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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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Reservoir an Wissen, Erfahrungen, formellen und informellen Regeln verfügen, an dem wir alle teilhaben können – wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten. Der Aufmerksamkeit folgt Energie. Wohl deshalb ist für mich das Nachdenken über Gemeingüter ein Energiespender geworden. Wer immer in der Öffentlichkeit über Gemeingüter spricht, und ich tue das häufig, erfährt den intuitiven Zugang, den fast jeder Mensch zur Welt der Gemeingüter hat. Der Grund ist einfach. Es gibt keine »Commons ohne Commoning«, hat der Historiker Peter Linebaugh einmal gesagt. Es gibt keine Gemeingüter ohne gemeinsames Tun. Jeder weiß das, weil es Teil unseres Lebens ist. Im Kern dieser Debatte stehen die Dinge, die Sozialbeziehungen robuster und das Leben lebenswert machen. Wem würden nicht Begriffe wie Kommunikation,Vertrauen, Kooperation und Vielfalt in den Sinn kommen, wenn die Frage nach den Grundlagen einer guten Lebensqualität gestellt wird? Um diese Themen dreht sich die Allmende, die so alt ist wie die Menschheit und so modern wie das Internet.
    Elinor Ostrom durchdringt wie kaum jemand sonst das Geheimnis der Allmende. Sie kann uns erklären, warum »Entwicklungsprojekte« scheitern. In Nord und Süd. Wieder und wieder. Doch sie weiß auch, was getan werden kann, damit sie gelingen: genau hinschauen, Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ermöglichen, Vertrauen aufbauen, Regeln und Sanktionen gemeinsam entwickeln, Monitoring ernst nehmen und Ausstiegsmöglichkeiten bieten, wenn die einen kooperieren, die anderen aber nicht. Denn »Menschen stehen nicht gern als Trottel da«, wie Ostrom gern betont. Ganz oben auf der Hitliste der Ideen für mehr Selbstbestimmung steht der Verzicht auf Patentrezepte, diese seien »potentiell dysfunktional«. Stattdessen beschreibt die unermüdliche Politikwissenschaftlerin »potentiell produktive Arrangements«. Die konkreten Ergebnisse solcher Arrangements hat sie anhand von zahllosen Beispielen aus aller Welt beschrieben. Damit zeigt sie, dass Menschen überall willens und in der Lage sind zu kooperieren. Die Commoners vor Ort geben dem Begriff »Selbstverwaltung« eine unerwartete Buntheit und Kraft.
    Das Hauptwerk Ostroms Die Verfassung der Allmende. Jenseits von Staat und Markt erschien 1999 bei Mohr Siebeck in deutscher Sprache. Die englische Originalfassungwurde bereits 1990 unter dem Titel Governing the Commons veröffentlicht. Der deutsche Titel offenbart einen besonderen Charme, denn er trifft den Kern des Werks, das viele jener (Rechts-) Normen beschreibt, die die Strukturen und Wirkmächtigkeit von Gemeingütern fassen. Ostrom skizziert in der Verfassung der Allmende gewissermaßen das Rückgrat der Commons. Sie veröffentlicht darin zum ersten Mal die heute vielfach zitierten Prinzipien gelingenden Gemeingutmanagements ( siehe hier ). Diese n seither in Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen fortentwickelt. Die hier veröffentlichte deutsche Zusammenfassung der Prinzipien bezieht sich auf eine aktualisierte Version, so wie sie Ende 2009 in der Nobelpreisrede veröffentlicht wurde.
    Die Verfasstheit der Allmende spricht Bände über die Verfasstheit unserer Sozialbeziehungen, denn Gemeingüter fallen nicht vom Himmel, sie werden aktiv gestaltet. Wieder und immer wieder, sie sind kein »Relikt der Vergangenheit«, wie Ostrom treffend ausführt. Sie sind ein wichtiger Teil unserer Zukunft. Deshalb gehören die Dinge »jenseits von Markt und Staat« ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Und was sich dort befindet, braucht einen starken Begriff. Dass die deutsche Übersetzung der »Commons« so viele Schwierigkeiten bereitet, kommt auch daher, dass unser Aufmerksamkeitsraum überladen ist: mit Werbung, Anstiftung zum Wettbewerb, Fixierung auf Wachstum und Bruttoinlandsprodukt und auf die Idee, dass derjenige Gewinner sei, der am besten konkurriert. Wer den Ballastabschütteln möchte, der kann sich in die Commons oder Gemeingüter vertiefen. Wenn die Sache erst einen Namen hat und in aller Munde ist, wird sie mächtig.
    Ein Wort noch zur Person von Elinor Ostrom: Die Theoretikerin lebt ihre Theorie. Kaum eine Akademikerin ist bei Studierenden und Kollegen so beliebt wie die Mitbegründerin des Bloomington Workshops für Politische Theorie und Analyse. Warum, ist schnell erklärt. Die Grande Dame der Gemeingüterforschung ist unaufhörlich damit beschäftigt, zu motivieren und Kooperation zu stiften. Auch das ist ein Schlüssel zu ihrem Erfolg.
    Und ein Weiteres
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