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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition)
Autoren: Joanne Fedler
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weiß nicht, wohin mit sich, und treibt verloren durch meinen Kopf … zu spät.
    ***
    Dooly schlurft in einem absurd flauschigen rosa Nachthemd herein, von der Sorte, die unsere Eltern uns aufzwangen, als wir noch klein waren, und auf ihren lächerlich großen, ebenso flauschigen Hausschuhen lächeln Micky-Maus-Gesichter, deren schwarze Nasen und Ohren das Gehen zu einer riskanten Angelegenheit machen. Irgendwie schafft sie es trotzdem. Dooly, warum machst du es dir immer so schwer – was ist an einem ganz gewöhnlichen Paar Hausschuhe vom Discounter auszusetzen? Aber heute Morgen sieht sie fröhlich aus, mädchenhaft. CJ geht in ihrem Männerschlafanzug aus kariertem Flanell auf und ab – den trägt sie bestimmt, um sich Männern wenigstens ein bisschen nahe zu fühlen.
    »Verdammt, hätte ich jetzt gern eine Zigarette«, sagt sie. »Aber ich höre heute Morgen wieder offiziell mit dem Rauchen auf. Wie konntet ihr mich gestern Abend rauchen lassen? Und so etwas nennt sich Freundinnen!«
    »Wir konnten dich nicht davon abhalten«, sagt Liz.
    »Trink lieber einen Kaffee«, schlage ich vor.
    »Und was für ein bescheuerter Film Amys Orgasmus war«, verkündet CJ. »Wer hat überhaupt die DVDs ausgesucht?« Lange nach Mitternacht, nachdem wir uns im Whirlpool geaalt hatten, haben wir uns alle zusammen aufs Sofa gequetscht und zwei Filme nacheinander angeschaut. Amys Orgasmus war besonders enttäuschend – kein Wunder, das ist es meistens, wenn man andere Leute über ihre Orgasmen reden hört.
    »Schuldig«, sage ich. »Tut mir leid, ich hätte besser nur für das Essen zuständig sein sollen. Nächstes Mal überlasse ich die Filmauswahl jemand anderem.« Ich bin immer noch dabei, die letzten Jahre meiner Freundschaft mit Liz im Geiste zurückzuspulen und jede gemeine Bemerkung über ihre Essgewohnheiten aufzuspüren, die mir aalglatt über die ignoranten Lippen geschlüpft ist. Schwangerschaftsdiabetes, verdammt. Mir ist fast übel vor lauter schlechtem Gewissen.
    »Hat überhaupt eine von euch schlafen können?«, fragt Dooly.
    »Schon«, sage ich. »Aber nicht genug.«
    »Ein bisschen«, sagt Liz.
    »CJ schnarcht wie eine Kettensäge«, sagt Dooly.
    »Gar nicht wahr«, verteidigt sich CJ.
    »Woher willst du das wissen? Du schläfst doch, wenn du schnarchst«, beharrt Dooly. Sie kommt zu uns und quetscht sich zwischen Liz und mich aufs Sofa.
    »Ich weigere mich, als Schnarcherin abgestempelt zu werden«, sagt CJ. »Das ist ja so demütigend.«
    »Herrgott, was wird nur aus uns?«, fragt Liz.
    »Eine erschreckende Warnung nach der anderen«, sage ich.
    »Ich habe Schlamm aus dem Toten Meer gekauft, den wir uns alle gestern Abend ins Gesicht hätten schmieren sollen, aber dann habe ich ihn ganz vergessen«, sagt CJ.
    »Das können wir doch jetzt machen«, sagt Dooly begeistert.
    »Vergiss es«, sagt Liz. »Ich bin viel zu müde.«
    »Ach, kommt schon«, sagt CJ. »Das wird lustig. Und dann können wir die anderen wecken gehen, mit schwarzem Matsch im Gesicht.«
    »Mich nicht«, ertönt Fionas Stimme. Sie schwebt herein, gehüllt in einen aquamarinblauen, handgewebten Wollschal, zweifellos von der Frau irgendeines Bio-Bauern gefertigt, die den Erlös hungrigen Waisen in Indonesien spendet. »Macht das nicht eine furchtbare Schweinerei?«, fragt sie.
    »Ach, na und?«, stachelt Dooly uns auf. »Kommt schon, wann haben wir zuletzt richtig etwas für uns getan?«
    Mehr Ermunterung braucht CJ nicht. Sie verschwindet im Flur, um den Schlamm aus ihrer Tasche zu holen.
    ***
    Es ist eine Szene wie aus einem modernen französischen Film. Wir sitzen alle am Frühstückstisch mit trocknendem schwarze Matsch im Gesicht, die Augen groß und gespenstisch weiß vor diesem dunklen Hintergrund. Leider sind Helen und Ereka aufgewacht, bevor wir sie mit unseren beschmierten Gesichtern erschrecken konnten. Sogar Liz hat sich auf die Schlamm-Maske eingelassen, obwohl ihrer Meinung nach der Verpackungstext nicht gerade dazu einlud, der verkündete: »Auch die Heldinnen der Bibel müssen Schlamm aus dem Toten Meer im Herzen des Gelobten Landes verwendet haben – für einen himmlischen Teint.«
    »Ich würde jemanden feuern, der so etwas schreibt«, höhnte sie.
    Ich vermied geschickt eine hitzige Diskussion mit CJ über die Besetzung der West Bank durch das Gelobte Land, indem ich Biscotti mit gerösteten Mandeln und Aprikosen anbot, als kleinen Snack, während wir darauf warten, dass die Maske wirkt.
    Es klingelt an der Tür.
    »Wer zum
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