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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe
Autoren: Barbara Hazard
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    Das in der oberen Etage beschäftigte Hausmädchen war längst mit der Arbeit fertig, und ich nahm an, dass die Zofe meiner Tante wahrscheinlich in der Küche eine Tasse Tee trank.
    Dennoch wartete ich einige Zeit und nahm sogar ein Buch mit, als ich zu den Räumen meiner Tante ging, damit ich, falls irgendjemand mich fragen sollte, behaupten konnte, ich wolle es ihr zurückbringen.
    In der nachmittäglichen Hitze war das Haus sehr still. Im oberen Korridor traf ich niemanden an, auch nicht in der Suite meiner Tante. Ihr Schreibtisch stand vor der Wand.
    Sogleich ging ich zu ihm. Wieder sah ich einen halb fertigen Brief darauf liegen, wagte indes nicht, ihn an mich zu nehmen. Ich bemerkte, dass sie eine zitterige Handschrift hatte, die viele schwungvolle Schnörkel aufwies. Die Schrift ähnelte der in den Briefen, die ich erhalten hatte, nicht im Entferntesten. Ich fand eine beschriebene Seite in dem neben dem Schreibtisch stehenden Papierkorb und nahm sie mit. Sie war dort hineingeworfen worden, weil die Tinte vom Federkiel getropft war und einen großen Klecks hinterlassen hatte. Die Mühe, die Schubladen zu durchwühlen, machte ich mir nicht.
    Mit wachsender Zuversicht ging ich zu Miss Masons Raum. Ich kam mir jetzt beinahe unbesiegbar vor und untersuchte gründlich ihren Schreibtisch. Billiges Papier, blauen Siegellack und ein Gänseblümchen-Siegel fand ich nicht. Auch keine Schriftprobe. Miss Mason war eine ordentliche Person. Viel zu ordentlich.
    Enttäuscht kehrte ich in mein Zimmer zurück. Ich glaubte nicht, dass Henrietta Mason die Briefe geschrieben hatte. Dazu hatte sie keinen Grund, es sei denn, sie hätte eine Art perversen Vergnügens daran gefunden, anderen Menschen Schmerz zuzufügen, und für diese Art Frau hielt ich sie nicht. Dennoch gab ich mir zu bedenken, dass jemand die Briefe verfasst haben musste.
    Ich wagte nicht, in Louisas Zimmer einzudringen, wenngleich ich wusste, dass meine Cousine mit Gloria Hefferton ausgegangen war. Ich befürchtete, Emma Pratt könne mich dort überraschen. Das war entschieden zu gefährlich.
    Vier Tage verstrichen ereignislos. Lady Beech kam zu Besuch und erzählte mir, ihr Mann habe in Kent einen Besitz gefunden, der ihm gefiel und den er zu kaufen gedachte. Ich war froh, dass sie das Land nicht verlassen würde, und freute mich für sie, als sie mir anvertraute, sie sei in anderen Umständen.
    Nachdem sie mich verlassen hatte, verweilte ich im Salon, stand am Fenster und blickte auf den in der Park Lane herrschenden Verkehr. Ich fragte mich, wo Hugh sein mochte.
    Warum war er nicht zu mir zurückgekehrt? Die abscheulichen Worte, die der Viscount zu mir gesagt hatte, klangen mir noch im Gedächtnis, und ich versuchte, sie zu vergessen. Das fiel mir immer schwerer. Konnte es sein, dass Hugh geäußert hatte, er liebe mich, und mich trotzdem verlassen hatte, wie das von Lord Moreston unterstellt worden war? Täuschte ich mich, wenn ich annahm, Hugh erwidere meine Liebe?
    Cameron bekam ich wenig zu Gesicht. An den meisten Tagen war er außer Haus und selten zum Dinner anwesend. Das beruhigte mich. Ich wusste, er fragte sich, wann ich abreisen werde. Es war mittlerweile fast eine Woche her, seit ich seinen Heiratsantrag zurückgewiesen hatte. Bliebe ich länger im Haus, würde das seltsam aussehen.
    Ein Lakai überbrachte mir einen soeben eingetroffenen Brief, den ich lustlos entgegennahm, bis ich die Handschrift sah. Dann konnte ich es kaum erwarten, dass der Lakai ging, und riss den Umschlag auf.
Meine Angelegenheit ist erledigt, Miss Ames. Ich werde mir die Freiheit nehmen, Sie morgen um zehn Uhr aufzusuchen. Tragen Sie ein hübsches Kleid und Ihren besten Hut. Bis dann. Carlyle
    Der Brief war in formellem Ton gehalten und kurz. Aber Hugh hatte mir geschrieben. Und er kam zu mir! Die Stunden, die bis zum nächsten Tag um zehn Uhr verstreichen würden, kamen mir schon jetzt endlos vor. Ich beschloss, geduldig zu sein, weil ich mir sehr gut bewusst war, dass mir gar nichts anderes übrig blieb.
    Sie können sicher sein, dass ich lange vor dem festgesetzten Zeitpunkt fertig war. Ich hatte ein im Empire-Stil gehaltenes, langärmeliges Kleid aus weidengrünem Kambrik gewählt. Dazu trug ich einen Angouleme-Hut, dessen farblich passende Bänder seitlich verknüpft wurden. Die Schriftproben, die ich mir besorgt hatte, nahm ich nicht mit. Sie waren zu dick für mein Ridikül. Ich würde es arrangieren müssen, sie Hugh später auf irgendeinem Weg
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