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Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen
Autoren: Harald Walach
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lehrt.
    Placeboeffekte gibt es auch in die entgegengesetzte Richtung – dort nämlich, wo wir uns aufgrund ängstlicher Erwartung selbst krank machen oder wo wir es zulassen, dass uns andere durch ihre Äußerungen krank machen. Hier trifft sich (die schlecht praktizierte) moderne Medizin mit afrikanischen Voodoo-Kulten: Wenn jemand ein Drama zu erwarten gelehrt wird, dann erlebt er auch eins, im schlimmsten Fall bis zum Tod. Dies diskutieren wir in Kapitel 6. Kapitel 7 und 8 behandeln die Selbstheilung und die traditionellen Wege der Heilung. Schon Primaten fressen bestimmte, pharmakologisch wirksame Pflanzen, wenn sie von Parasiten befallen sind. In unserem kulturellen und evolutionären Erbe gibt es sehr viele implizite Erkenntnisse darüber, was uns gut tut. Wir müssen sie ernst nehmen und freilegen. Kapitel 7 bespricht ein paar Beispiele aus der traditionellen Medizin, Kapitel 8 widmet sich Themen der Ernährung und der Nahrungsenthaltung als Grundlage von Regenerationsprozessen.
    Schließlich wenden wir die gewonnenen Erkenntnisse auf die Gesellschaft im Allgemeinen an. Wir analysieren, warum unser System so ist, wie es ist. Die Lösung des Rätsels ist einfach: weil die entscheidenden Akteure viel Geld damit verdienen und daher gar kein Interesse haben, dass es sich ändert. Was muss also geschehen? Dies diskutieren wir in Kapitel 9 und schließlich 10, das sich stärker der Komplementärmedizin zuwendet.
    In Kapitel 11 hole ich noch einmal weiter aus und diskutiere, inwiefern Krankheit am ehesten als Entfremdung von uns selbst, von
entscheidenden Lebenszusammenhängen und unserer tiefsten Lebensintention zu verstehen ist. Womöglich können wir Krankheit erst richtig verstehen und auch Wege zur Gesundheit finden, wenn wir diese tiefere Dimension einbeziehen.
    Kapitel 12 zeichnet kurz nach, wie mit Krankheit Geschäft gemacht wird und warum dieses Geschäft mit der Krankheit der größte Hemmschuh für ein Gesundheitssystem ist. In Kapitel 13 schließlich entwickle ich einige weiterführende Thesen für die Zukunft.
    Notwendigerweise werde ich Partei ergreifen und provozieren, denn nur so kann man Platz für Neues schaffen. Das wird viele ärgern, aber das nehme ich in Kauf. Ein wichtiges Anliegen ist mir, präzise mit den Begriffen zu sein. Um es einfacher zu machen, werden Fachbegriffe in einem Glossar erläutert. Das hat den Vorteil, dass es weniger terminologische Missverständnisse gibt. Außerdem werde ich dort, wo ich meine, eine Aussage könnte nicht völlig klar und allgemein akzeptiert sein, durch erläuternde Anmerkungen die Quellen und Hintergründe erschließbar machen.
    Wenn Sie mit mir das Gefühl haben, dass etwas faul ist in unserem Gesundheitswesen, wenn Sie mit mir das Bedürfnis haben zu überlegen, was Sie selbst tun können, damit sich daran und an der Welt im Ganzen etwas ändert, wenn Sie es satt haben als Objekt und Maschine, als Erduldender und passiver Empfänger von Heilversuchen behandelt zu werden, dann gehören Sie zu den Menschen, für die ich dieses Buch geschrieben habe.

2.
Neu sehen lernen
    Alle schauen immer nur aufs Zentrum, in die Mitte. Merkel, Sarkozy, Cameron, auf sie schauen alle – Meier, Müller, Schmitz und Schultz beachtet niemand. Dabei lernen wir am meisten, wenn wir gar nicht dorthin schauen, wo alle meinen, dass sich das Wichtigste abspielt. Das ist in der Wissenschaft genauso. Wer wissen will, wohin sich die Wissenschaft bewegt, muss auf den Rand schauen, nicht ins Zentrum.
    Hier, am Rand, steht derzeit noch die Komplementärmedizin. Das Interesse für Komplementärmedizin in Deutschland – und später in den Vereinigten Staaten – ging im Wesentlichen von der Basis aus. Die Forscher, die sich mit ihr befasst haben, taten dies aus reinem Interesse. Sie mussten ihre Förderungsgelder von Stiftungen und privaten Sponsoren mühsam zusammenkratzen, und erst in den letzten Jahren kam es in Deutschland allmählich zu einer akademischen Strukturbildung über Stiftungsprofessuren. In den Vereinigten Staaten lief es etwas anders: Senator Tom Harkin erhielt 1992 von seinem Freund und früheren Kongresskollegen Berkley Bedell den Tipp, er solle gegen seine Allergien doch einmal Bienenpollen probieren. Er tat es und wurde geheilt. Dies verblüffte ihn dermaßen, dass er sich über politische Kanäle dafür einsetzte, dass ein Office of Alternative Medicine an den National Institutes of Health eingereichtet wurde (das sind die großen, staatlichen
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