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Wachgeküßt

Wachgeküßt

Titel: Wachgeküßt
Autoren: S Harvey
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bestimmt ein Mordsspaß«, wirft sie ein.
    »Oder ein Alptraum.«
    »Wir kommen prima miteinander aus.«
    »Ja, noch.«
    »Sei nicht so pessimistisch.«
    »Was würde Theo wohl denken?«
    Theo Cole ist seit fast zwei Jahren Emmas Freund. Meistens findet man ihn wie hingegossen auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend, in der einen Hand die Fernbedienung, in der anderen einen Sixpack Bier. Er und Emma sind ganz unterschiedliche Typen. Emma ist ein Überflieger, ein weiblicher Hoffnungsschimmer in der von Männern dominierten, sexistischen, schweinischen, futuristischen Termingeschäftsetage einer
Bank in der Londoner City. Nach außen hin ist sie souverän, sorgfältig und seriös, aber sie gleicht einem verheerenden Brand, wenn sie einmal aufgebracht ist.
    Außerdem hat sie etwas von einer Nymphomanin. Das ist wohl nicht sehr fair von mir. Ich stecke sie in eine Schublade. Emma genießt Sex. Wirklich, sie genießt es, Sex zu haben. Und weil sie eine Frau ist und gerne Sex hat, ist sie gleich eine Nymphomanin. Wäre sie ein Mann und hätte gerne Sex, würde man sie als tollen Hengst oder so was bezeichnen.
    Um zu denken, steht sie aufrecht, um sich zu entspannen, liegt sie auf dem Rücken, behauptet sie.
    Theo ist Musiker und permanent entspannt, ob nun auf dem Rücken oder wie auch immer. Er lehnt sich zurück wie ein Faultier, das sich sonnt, und nur Jimi Hendrix und Guinness Bier richten ihn auf. Glücklicherweise scheinen sie sich zu ergänzen. Er ist die Ruhe nach Emmas Sturm, das Yin zu ihrem Yang. Oder wie es eine andere Freundin, Serena, einst auf etwas lieblosere Art formulierte – das feuchte Tuch, das das lodernde Feuer in ihr erstickt.
    »Theo? Denken?« mokiert sich Emma. »Mach dir darum mal keine Sorgen. Wahrscheinlich bemerkt er nicht mal, daß du hier bist. Er braucht schon lange genug, um mich wahrzunehmen. Außerdem ist er so zurückgelehnt, daß er schon fast in der Horizontalen ist.«
    »Wenn ihr zwei zusammen seid, ist er dauernd in der Horizontalen. Gott, wie unpraktisch. Wenn ihr erwartet, daß ich jedesmal ausgehe, wenn ihr zwei miteinander schlafen wollt, dann kaufe ich lieber gleich den Pappkarton...«
    »He, he.« Emma schüttelt den Kopf. »Bloß keine Hemmungen, okay? Eine der Grundregeln sollte lauten, daß man beim Sex soviel Krach machen darf, wie man will. Die andere Person muß entweder weghören oder geloben dagegenzuhalten.«
    »Dagegenhalten? Phh! Das wird mir in nächster Zeit wohl nicht gelingen.«

    »Ich kaufe dir was Batteriebetriebenes zum Geburtstag«, kichert sie.
    »O ja, eine Taschenlampe. Damit ich sehen kann, wie leer mein Bett nachts ist«, jammere ich halbherzig. »Ist nicht so schlimm. Sex wird heutzutage sowieso überbewertet.«
    Auf Emmas Gesicht spiegelt sich blankes Entsetzen.
    »Sex überbewertet? Du meine Güte! Wie gut, daß du dich von Max getrennt hast, wenn du das so siehst.«
    In meiner Handtasche fängt es an zu klingeln, und wir zucken beide zusammen. Ich ziehe mein Handy heraus und überprüfe die Nummer auf dem Anruferdisplay. Max’ Nummer.
    Plötzlich ist mir ziemlich übel. Emma hatte immer schon das große Talent, mich von meinen unmittelbaren Problemen abzulenken. Doch plötzlich tritt das eigentliche Problem wieder in den Vordergrund – indem es mich anruft. Ich merke, daß ich wieder bedrohlich nah am Weinen bin.
    Ich schaue das Telefon an, dann schaue ich blinzelnd wie eine Eule, die man tagsüber geweckt hat, zu Emma.
    Ungeduldig fragt sie: »Gehst du jetzt dran oder nicht?«
    Wie erstarrt bleibe ich sitzen.
    »Ist es Max?«
    Ansatzweise bringe ich ein Nicken zustande.
    »Soll ich drangehen?«
    Wieder nicke ich. »Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll.« Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    Ems streckt den Arm aus, greift nach dem Handy und drückt auf die Sprechtaste.
    »Verpiß dich, Max«, ruft sie in den Hörer und unterbricht dann die Verbindung. »Siehst du«, sie grinst mich an, »so einfach ist das.«
    Trotz meiner Stimmung kann ich nicht umhin, den Mund zu einem kleinen Lächeln zu verziehen. »Über kurz oder lang muß ich aber mit ihm reden.«

    »Das läßt du schön bleiben! Du mußt überhaupt nicht mehr mit ihm reden. Warum willst du dir das antun?«
    »Es gäbe da noch einige Dinge zu besprechen«, bemerke ich zaghaft.
    »Als da wären? Wir haben bereits klargestellt, daß Max und du zwei völlig getrennte Personen seid, die nur zufällig unter demselben Dach gewohnt und im selben Bett geschlafen haben. Das Haus gehört
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