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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht
Autoren: John Saul
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Joyce, die die Geste ignorierte. »Was für Kinder?«
    »Los muertos!« sagte Esperanza. »Los ninos muertos!«
    Joyce sah hilflos ihren Gatten an. »Matt, wovon redet sie denn? Von welchen toten Kindern?«
    »Wir sollten lieber Bill Henry anrufen«, sagte Matt, ohne ihre Frage zu beantworten. »Er spricht Spanisch und kennt ihre Leute.«
    Esperanza wartete unruhig in der Küche, bis Bill Henry eintraf, und dann sprach sie lange Zeit auf spanisch zu ihm. Schließlich, nachdem sie fertig war, wandte er sich an die Crowleys.
    »Sie sagt, sie habe gehört, daß du das Bergwerk sprengen willst. Sie sagt, du kannst das nicht tun.«
    »Warum nicht?« fragte Joyce. »Sie hat etwas von toten Kindern erzählt.«
    Bill nickte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, aber es gibt eine Legende, derzufolge die Indianer tot geborene Babys dorthin zu bringen pflegten und sie in eine Höhle brachten. Sie sagt, die Geister der Kinder leben in der Höhle und warten auf ihre Wiedergeburt.«
    »Die Wasserkinder«, sagte Joyce nickend. »Die Geschichte von den Wasserkindern. Aber - aber das ist doch lächerlich.«
    »Vielleicht ist das gar nicht so lächerlich«, sagte Matt. Er erzählte Joyce und Bill kurz von der Höhle und was er dort gefunden hatte. »Die Legende ist also vielleicht wahr«, schloß er. »Zumindest in dem Punkt, als daß die tot geborenen Babys dort sind.«
    Esperanza hatte zugehört und plötzlich sprach sie in einem weiteren spanischen Wortschwall, und gestikulierte, während sie redete.
    »Sie sagt, man kann die Kinder hören«, übersetzte Bill. »Sie sagt, wenn der Wind weht, erschreckt er die Kinder und bringt sie zum Weinen. Wenn man dort hochgeht, kann man sie hören.«
    Matt Crowley lachte plötzlich laut auf. »Aber das ist doch nur das Bergwerk. Wenn der Wind weht, hallt er manchmal in den Schächten, und dann klingt es wie das Weinen von Babys. Ich habe es einmal gehört, als ich mit Elliot Lyons dort arbeitete. Aber das hat nichts zu bedeuten.«
    Bill erklärte Esperanza, was Matt gesagt hatte, und deren Augen funkelten voller Entrüstung. Finster dreinblickend ergriff sie Juans Hand und bewegte sich zur Hintertür, wobei sie im Gehen schnell sprach. Sie öffnete die Tür und wandte ihr Gesicht den drei Menschen zu, die sie beobachteten. Sie sprach noch einmal, zog dann Juan in die beginnende Dunkelheit hinaus und ließ die Tür laut zuknallen. Nachdem sie gegangen war, herrschte Schweigen, das Joyce schließlich brach.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie sagte, daß es egal sei, was wir glaubten, daß, obwohl die Knochen fort seien, die Kinder noch immer dort sind, und daß wir dafür büßen müßten, wenn wir irgend etwas mit der Höhle tun. Ihr ist es gleich, ob wir das glauben oder nicht. Alles, was sie will, ist, daß Juan da nicht hineingezogen wird, damit den Kindern ihres Volkes kein Leid geschieht, was immer auch passieren mag.«
    Joyce sank auf einen Stuhl und stützte ihr Kinn auf die Hände. »Mein Gott«, sagte sie leise. »Ich dachte, solcher Aberglauben sei schon seit Jahren verschwunden. Aber das ist er offensichtlich nicht.«
    »Anscheinend nicht«, sagte Bill. »Und anscheinend ist auch etwas daran. Die Knochen waren schließlich da.«
    »Und was gedenken wir nun zu tun?« fragte Matt. »Sollen wir weitermachen und das Bergwerk sprengen? Oder sollen wir nachgeben?«
    Bill zuckte die Schultern und lauschte dem Wind, der immer stärker wurde. Plötzlich grinste er. »Vielleicht sollten wir nachher einmal dort hinfahren und lauschen. Wer weiß? Vielleicht hören wir etwas?«
    »Ja«, sagte Joyce. »Wir würden Diana hören, die versucht, mit Jeff und Christie fertig zu werden.«
    »Diana?« fragte Bill.
    »Wußtest du das nicht? Sie hat die Kinder zum Zelten mitgenommen. Sie sind gerade jetzt dort oben. Stimmt etwas nicht?« fügte sie hinzu, als sie Bills Gesichtsausdruck sah.
    »Ich weiß nicht«, sagte Bill langsam. Und doch wußte er es. Erst an diesem Morgen war Dan wieder zu ihm gekommen und hatte wieder auf dem herumgehackt, was beim Picknick passiert war. Schließlich hatte Bill zugeben müssen, daß Diana keine Erinnerung an das gehabt zu haben schien, was sie hatte ohnmächtig werden lassen, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte. Zuletzt hatte er Dan die seltsame Geschichte erzählt, die Edna ihm erzählt und die Diana abgestritten hatte. Dan war mit ernstem Gesicht zurück in sein Büro gegangen, in der Absicht, mit dem Krankenhaus in Pueblo zu sprechen. Jetzt wandte
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