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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe
Autoren: Barbara Hazard
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erschrocken habe, Sir", sagte ich. „Schließlich haben Sie mir bislang noch nicht die Ehre erwiesen, das Wort an mich zu richten."
    Er nickte. „Ganz recht. Aber heute Nachmittag ist niemand hier, der es wert ist, sich mit mir zu unterhalten. Sie sind das vielleicht. Wollen wir ein wenig auf der Terrasse promenieren, Miss Ames?"
    „Sie kennen meinen Namen?" fragte ich unüberlegt.
    Mr. Carlyle machte sich nicht die Mühe, mir zu antworten. Er hielt mir die Tür weit auf, und ich verwünschte im Stillen meine Dummheit. Ich hatte kein großes Bedürfnis, mich mit dem mächtigen Gesellschaftslöwen anzufreunden, legte jedoch ebenso wenig Wert darauf, dass er mich vor seinen Freunden als einfältig oder arrogant bezeichnete.
    Sobald wir im Freien waren, holte ich tief Luft und hielt das Gesicht in den Sonnenschein. Die Brise bauschte meine Röcke auf, und ich drückte das Kleid mit beiden Händen herunter.
    „Sie werden braun werden, Miss Ames", meinte Mr. Carlyle, während er meinen Arm nahm.
    „Das ist mir gleich", erwiderte ich. „Die vornehme Blässe, die im ton so geschätzt wird, wirkt lächerlich auf mich. Aber ich bin nun einmal ein Mädchen vom Land."
    „Und darauf sind Sie stolz. Das höre ich an Ihrem Ton. Ich frage mich nach dem Grund. Wie ich höre, wohnen Sie während der Saison in Moreston House. Darf ich fragen, wie es dazu gekommen ist?"
    Nachdem ich meinen Verwandtschaftsgrad mit der verwitweten Lady Moreston erklärt hatte, bemerkte Mr. Carlyle: „Man kann Sie nur beglückwünschen, dass Sie nicht mit Miss Louisa und dem Viscount verwandt sind. In der Tat, ich rate Ihnen, dafür sehr dankbar zu sein."
    „Was meinen Sie damit?" wagte ich zu fragen, während wir begannen, über die Terrasse zurückzuschlendern.
    „Miss Louisa Langley ist eines der Originale der Gesellschaft", antwortete Mr. Carlyle. „Das war sie von dem Tag an, als sie mit siebzehn Jahren zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auftrat."
    „Mit siebzehn?" wiederholte ich. „Ich bin überrascht. Irgendwie habe ich gedacht, sie hätte ihr gesellschaftliches Debüt bis vor einem Jahr oder so hinausgeschoben."
    Ein Mundwinkel Mr. Carlyles zuckte belustigt. „Es ist bekannt, dass sie einen furchtbaren Wutausbruch bekam, als man ihr nicht gestattete, mit sechzehn zu debütieren. Als dann ihr siebzehnter Geburtstag nahte, konnte man sich ihr nicht mehr widersetzen. Und sobald sie in Gesellschaft vorgestellt worden war, begann sie, den ton durch ein verrücktes Abenteuer nach dem anderen zu empören. Bestimmt haben Sie sich schon gefragt, warum sie nicht verheiratet ist. Schließlich ist sie von Adel, sieht gut aus und hat, wie ich annehme, auch eine gute Mitgift. Überdies ist sie, wenn sie es darauf anlegt, beinahe witzig und charmant. Viele Männer haben sich mit weitaus weniger begnügt. Aber sehen Sie, Miss Ames, im ton gab es keinen Mann, der mutig genug gewesen wäre, um ihre Hand anzuhalten. Und in den folgenden Jahren hat es auch niemanden gegeben."
    „Weshalb erzählen Sie mir das?" fragte ich, blieb stehen und schaute ihn gespannt an.
    Er schien darüber erstaunt zu sein, dass jemand, und sei es auch ein so unbedeutendes Geschöpf wie ich, es wagen konnte, ihm diese Frage zu stellen. „Weil Sie jetzt eine Vertraute der Familie und gezwungen sind, in engem Kontakt mit der Dame zu leben. Korrigieren Sie mich, falls ich mich irre. Ich nehme an, der Grund, weshalb Sie nach London gekommen sind, gleicht dem jeder anderen jungen Dame. Es kann jedoch schwierig sein, einen Gatten zu finden, falls Miss Louisa sich weiterhin ihre üblichen Streiche leistet. Verstehen Sie, schuldig durch Mitwisserschaft."
    Ich wusste nicht, was ich erwidern solle. Es traf zu, dass ich mit dem Ziel, einen Gatten für mich zu finden, hergeschickt worden war. Onkel Rowley hatte mir erklärt, es sei höchste Zeit, dass ich endlich heirate.
    „Mir scheint, Sie haben viel mit Louisa gemein, Sir", äußerte ich, während wir weiter flanierten. Als wir die zum Rasen führende Treppe erreichten, blieb Mr. Carlyle stehen und schaute mich an. „Sie tun und sagen genau das, was Sie wollen, ganz wie Louisa, nicht wahr?" fügte ich erläuternd hinzu.
    Er nickte. „Natürlich! Das ist ein großer Vorteil, den mein Rang und mein Ruf mit sich bringen, eine der wenigen Möglichkeiten, die diese langweilige Londoner Gesellschaft erträglich machen. Nur wenige von uns sind imstande, sich auf diese Weise zu amüsieren und sich der Kritik zu entziehen. Zum einen
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