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Was Oma und Opa noch wussten

Was Oma und Opa noch wussten

Titel: Was Oma und Opa noch wussten
Autoren: Udo Ulfkotte
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öfter Lebensmittel schlicht nicht mehr leisten können.

    Haben auch Sie im letzten Spätherbst einige Äpfel unter Bäumen lie- gen sehen, die dort einfach so verfaulten? Wer bückt sich heute schon noch für einen Apfel? Schließlich liegen Äpfel aus Neuseeland, Chile und Südafrika genau in Griffhöhe in den Regalen der Supermärkte. Diese »Bioäpfel« vom anderen Ende der Welt werden einmal um den halben Globus geflogen. Warum sollen wir uns da noch für einen hei- mischen Apfel bücken? Das alles ist seit vielen Jahren eine Selbstver- ständlichkeit für uns. Als intelligenter Mensch sollten Sie jetzt nach- denklich werden. Sie müssen Denkweisen kennen, die für unsere Vorfahren noch vor wenigen Jahren selbstverständlich waren. Die Politik, die uns in die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit vie- len Jahrzehnten führte, und die Medien haben uns das naturnahe Denken und die Vorratshaltung von Lebensmitteln sowie jede Form der Selbstversorgung aberzogen. Jene, die uns suggerierten, dass un- sere Sparguthaben und der Euro ewig Bestand haben würden, versi- chern uns auch, dass es bei unseren Lebensmitteln nie wieder Knapp- heit geben werde. Dabei ist unser Lebensmittelangebot ebenso »sicher« oder »unsicher« wie der Euro.
       In den letzten Jahrzehnten wurde der Lebensmittelmarkt immer mehr mit Halbfertigprodukten und Fertigprodukten überschwemmt. Die Industrie übernahm die Versorgung der Bevölkerung, die bis da- hin vor Ort von Kleinstbetrieben und Bauern abgedeckt wurde. Wo früher viele Bäcker vor Ort waren, da verschwand einer nach dem anderen. Und jene Orte, die heute noch einen Bäcker haben, der ohne zugelieferte Teiglinge backt, können sich glücklich schätzen. Nicht anders ist es bei Metzgern oder Gemüsebauern. Im Gegensatz zu unseren Großeltern haben wir die Verantwortung für unsere Er- nährung an Supermärkte und Logistikunternehmen abgetreten. Nicht erst die Ereignisse im japanischen Fukushima sollten uns deut- lich machen, dass auch vermeintlich krisensichere Regionen (wie Ja- pan) nicht vor unerwarteten Notfällen gefeit sind. Unruhen, Roh- stoffknappheit und Lieferengpässe durch politische Turbulenzen, Klimakatastrophen oder andere plötzlich eintretende Ereignisse sind in vielen Teilen der Welt Realität und können jederzeit auch zu uns kommen.
       Doch selbst die Ärmsten in Deutschland verlassen sich massen- weise auf andere, wenn es um ihre Existenzsicherung geht. Ein Bei- spiel für diese Versorgung ist die Tafel-Organisation. Allein in Deutschland gibt es mehr als 890 Tafeln, die einmal pro Woche rund 1,2 Millionen ärmere Menschen (Stand Sommer 2012) mit 3,4 Kilo- gramm Nahrungsmitteln versorgen. Die bekommen sie von Super- märkten oder vom Lebensmittelhandel, weil die Ware unansehnlich ist oder das Verfalldatum näher rückt. Zudem unterhalten sie Sup- penküchen. Was aber geschieht mit den Empfängern dieser Lebens- mittellieferungen, wenn die Nachschublieferungen durch unvorher- sehbare Ereignisse ausbleiben? In einer Überflussgesellschaft gibt es ständig Nachschub für die Unterstützung der Ärmsten. In einer Krise wächst allerdings die Zahl der Hilfebedürftigen, während das Ange- bot an »Überflüssigem« zurückgeht. Allein dieses eine Beispiel zeigt, wie verwundbar wir bei der Lebensmittelversorgung auch in guten Zeiten längst geworden sind. Hinzu kommt: Auf die kostenlosen Le- bensmittelgaben der Tafeln gibt es natürlich keinen Rechtsanspruch. Es sind freiwillige Leistungen des Gebers an den Empfänger. Je nach Tafel und deren Möglichkeit oder Willen zur Beschaffung von Le- bensmitteln fallen die Spenden mal größer und mal geringer aus. Ta feln können Menschen aus ihrer Gemeinschaft (Berechtigung zum Abholen) jederzeit ausschließen, was auch praktiziert wird. Damit ist der Charakter der Gaben der Tafeln ein anderer als der von gesetz- lichen Mindestleistungen - Gaben der Tafeln sind Almosen. In Kri- senzeiten können sie von einer Sekunde auf die andere einfach wegfallen. Was tun die 1,2 Millionen Empfänger dieser Lebensmittel- spenden dann? Sie machen sich in guten Zeiten darüber wahrschein- lich keine Gedanken.

    Dabei sind viele Deutsche gar nicht in der Lage, sich im Notfall selbst zu versorgen. Glücklich ist, wer für solche Fälle einen finanziellen Notgroschen angespart hat. Doch das trifft nicht einmal auf jeden zweiten Bundesbürger zu. Laut einer Umfrage des Marktforschungs- unternehmens TNS Infratest unter tausend
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