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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment
Autoren: Terry Pratchett
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seine Schuld. Und auch nicht meine. Wir waren Soldaten. Und einige Monate später gab es dann eine Überraschung für mich, und ich nannte ihn William, nach seinem Vater. Zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt Urlaub. Meine Oma zog ihn für mich auf und ließ ihn drüben in Skritz Waffenschmied werden. Guter Beruf. Niemand tötet einen guten Waffenschmied. Ich habe gehört, dass er wie sein Vater aussieht. Einmal bin ich einem Hauptmann begegnet, der bei ihm ein verdammtes Schwert gekauft hat. Er zeigte es mir, ohne die Hintergründe zu kennen. Ein
verdammt
gutes Schwert, mit Schneckenverzierungen am Heft und allem Drum und Dran, sehr klassisch. Inzwischen soll er verheiratet sein und vier Kinder haben. Hat außerdem einen Zweispänner, Bedienstete, ein großes Haus… Ja, ich sehe, dass du aufpasst…«
    »Reißer… nun, Reißer und die Herzogin erwähnten…«
    »Ja, sie erwähnten Skritz und ein Schwert«, sagte Jackrum. »Als ich das hörte, wusste ich, dass nicht nur ich über euch Jungs wachte. Ich wusste, dass ihr überleben würdet. Das alte Mädchen brauchte euch.«
    »Du musst nach Skritz, Feldwebel.«
    »Ich muss? Wer sagt das? Ich habe dem alten Mädchen mein ganzes Leben lang gedient, und jetzt kann es nicht mehr über mich verfügen. Ich bin mein eigener Herr, bin es immer gewesen.«
    »Glaubst du, Feldwebel?«, fragte Polly.
    »Weinst du, Perks?«
    »Es… es ist ein bisschen traurig, Feldwebel.«
    »Oh, ich gebe zu, dass ich gelegentlich ein wenig geschluchzt habe«, sagte Jackrum und war noch immer damit beschäftigt, den Kautabak im neuen Beutel zu verstauen. »Aber letztlich hatte ich ein gutes Leben. Hab den Durchbruch der Kavallerie beim Kampf um Slomp erlebt. Gehörte zur Dünnen Roten Linie, die die Schwere Brigade bei Schafwehe abwehrte. Bei Raladan rettete ich die kaiserliche Flagge vor vier echten Mistkerlen, und ich habe viele fremde Länder besucht und bin sehr interessanten Leuten begegnet, die ich kurz darauf meistens umbrachte, bevor sie mich erledigen konnten. Hatte einen Liebsten, habe noch einen Sohn… Viele Frauen sind weitaus schlimmer dran, glaub mir.«
    »Und… du hast andere Mädchen entdeckt…«
    »Ha! Es wurde zu einer Art Hobby! Die meisten von ihnen waren verängstigte kleine Küken, die vor Gott wer weiß was wegliefen. Man kam ihnen schnell auf die Schliche. Und es gab viele wie Knaller, die ihrem jungen Mann ins Militär gefolgt sind. Aber einige wenige hatten das, was ich ›das gewisse Etwas‹ nenne. Vielleicht eine Art Feuer. Man musste ihnen nur die richtige Richtung zeigen. Ich habe ihnen gewissermaßen unter die Arme gegriffen. Ein Feldwebel kann ein sehr mächtiger Mann sein. Ein Wort hier, ein Nicken dort, kleine Veränderungen in Dokumenten, ein Flüstern im Dunkeln…«
    »… ein Paar Socken«, sagte Polly.
    »Ja, solche Dinge.« Jackrum lächelte. »Die Latrine ist bei allen die große Sorge. Es sollte die geringste eurer Sorgen sein, habe ich immer gesagt. In Friedenszeiten schert sich niemand darum, und in der Schlacht pinkeln alle auf die gleiche Weise, und zwar verdammt schnell. Oh, ich habe ihnen geholfen. Ich war ihr Dingsbums, ihre
grausige Eminenz
, und ich habe sie langsam nach oben geschoben. Jackrums kleine Jungs, so nannte ich sie.«
    »Und sie schöpften nie Verdacht?«
    »Was, bei Jack Jackrum, so voller Rum und Essig?«, fragte Jackrum, und das alte böse Lächeln kehrte zurück. »Bei Jack Jackrum, der eine Gasthausschlägerei mit einem Rülpsen beenden konnte? Nein! Einige von ihnen ahnten vielleicht
etwas
und vermuteten, dass sich irgendwo irgendetwas abspielte, aber ich war einfach nur der große, dicke Feldwebel, der jeden und alles kannte und auch alles trank.«
    Polly betupfte sich die Augen. »Was hast du jetzt vor, wenn du nicht nach Skritz willst?«
    »Oh, ich habe etwas beiseite gelegt«, sagte Jackrum. »Mehr als nur etwas, um genau zu sein. Kriegsbeute und dergleichen. Wie auch immer man es nennt – es ist einiges zusammengekommen. Ich hab nicht alles an die Wand gepinkelt wie die anderen Jungs. Ich schätze, ich kann mich an die meisten verdammten Orte erinnern, wo ich den Kram vergraben habe. Hab immer daran gedacht, mal ein Wirtshaus aufzumachen, oder vielleicht einen Puff… einen richtigen, erstklassigen Puff. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, nicht so was Elendiges wie das stinkende Zelt. Nein, ich rede von einem Puff mit einem Küchenchef, Kronleuchtern und viel rotem Samt, sehr exklusiv. Ich würde mir eine
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