zufrieden sein; hier, weitab von allen Hindernissen, konnten sie endlich atmen.
     
    Paula zitterte nachts noch immer, und Finn wärmte sie, so gut er konnte. Seine Albträume wurden sogar weniger. Manchmal telefonierte er mit seinem Vater und oft spielte er Paula etwas auf der Gitarre vor.
     
    »Willst du es mir nicht endlich vorsingen?«, fragte Paula eines Spätnachmittags.
     
    Draußen war es bereits dunkel, der Schnee rieselte leise und legte eine weiße Decke über ihren Garten, in dem sie im Frühling Blumen pflanzen und Gemüse anbauen wollten. Drinnen hatten sie den Kamin angemacht und saßen davor, auf einem weichen grünen Teppich. Paula hatte sich in eine Decke gehüllt und hörte Finns traurigen Klängen zu.
     
    Er sah sie an, er wusste, was sie meinte. Barnes Song. Er hatte ihn ihr schon ein paarmal vorgespielt, doch gesungen hatte er ihn für sie noch nie. Er hatte ihn überhaupt noch nicht gesungen, denn als er ihn damals schrieb, konnte er es nicht und seit er seine Stimme wieder hatte, hatte er es immer wieder hinausgeschoben.
    Wenn er ehrlich sein sollte, hatte er eine Heidenangst davor, die Worte, die aus der Tiefe seines Herzens kamen, laut zu singen. Aber irgendwann musste er sich überwinden, also warum nicht jetzt?
     
    Er nahm all seine Kraft zusammen und spielte den ersten Ton.
     
    Song for my brother
     
    Little Boy
    Such a short time you were part of my life
    You made me smile
    You gave me love
    You brought joy into my world
     
    So many moments that I will never forget
    I close my eyes
    And you are right there
    Brother
     
    This is my song and it`s just for you
    Oh brother
    What will I ever do without you
    Without you
    Little brother
     
    Little boy
    The day you left was cold and dark
    You left and took away the sunshine
    Brother
     
    So many nights I dream of
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