Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
weiter ins Rutschen geriet. Trotzdem merkwürdig. Es konnte erst vor kurzem passiert sein, weil auf der fruchtbaren Erde noch kein neues Gras sproß.
    Die junge Frau kniete neben dem Erdhaufen nieder und wühlte eine Zeitlang darin herum. Das Bruchstück einer Muschel in der Hand haltend, das im Licht der Nachmittagssonne wie geschmolzenes Elfenbein glänzte, richtete sie sich auf und reichte Mac das Fundstück. Er drehte den kleinen Gegenstand in den Händen und betrachtete das eingravierte wunderschöne Muster. Es erinnerte ihn an eine stilisierte Spinne.
    »Das gehört zu einer Halskette, Mr. Jameson«, erklärte die Archäologin. »Die Mississippimenschen, die im zwölften und dreizehnten Jahrhundert hier lebten, holten diese Muscheln von der Golfküste, gravierten Ornamente ein und trugen sie als Schmuck.«
    Mac zuckte die Achseln. »Mississippimenschen? Sind das Indianer?«
    »Ja, Sir«, antwortete der Indianer sachlich. »Die klassische Mississippikultur dauerte von 900 bis 1350
    n. Chr. Es handelte sich um eine außerordentlich fortschrittliche Kultur, deren Handelsrouten über das ganze Land reichten. Wir glauben …«
    »Das ist ja alles schön und gut«, unterbrach ihn Mac. »Aber warum interessieren Sie sich für meinen Hügel?«
    Jimmy schlich sich von hinten an ihn heran und blickte neugierig auf die Muschel. Karen Steiger zog die Augenbrauen hoch, eine Mischung aus Nachdenklichkeit und Geringschätzung spiegelte sich in ihrem Gesicht. Die Miene des Indianers blieb gleichmütig.
    »Laß mich mal sehen, Pa.« Jimmy griff nach dem Muschelstück und nahm es genau in Augenschein.
    Mit wehenden blonden Locken drehte sich Karen Steiger um und zeigte auf den Erdhaufen. »Wir erfuhren von Ihrem Grabhügel, als
    wir einen Dieb erwischten, der auf einer anderen, sich in Staatsbesitz befindlichen Fundstelle Artefakte gestohlen hat, Mr. Jameson. Bei seiner Festnahme hatte er eine ganze Sammlung gestohlener Pfeilspitzen, Faustkeile, Keramiken und anderer Artefakte bei sich. Im Laufe der Ermittlungen gab er zu, in der Nähe auch eine Reihe von Fundstätten auf Privatbesitz geplündert zu haben. Den Grabhügel auf Ihrem Land hat er uns auf einer Karte gezeigt.«
    Mac richtete sich empört zu voller Größe auf. »Wollen Sie damit sagen, daß irgendein Hurensohn hierhergekommen ist und ohne meine Erlaubnis meinen Hügel umgegraben hat? Das ist Diebstahl!«
    »Wie heißt der Mann?« erkundigte sich Jimmy scheinbar gleichgültig, doch seine Augen funkelten.
    Karen Steiger antwortete: »Franklin Jessaby. Warum? Kennen Sie ihn?«
    »Ah …« Jimmy wich zurück, er sah so schuldbewußt aus wie Judas. »Nein, nein, Ma'am. Ich wollte es nur wissen, das ist alles.«
    Der Indianer schürzte die Lippen und betrachtete interessiert die frisch aufgeworfene Erde. »Ja, Mr.
    Jameson, das ist Diebstahl. Amerika zählt zu den wenigen Ländern dieser Welt, in denen Altertümer einzelnen Personen gehören. Im allgemeinen betrachten Länder ihr archäologisch und historisch bedeutsames Erbe als nationales Eigentum und nicht als Privatbesitz, mit dem der Eigentümer machen kann, was er will. Dieser Grabhügel gehört Ihnen, und deshalb sind wir hier. Wir möchten Sie dazu bewegen, mit uns zusammenzuarbeiten und diesen Ort zu schützen.« In seiner Stimme schwang eine leise Trauer mit, als empfände er die dem Grabhügel zugefügte Beschädigung als persönliche Kränkung.
    »Welchem Stamm gehören Sie an?« fragte Jimmy anmaßend. »Ich wette, Sie sind ein Cherokee oder so was Ähnliches, stimmt's?«
    »Nein.« Der Indianer schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Natchez. Das ist mit ein Grund, warum mir der Schutz solcher Orte wie diesem hier besonders am Herzen liegt. Wahrscheinlich sind die Natchez die Nachkommen der Cahokia-Bewohner.«
    »Wahrscheinlich?« spottete Jimmy und flüsterte Mac zu: .Archäologen. Genaues wissen sie nie; sie können sich nie für etwas entscheiden.«
    Mac schob Jimmy beiseite und wandte sich wieder den Archäologen zu. »Ich begreife dieses Gerede von ,Schutz' nicht. Soll das heißen, Sie bestrafen die Leute, die auf meinem Land graben?«
    Karen Steiger nickte. »Unter anderem …«
    Sie verstummte. Ein achtundsechziger Chevylaster ratterte die
    Landstraße entlang; die Insassen winkten. Mac winkte zurück. Er kannte die Leute nicht, aber hier auf dem Land war das eben so üblich. In der Ferne stieg eine Rauchwolke aus einer der Fabriken in St.
    Louis auf. Mac beobachtete einen Augenblick die graue Fahne, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher