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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich
Autoren: Manning Sarra
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und ich muss dir nachrennen, um mich bei dir zu entschuldigen.« Neve schob ihn etwas zur Seite, ehe er womöglich von einem der nachkommenden Passagiere, die ihr Ticket durch den Automaten am Ausgang schieben wollten, überrannt wurde.
    » Wir haben keine Beziehung«, erinnerte sie ihn und nahm sich vor, diesmal nicht zu lächeln. Sollte sich Max seinen zugegebenermaßen beträchtlichen Charme doch sonst wohin stecken! Es nützte nichts– ihre Mundwinkel wanderten erneut nach oben. Mist. » Okay, du hast dich entschuldigt. Schon wieder. Ist das nicht dein Bus?«
    Sie verfolgten, wie der W7 um die Ecke bog. » Wie wärs statt der Entschuldigung mit einem Kuss?«, schlug Max leichthin vor.
    Sie standen vor dem U-Bahn-Plan, die Hände in den Taschen vergraben. Neve linste zu Max hoch, um zu eruieren, ob das ein Scherz sein sollte. Es musste ein Scherz gewesen sein– Männer, die wie Max aussahen, glamouröse Jobs hatten und mit Spielerfrauen auf Du und Du waren, küssten keine Mädchen wie sie. » Du willst mich küssen?«, fragte sie verunsichert.
    » Das wäre doch ein hübsches Ende der Geschichte, wenn ich Klein-Tommy erzähle, wie wir uns kennengelernt haben«, meinte Max. Jetzt lächelte Neve nicht nur, sie kicherte, was sie sonst prinzipiell nie tat. » Die Frage ist nur: Soll ich dich hier küssen oder erst vor deiner Haustür, ehe du mich auf einen Kaffee hereinbittest?«
    Neve runzelte die Stirn. Allmählich begann ihr die Situation zu entgleiten. Sie hatte sich gerade ans Flirten gewöhnt, und jetzt wollte Max sie küssen und… » Auf einen Kaffee?«
    » Also, was ist?«, Max klang etwas entnervt. » Und ich hab’s nicht auf den Kaffee abgesehen, sondern auf das hier.«
    Ehe Neve sich versah oder dazu kam, den Bauch einzuziehen, hatte Max auch schon die Hände aus den Manteltaschen genommen und um ihre Taille gelegt. Sie konnte nur noch zusehen, wie sein Gesicht näher kam. Der Kuss war unvermeidlich, und doch kam es Neve so vor, als würde sie träumen, als seine Lippen die ihren berührten.
    Sie wich nicht zurück, kam auch nicht näher. Sie stand einfach nur stocksteif wie eine Statue da und wartete ab, wohin das alles führen würde.
    » Ich liebe deinen roten Lippenstift«, murmelte Max, als stünden sie bereits in ihrer Wohnung und nicht zwischen Zigarettenstummeln und leeren Take-away-Kartons vor einer U-Bahn-Station, wo ihnen der Wind um die Ohren pfiff. » Er ist total sexy.«
    Neve wusste, dass er das nur sagte, weil er ihr an die Wäsche wollte. Obwohl sich Max garantiert wünschen würde, er hätte es bleiben lassen, wenn er erst die figurformende Wirklichkeit sah, dachte Neve bekümmert. Sie öffnete den Mund, um zu erklären, dass der rote Lippenstift von Celia stammte und Teil einer irreführenden Werbestrategie war, aber irgendwie kamen ihr die Worte abhanden, als Max die Hand hob und mit dem Daumen langsam und sorgfältig darüberwischte.
    » Warum hast du das getan?« Neve fasste sich mit den Fingerspitzen an die Lippen, die kribbelten, als hätte er sie schon stundenlang geküsst.
    » Weil ich dich noch einmal küssen will und mir Rot nicht so gut steht. Ich bevorzuge Rosatöne«, antwortete Max. Bei wie vielen Mädchen hatte er den Spruch wohl bereits vom Stapel gelassen? Die Worte kamen ihm jedenfalls wie von selbst über die Lippen. Zweifellos hatte er schon viele Frauen geküsst, denn er wusste genau, was er tat. Neve beschloss, diese höchst verwirrende Erfahrung als eine Art Training zu betrachten.
    » Nur zu«, sagte sie in einem– wie sie hoffte– fordernden Tonfall. » Küss mich, wenn du willst.«
    Diesmal war sie bereit. Sie legte den Kopf in den Nacken, während Max eine Hand auf ihre Wange legte und sie bedächtig küsste. Es war eine hauchzarte Berührung, nur seine Lippen auf den ihren, mehr nicht, aber sie sorgte dafür, dass Neve ein Kribbeln in sämtlichen Gliedmaßen verspürte. Sie ballte die Fäuste und versuchte sogar, die Zehen in ihren viel zu engen Schuhen zu krümmen. Es war gerade mal ihr dritter Kuss. Auf einer Hochzeit, auf der sie – ebenfalls zum ersten Mal – beschwipst gewesen war, hatte es eine grauenhafte Kollision mit der Zunge ihres Cousins zweiten Grades gegeben, und dann war da noch der Philosophiestudent mit den Dreadlocks gewesen, der sie entjungfert hatte – oder auch nicht. Und davor hatte sie Massen von Brownies verdrückt, die, wie sie später erfahren hatte, mit einer ordentlichen Prise Marihuana versetzt gewesen waren, also zählte
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