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Weg damit

Titel: Weg damit
Autoren: Rita Pohle
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Frage, der Apparat nimmt Ihnen die anstrengende Muskelarbeit ab, das Stück Käse von Hand über eine Reibe hin und her schieben zu müssen. Dafür müssen Sie jedoch die Küchenmaschine aus dem Schrank nehmen, die richtige Scheibe einlegen, den Käse in kleine Stücke schneiden, danach das Ganze wieder auseinanderbauen und die einzelnen Teile in den Geschirrspüler stellen. Die Küchenmaschine erleichtert also nur scheinbar die Arbeit. Ebenso wäre das Leben ohne Waschmaschine viel härter; aber seitdem es die Waschmaschine gibt, ist auch der Anspruch an Sauberkeit gestiegen: Es wird weit mehr und öfter gewaschen als früher. Die »Kehrwoche« - eine schwäbische Spezialität, nämlich das samstägliche Fegen der Straße - wurde früher von Hand mit einem Besen vorgenommen. Was früher sauber war, genügt aber dem heutigen Anspruch nicht mehr. Heute hat man den Dampfstrahlreiniger: Dieser reinigt das Pflaster mit heißem Wasser unter Hochdruck derartig, dass man fast davon essen könnte.
    Vordergründig erleichtern uns also gewisse Geräte die Arbeit, hintergründig jedoch heben sie den Standard an Sauberkeit oder Qualität und erzeugen somit, quasi durch die Hintertür, nur noch mehr Arbeit. Zählt man die Minuten, so ist man nicht schneller. Und: Der zeitliche Aufwand zur Pflege und Reinigung der Maschinen ist oft ebenso groß wie die Arbeit ohne Maschine.
Die schönen Dinge
    Viele Dinge, die uns umgeben, empfinden wir einfach nur als »schön«. Wir brauchen sie nicht wirklich, sie haben auch keinen »Gebrauchswert«, sie »können« nichts wirklich - außer dass wir uns an ihnen erfreuen. Aber auch das kann man als erweiterte Gebrauchsfunktion sehen. Solche Dinge erzeugen in uns positive Gefühle, etwa das Bild an der Wand, die kleine Figur auf dem Fenstersims, das Foto auf dem Schreibtisch. Wir nehmen den glatt polierten Stein gern in die Hand, weil er unserer Hand schmeichelt. Diese Dinge erfreuen unsere Sinne und erzeugen Gefühle in uns. Sie geben uns Kraft.

    Kraft zu spenden vermögen auch bestimmte Symbole: So ist das Kreuz als Glaubenssymbol ein mit Bedeutung aufgeladener Gegenstand. Ebenso können Amulette und Talismane als Glückssymbole durchaus einen »Gebrauchswert« haben: Wir glauben daran, dass sie uns Glück bringen, und somit stehen diese Dinge für besondere Energien. Ein Herz, als Schmuckstück getragen oder als Motiv an der Wand, kann für Liebe ebenso wie für Intuition oder partnerschaftliches Glück stehen. Es stärkt seinen Träger, sodass ihm das Herz »aufgeht«.
    Wir können Symbole auch direkt am Körper tragen und sogar mit ihm verschmelzen: Nichts anderes sind Tätowierungen oder Piercings. Auf diese Weise kann eine kleine Rose als Körperschmuck und Symbol für die Liebe eins mit uns werden. Auch als Geschenke »sprechen« solche Symbole, quasi nonverbal. Wer eine rote Rose geschenkt bekommt, weiß eigentlich alles, was er wissen muss. Mit Symbolen lassen sich auch Gebrauchsgegenstände aufladen: wie beispielsweise unser Auto, das wir mit dem Abziehbild eines Fisches schmücken. Der Fisch steht sowohl für Gott als auch für Fruchtbarkeit und Reichtum. Ebenso eindeutig lässt das Hufeisen über dem Hauseingang jeden Eintretenden wissen, dass er Glück ins Haus bringen soll.
Trophäen und Beutestücke
    Dieselbe Funktion haben Trophäen oder Beutestücke. Waren dies früher Dinge, die man dem Feind abnahm - so machte man sich dessen Waffe oder Skalp und damit seine Kraft zu eigen -, so sind es heute Beutestücke aus anderen räumlichen oder gesellschaftlichen Zusammenhängen. Als der Nachlass von Maria Callas versteigert wurde, erzielte selbst an sich wertloser Tand aus ihrem Besitz Höchstgebote: Ein Stück von »der Callas« zu besitzen bedeutet offenbar, an ihrem Erfolg und Charisma indirekt teilzuhaben. Man hofft, dass etwas von dieser positiven Kraft auf einen selbst übergeht.
    Trophäen sind heutzutage weniger erbeutet als vielmehr gekauft. Was früher Kriege, Beute- oder Kreuzzüge waren, sind heute Reisen in ferne Länder. Die Trophäen, die wir von dort mitbringen, sind nichts anderes als Souvenirs. Dabei ist oft wichtiger, wie
sie erworben wurden. Wenn der Erwerb in irgendeiner Weise schwierig war, dann wirkt sich das auch auf den Wert des »Beutestücks« aus: »Ich habe über eine halbe Stunde mit diesem Einheimischen gehandelt. Schließlich gab er mir den Teppich zum halben Preis!«
Erinnerungsstücke
    Dinge, die uns an glückliche Zeiten erinnern, tun uns auch noch
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