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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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letzten Behälter ein und machte sich auf den Rückweg. Er sah nach oben und stellte fest, daß die Sonne innerhalb der nächsten Sekunden hinter der Erde auftauchen würde. Dann herrschten hier wieder hohe Temperaturen, während der schwarze Planet von dem reflektierten Licht silbern beleuchtet wurde.
    Dann blieb er wie erstarrt stehen. Die Sonne war noch nicht wieder sichtbar geworden, aber die Erdoberfläche leuchtete hell – mindestens zwanzigmal heller als er sie je bei Mondschein hatte glänzen sehen. Er erkannte die beiden Amerikas und am rechten Rand ein Glitzern, das Grönland sein mußte.
    »Sieh dir nur die Erde an, Don«, sagte Johannsen in diesem Augenblick.
    »Das tue ich bereits, Yo. Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung, aber vielleicht hat irgendwo auf dem Mond eine riesige Explosion stattgefunden. Zum Beispiel in dem sowjetischen Stützpunkt – der Raketentreibstoff könnte sich entzündet haben.«
    »Selbst das wäre nicht so hell, Yo. Ich glaube eher, daß Ambartsumian eine neuartige Leuchtfackel ausprobiert.«
    »Nukleare Festbeleuchtung?« meinte Johannsen. »Dufresne hat eben einen dritten Vorschlag gemacht: Alle Sterne auf der anderen Seite des Mondes haben sich in Novä verwandelt.«
    »Das könnte hinkommen«, stimmte Don zu. »Aber was hat der komische Fleck im Atlantik zu bedeuten, Yo?«
    Der Fleck, von dem er sprach, war ein goldener und purpurroter Lichtpunkt auf dem ruhigen Wasser.

8

    Hunter und Doc waren in ein Gespräch vertieft und hoben nur gelegentlich die Köpfe, um den Wanderer anzustarren. Paul trat hinter sie und warf plötzlich ein: »Hören Sie, ich weiß zufällig daß es Himmelsaufnahmen gibt, die genau das zeigen, was Sie ...«
    »Ruhe! Ich kann mich jetzt nicht mit Ihrem Unsinn befassen!« fuhr Doc ihn an. Gleichzeitig lächelte er freundlich und fuhr dann fort: »Ross, ich gebe zu, daß das Ding so groß wie die Erde ist, wenn es wirklich so weit wie der Mond von uns entfernt ist. Aber wir ...«
    »Falls es tatsächlich eine Kugel ist«, warf Hunter ein. »Vielleicht ist es eine flache Scheibe.«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich«, meinte Doc. »Ich wollte sagen, daß der Durchmesser der Kugel nur etwa dreißig Kilometer betragen kann, wenn sie nur tausend Kilometer über uns steht. Ist Ihnen das klar?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Hunter. »Gleichseitige Dreiecke und achttausend Kilometer geteilt durch zweihundertfünfzig.«
    Doc nickte zufrieden. »Und wenn das Ding nur hundert Kilometer hoch über uns steht ...«
    »Dann beträgt sein Durchmesser nur drei Kilometer«, warf Hunter ein.
    »Richtig«, stimmte Paul zu, »aber in diesem Fall würde es für eine Erdumkreisung nur neunzig Minuten brauchen. Das sind vier Grad pro Minute – und das müßte ziemlich gut zu sehen sein.«
    »Ich bin völlig Ihrer Meinung«, antwortete Doc und wandte sich dabei an Paul wie an einen alten Kollegen. »Vier Grad entspricht etwa dem Gürtel des Orion. Soviel Bewegung ist mit bloßem Auge erkennbar.«
    »Woher wollen Sie wissen, daß das Ding sich in irgendeiner Kreisbahn befindet?« fragte Hunter. »Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    »Das ist doch ganz natürlich«, erklärte Doc laut. »Schließlich nehmen wir auch an, daß es Sonnenlicht reflektiert. Jedenfalls kommt das Ding aus dem Raum, deshalb müssen wir davon ausgehen, daß es den dort gültigen Gesetzen unterliegt, bis wir das Gegenteil bewiesen haben.« Er drehte sich nach Paul um. »Was haben Sie vorher von Himmelsaufnahmen gesagt?«
    Paul begann seinen Bericht.
    Margo hatte ihren Platz nicht verlassen, als Paul auf die Plattform geklettert war. Um sie herum sprachen Unbekannte eifrig durcheinander, zwei Frauen knieten neben dem Ladestock, der kleine Mann suchte irgend etwas zwischen den Stühlen, aber Margo achtete nicht auf die anderen, sondern starrte auf das Meer hinaus, das der Wanderer geisterhaft beleuchtete.
    Der Turban tauchte vor ihr auf und sagte: »Ich kenne Sie – Sie sind mit einem der Astronauten verlobt. Ich habe Ihr Bild in Life gesehen.«
    »Richtig, Rama Joan«, stimmte eine andere Frau in hellgrauer Hose zu. »Ich habe das gleiche Bild gesehen.«
    »Sie ist mit einem Mann gekommen«, warf Ann ein. »Sie sind nette Leute; sie haben eine Katze mitgebracht. Siehst du, wie sie die große Untertasse anstarrt, Mommy?«
    »Ja«, antwortete Rama Joan lächelnd. »Wahrscheinlich sieht sie Teufel. Katzen mögen das.«
    »Wollen Sie uns noch mehr Angst einjagen?« fragte Margo wütend.
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