Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weichei: Roman (German Edition)

Weichei: Roman (German Edition)

Titel: Weichei: Roman (German Edition)
Autoren: Tim Boltz
Vom Netzwerk:
einige
Ecken, bis ich einen ausgestreckten, haarigen Arm aus dem Flur eines Hauses winken sehe.
    Bäddrick steht nur mit einem Bademantel und Flipflops bekleidet im Hauseingang. Ob er Nadascha gerade selbst noch vorbereitet hat? Erst jetzt frage ich mich, ob ich denn überhaupt mit Natascha eine intime Zweisamkeit erleben darf oder ob Bäddrick die ganze Zeit daneben sitzt und uns mit seinem subtilen Äppelwoiduktus anfeuert.
    »Grüüüß disch, moi Libber, komm noi.« Er winkt mich ins Innere des Hauses. Meiner Einschätzung nach dürfte er um die vierzig sein und somit deutlich älter als Natascha, die bekanntermaßen ja gerade erst neunzehn Lenze zählt. Mit meiner Flasche Sekt dränge ich mich verschämt an ihm vorbei in den Hausflur.
    »Kannst schon ma dei Klamodde ableesche, wenn de willst.«
    »Ja, klar«, entgegne ich ihm gespielt selbstverständlich, überreiche die Sektflasche und entledige mich meiner Kleidung. Dabei bemerke ich, dass sich meine Hautfarbe im Intimbereich in ein sattes Karminrot verwandelt hat und an zwei Stellen sogar leicht verkrustete Blutstellen zu erkennen sind. Diese verdammt scharfen Klingen aber auch. Von wegen the best a man can get. Und auch Bäddrick erinnert mich mit Nachdruck an the best a man can get.
    »Isch krisch dann noch ein Hunnedä von dir. Weißt scho, das Daschegeld für die Nadascha …«
    »Natürlich.« Ich nicke und fingere aus meiner Jackeninnentasche den zuvor an einem Geldautomaten gezogenen, frischen Hundert-Euro-Schein.
    Bäddrick steckt den Schein ein. Trotz aller erotiktötenden Attitüden ist er mir nicht einmal unsympathisch. Zwar skurril, aber nicht unsympathisch.
    »Schicke Schuhe.« Ich deute auf seine Flipflops, über deren Fußbett sich seine Zehen wölben und bedrohlich ins Leere greifen.
    »Die sinn subber bequem, verstehste? Extra für misch angebasst worn. Da bekommt mer erst ma so ein rischtische Abdruck von de eischene Füß gemacht, und dann wedde die Schlabbe extra angeferdischt. Nenne sisch Sandwalker.«
    »Sandwalker?«
    »Genau. Weil sisch des so sandmäßisch anfühlt. Läufst wie uffem Sand in dene Schuh.«
    »Aha. Du läufst also gerne so, als hättest du Sand in den Schuhen?«, versuche ich, einen Witz zu machen.
    Bäddrick schaut darauf etwas verwirrt, als würde er gerade überlegen, ob man ihn mit den Designer-Sandalen reingelegt hat.
    »Ne, aber des is halt subber bequem un ein eschtes Einzelstück. Hat ein Italiener entwickelt un di wisse doch, was modern is.«
    »Auf jeden Fall. Die Italiener haben ja auch das Meer und den entsprechenden Strand, um die Sandwalker zu testen.«
    Das ist jetzt zu viel für Bäddrick. Er kratzt sich an der Stirn und überlegt erneut. Dann gibt er den Gedanken auf und deutet zur Treppe, die nach oben führt.
    »Kannst ja schoma nuff ins Spielzimmä gehn.«
    Er nennt es wirklich Spielzimmer. Und ich denke mir, dass sie das wohl doch öfter machen, als ich dachte, und einen Extraraum umgestaltet haben.
    Auf der Treppe nach oben höre ich plötzlich eine Stimme. Eine jämmerlich wirkende Männerstimme, die unweigerlich aus dem Spielzimmer kommt. Obwohl ich mich wundere, öffne ich die Tür. Und tatsächlich: Ein auffallend junger Mann, höchstens zwanzig, sitzt in dem schmalen Zimmer
und starrt mich dümmlich an. Er ist splitternackt wie ich, und ich frage mich, warum ich seine Stimme überhaupt gehört habe. Telefonieren scheidet wohl aus, da er sein Handy in keine Tasche stecken kann. Also bleiben nur die Alternativen von Onanierbeilauten oder eines Selbstgesprächs. Trotz der damit verbundenen Psychoklatsche bevorzuge ich letztere Option.
    Jedenfalls wird eines klar: Das wird hier kein lauschiges Treffen zwischen mir und Natascha, sondern da sitzt tatsächlich noch jemand, der zudem psychisch labil zu sein scheint. Ich versuche mich daran zu erinnern, ob in der Anzeige explizit stand, dass es sich um ein Einzeltreffen handele. Nach kurzer Überlegung spuckt mein Hirn das vernichtende Urteil aus: Nein.
    Stattdessen fällt mir ein, dass ich von Anfang an Probleme mit dem Zuordnen der Rubriken hatte und ich wahrscheinlich so auf der Unterseite Party gelandet bin. Und noch einmal gehe ich die Kürzel in meinen Gedanken pfeilschnell durch. Komme aber zu keinem anderen Ergebnis.
    Und Kneifen ist jetzt ohnehin nicht mehr. Schließlich bin ich doch frei nach Emile ein Stoßstürmer, ein Vollstrecker vor dem Tor. Nur habe ich jetzt halt noch einen Mitspieler, der auch an den Ball will.
    Um die Situation zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher