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Waren Sie auch bei der Krönung?

Waren Sie auch bei der Krönung?

Titel: Waren Sie auch bei der Krönung? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Offizier auf dem Schimmel sonderbarerweise Johnny gereicht hatte und das den Buben irgendwie dafür zu entschädigen schien, daß er den Anblick der Prozession nicht hatte genießen können. Und Gwenny hatte anscheinend etwas gesehen, das sie befriedigte — vielleicht war es tatsächlich die Königin gewesen. Aber was ihn selbst betraf, war ihm bloß die Erinnerung geblieben, daß er ein leichtgläubiger Narr gewesen war und als Ehemann, Vater und Schwiegersohn alle im Stich gelassen hatte. Er fühlte, daß seine Männlichkeit gelitten hatte, und er fragte sich besorgt, ob sich diese Tatsache im Walzwerk auf dem weiten, gestampften Erdboden zeigen würde. Er fragte sich, ob die Männer, die unter ihm arbeiteten, es bemerken würden.
    Auf dem Weg von der Straße zum Zug hatte Clagg die Abendblätter kaufen können, und in dem Bemühen, seinen Selbstvorwürfen zu entgehen, blätterte er jetzt in den Zeitungen. Er wollte schwarz auf weiß sehen, was ihm von dem lebendigen Farbenreichtum dieses Tages entgangen war.
    Er wandte eine Bildseite nach der anderen um: Grenadiere, Leibgardisten, berittete Garde, Dragoner, schottische, irische, waliser Regimenter. Es gab da indische Truppen mit Turban, Afrikaner mit Fez, Offiziere auf Pferden, Potentaten in Equipagen, die junge Königin im Augenblick ihrer Krönung, die Huldigung des Adels. Die Farbe des Zeitungsdrucks war die Farbe von Asche und glich dem schalen Geschmack, den der Tag in seinem Mund zurückgelassen hatte.
    Clagg wandte sich dem Text zu, um andere Gedanken zu verscheuchen, und las den Bericht über die Ereignisse des Vormittags. Er las ihn unaufmerksam. Die Enttäuschung, die ihn quälte, ließ sich nicht unterdrücken.
    Im nächsten Augenblick jedoch fesselte etwas seine Aufmerksamkeit. In einer Rubrik mit der Überschrift Vermischte Krönungsnachrichten fiel sein Blick auf folgende Meldung: «Wie Detektivinspektor Magillevray von der Londoner Polizei mitteilt, konnte die Wachsamkeit der Polizeipatrouillen Diebstähle, Gaunereien und andere kleinere Vergehen auf ein Mindestmaß reduzieren. Nichtsdestoweniger florierten Taschendiebe in gewissen Stadtteilen, wo sich die größten Menschenmassen zusammenballten. Einige Depots wurden geplündert, und es gab viele gefälschte Karten für West-minster Abbey und für bestimmte günstige Plätze entlang der Prozessionsroute. Eine der widerlichsten Betrügereien, die der Polizei zur Kenntnis kamen, war der Verkauf von Billetts zu 25 Guineen für einen Fensterplatz mit Frühstück, Mittagessen und Champagner an einer Stelle in Wellington Crescent, wo sich, wie sich herausstellte, nichts anderes befindet als eine Häuserlücke, da das betreffende Gebäude durch eine Bombe zerstört worden ist. Unter den Personen, die Karten für dieses nicht existierende Haus gekauft hatten, waren Sir Nigel und Lady Alladryn aus Perth, Australien — Sir Nigel, der Präsident der West Australia Linseed Oil Company, war erst spät in London eingetroffen und hatte die gefälschten Karten in letzter Minute von einem Unbekannten in der Halle seines Hotels gekauft; Mr. und Mrs. Marshall Fess, die amerikanischen Millionäre aus Sioux Falls, Idaho, und William Clagg, Erster Vorarbeiter der Pudney Walzwerke, Great Pudney, Sheffield, und seine Familie. — Die mit dem Fall betrauten Polizeibeamten betrachten auf der Suche nach den Tätern die hervorragende Qualität der Gravüren und des Drucks der gefälschten Karten als wichtige Fingerzeige. , erklärte Detektiv-Sergeant Hayes, der die Nachforschungen leitet. »

    «Violet! Großmutter!» Will Claggs Stimme war heiser vor Aufregung, «mein Name steht in der Zeitung! Seht mal her! Hier steht es! Wir sind nicht die einzigen, die beschwindelt worden sind! Einen Sir Sowieso hat es auch erwischt! Der Inspektor sagt, ein jeder hätte darauf hereinfallen können!»
    Das erweckte sie aus ihrer Lethargie und ihrer Enttäuschung und dem Mitleid, das sie für sich selbst empfanden. Die beiden Frauen beugten sich vor, um den Bericht zu sehen, auf den Claggs Finger wies. Sie lasen staunend seinen Namen: «William Clagg» — der Reporter hatte es für richtig gehalten, seinen Rang zu erhöhen, damit er sich in der Gesellschaft von Adeligen und Millionären zeigen könne: «Erster Vorarbeiter der Pudney Walzwerke.»
    Auch die Kinder drängten sich

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