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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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stattfinden.”
    Lady Beatrice, die bereits ein paar Stufen hinaufgestiegen war, drehte sich um und warf Lord Henslowe einen vernichtenden Blick zu. “Hoffentlich beschuldigen Sie meinen Neffen nicht, er habe Miss Chandler kompromittiert. Er wird sie selbstverständlich heiraten. Aber wie ich hinzufügen muss – sie hat sich wohl kaum untadelig benommen.”
    Erbost hob Henslowe die buschigen Brauen. “Darf ich fragen, was genau Sie damit meinen, Madam?”
    “Ich meine …”
    “Bedauerlicherweise war meine Tante etwas konsterniert, weil Miss Chandler und ich unsere Gefühle nicht länger bezähmen konnten”, mischte Devon sich hastig ein.
    Damit gelang es ihm, eine schlimmere Konfrontation zu vermeiden. “Eh … ich verstehe”, erwiderte Henslowe, und Devon lächelte kühl.
    “Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden. Ich muss meine Tante zu ihrem Schlafzimmer begleiten. Nach den Aufregungen dieses Vormittags ist sie ziemlich erschöpft.”
    “Eh … natürlich”, murmelte Henslowe und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
    “Erschöpft?”, zischte Lady Beatrice. “Das bin ich keineswegs! Und was soll dieser Unsinn von Miss Chandlers und deinen unbezähmbaren Gefühlen.”
    “Du bist zweifellos müde.” Ehe sie weitersprechen konnte, folgte ihr Devon und umfasste ihren Arm.
    Nachdem er sie zu ihrem Schlafzimmer geleitet hatte, flüchtete er in sein eigenes und genoss die friedliche Stille. Was zum Teufel war geschehen? Er rieb seinen Nacken, um die verkrampften Muskeln zu lockern. Er trat zum Fenster und sah in der Ferne die Kamine von Monteville House. Dass er je wieder einen Fuß in dieses Haus setzen würde, hatte er nicht erwartet. Aber seine unmittelbar bevorstehende Hochzeit mit Sarah Chandler war noch viel absurder.
    Auf dem Ball anlässlich seiner Verlobung mit Mary hatte er Sarah zum ersten Mal gesehen. Seine Braut hatte zwar oft von ihrer liebsten Freundin gesprochen. Aber auf diese ausdrucksvollen braunen Augen in einem herzförmigen Gesicht und einem Lächeln, das die bezaubernden Züge von innen her zu erleuchten schien, war er nicht vorbereitet gewesen. Als er ihre Hand ergriffen hatte, war ihm der Atem gestockt, und er hatte geglaubt, der Frau gegenüberzustehen, auf die er jahrelang gewartet hatte. Dieses Gefühl hatte ihn erschreckt und seine wohlgeordnete Welt durcheinander gebracht.
    Bis zu jenem Abend hatte er seine Verlobung akzeptiert. Lady Mary Coleridge – schön, kühl und reserviert – schien von der Ehe genauso viel oder wenig erwartet zu haben wie er selbst. Die zahlreichen, teilweise skandalösen Liebschaften in seiner turbulenten Vergangenheit hatten sie offenbar nicht gestört.
    Auf dem Ball und beim Picknick am nächsten Tag war er Sarah Chandler aus dem Weg gegangen. Erleichtert hatte er nach ihrer Abreise aufgeatmet. Wegen seines brüsken Verhaltens hatte sich die zögernde Freundlichkeit, mit der sie ihm begegnet war, bald in Verwirrung und schließlich in kühle Höflichkeit verwandelt. Das nächste Mal hatte er sie erst wieder gesehen, als er mit Mary verheiratet gewesen war.
    Natürlich hatte er nicht erwartet, dass seine leidenschaftslose, züchtige Gemahlin vierzehn Tage nach der Hochzeit davonlaufen und dass er sie drei Wochen später in den Armen eines Mannes finden würde, der zufällig Miss Chandlers Bruder war.
    Sarah gab Devon zweifellos die Schuld an Marys Tod, ebenso wie ein Großteil der Gesellschaft. Zunächst war das Gerücht kursiert, er habe seine Frau beseitigt, dann überlegte man, warum sie so kurz nach der Hochzeit aus seinem Haus geflohen war. Was mochte er ihr angetan haben?
    Nur in gewissen Einzelheiten täuschten sich die Klatschbasen. Denn er hatte Mary fraglos in den Tod getrieben.
    Und nun würde er wieder heiraten, eine junge Dame, die ihn hasste. Aber diesmal würde er sich von seiner Frau fern halten.
    “Devon?”
    Verwundert wandte er sich zu Jessica, die sein Zimmer lautlos betreten hatte. “Warum bist du nicht mit den anderen ausgeritten?”
    “Wie konnte ich – nachdem ich erfahren hatte, was geschehen ist. Außerdem sorge ich mich um dich.”
    “Nicht nötig, Schwesterchen.” Belustigt ging er zu ihr. “Alles in Ordnung.”
    “Also wirst du Miss Chandler heiraten?”
    “Ja, und ich fürchte, ich werde dich beim Wettlauf zum Traualtar besiegen”, erwiderte er leichthin. “Hoffentlich macht’s dir nichts aus.”
    “Gar nichts!”, versicherte sie und schlang beide Arme um seinen Nacken. “Ich dachte, ich würde
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