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Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )

Titel: Weihnachtsmord auf Sandhamn ( 2 Kurzkrimis )
Autoren: Viveca Sten
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den vertrauten Blick auf ein Heim, in dem sie von Kindesbeinen an ein und aus gegangen war.
    Die geräumige Diele führte zu einem großen Esszimmer, das zum Meer hin lag, so dicht am Wasser, dass man es riechen konnte. Schöne alte Spitzengardinen schmückten die hohen Fenster. In einer Ecke thronte ein riesiger Kachelofen, dunkelgrün und mit Goldranken verziert.
    Neben dem Esszimmer befand sich ein großer Salon mit einer altmodischen Sitzgruppe, an den sich eine Glasveranda mit Sprossenfenstern anschloss. Auf dieser Veranda war Signe kurz vor ihrem Tod gefunden worden. Sie hatte sich mit Morphin und einer Überdosis Schmerztabletten das Leben genommen.
    Es war ganz still im Haus. Zu still.
    Nach einer Weile ging Nora auf, was fehlte. Die alte Standuhr im Esszimmer tickte nicht mehr. Signe hatte immer sorgfältig darauf geachtet, die Uhr aufzuziehen, die ihr Großvater Alarik Brand Ende des neunzehnten Jahrhunderts hatte hierher bringen lassen.
    Sie ging zu dem grauen Büfett, das in einer Ecke stand, und nahm den Schlüssel heraus. Sie wusste genau, wo Signe ihn aufbewahrte. In der obersten Schublade links. Vorsichtig öffnete sie das Glas der Standuhr und zog sie auf. Als sie das vertraute Ticken hörte, musste sie lächeln, und gleichzeitig stiegen ihr die Tränen in die Augen.
    Sie zwinkerte sie hastig weg. Sie musste das hier hinter sich bringen.
    Gestern Abend waren Henrik und sie beinahe in Streit geraten. Er war der Meinung, sie sollten die Brand’sche Villa abstoßen. Sie so schnell wie möglich verkaufen, damit wieder Ruhe einkehrte.
    Sie hatten im Bett gelegen und diskutiert, noch lange nachdem die Jungs eingeschlafen waren. Nora hatte das Kinn auf den Ellbogen gestützt und ihm zugehört. Nur eine der Nachttischlampen hatte gebrannt und lange Schatten auf die blau gemusterten Tapeten geworfen. Wegen der Wärme standen beide Fenster weit offen, aber es war trotzdem stickig im Zimmer.
    Henriks markantes Gesicht war ernst und seine braunen Augen blickten nachdenklich. Während sie ihn betrachtete, war ihr durch den Kopf gegangen, wie gut er immer noch aussah. Das dicke dunkle Haar mit den wenigen Silberfäden darin war noch nicht ausgedünnt wie bei so vielen ihrer Bekannten. Der Mittelscheitel lenkte den Blick auf sein gut geschnittenes Gesicht.
    Manchmal wunderte Nora sich immer noch darüber, dass ein so attraktiver und geselliger Mensch wie Henrik sich in sie verliebt hatte.
    Sie selbst war wesentlich zurückhaltender und schüchterner. Sie hatte bei Weitem nicht so ein Selbstvertrauen wie er, und sie bewunderte sein Talent, sich in allen Situationen zurechtzufinden. Ganz selbstverständlich war er der Mittelpunkt bei Gesellschaften, während sie sich meistens damit begnügte, den lebhaften Unterhaltungen zuzuhören. Aber sie liebte es, neben ihm zu stehen und zu beobachten, wie ihre gemeinsamen Freunde über seine witzigen Bemerkungen und schlagfertigen Kommentare lachten.
    Während er sprach, hatte sie seinen Arm gestreichelt. Hatte den seit fünfzehn Jahren so vertrauten Geruch eingeatmet.
    »Du wärst beinahe gestorben, Nora«, hatte er gesagt. »Wenn wir nicht in den Leuchtturm eingebrochen wären, hättest du nicht überlebt. Du hättest schwere Hirnschäden davontragen können. Wie kannst du nach dieser ganzen Sache in ihrem Haus wohnen wollen?«
    Wenn es so einfach wäre, dachte Nora und seufzte.
    Sie verließ das Esszimmer und ging die Treppe hinauf. Vier große Schlafzimmer beanspruchten fast das ganze Obergeschoss. Das ursprünglich fünfte Zimmer war schon früh zu einem Bad umgebaut worden, in dem eine große Badewanne auf Löwentatzen stand.
    Weil Signe so lange allein in diesem Haus gelebt hatte, war nur das südliche Schlafzimmer bewohnt worden. Die anderen Zimmer waren unbenutzt, seit Nora zurückdenken konnte, und sie waren immer noch so möbliert wie zu Signes Jugendzeit Anfang des letzten Jahrhunderts. Die Möbel waren zwar altmodisch-wuchtig, aber sie passten zu ihrer Umgebung. Viele waren außerdem handgefertigt und regelrechte Kunstwerke.
    In einem der Räume stand ein herrliches altes Schlafsofa mit Holzschnitzereien und schwarzen Samtpolstern. Signe hatte erzählt, wie ihr Bruder einmal fast in diesem Sofa erstickt wäre, als er noch ein kleiner Junge war. Er hatte sich abends zu Bett gelegt und war gerade eingeschlafen, als das Sofa von ganz allein hochklappte. Im letzten Moment hatte die Mutter ihn schreien gehört und ihn befreit. Danach hatte Helge sich geweigert, jemals
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