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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Autoren: A. C. Lelis
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großen, schwarzen Kaffeemaschine hinter ihm.
    Ich erwidere nichts. Er hat recht. Genau das wollte ich bestellen. Ich fühle mich seltsam ertappt. Die Frau schaut mich interessiert an.
    »Du bist heute zwölf Minuten zu spät dran«, meint Eddi. Seinen Tonfall könnte man fast schon als spöttisch bezeichnen.
    »Die Bahn hatte Verspätung«, brumme ich.
    »Aha.« Eddi reicht mir eine Papiertüte, in der sich das Sandwich befindet.
    Den Preis, den ich bezahlen muss, nennt er nicht. Er lächelt mich nur erwartungsvoll an. Ich krame in meinem Geldbeutel. Natürlich weiß ich auswendig, was ich dem Kerl schuldig bin… es ist ja jeden Morgen dasselbe…
    Nachdem ich ihm das Geld und er mir einen Becher mit heißem Kaffee überreicht hat, verlasse ich nickend den Laden.
    »Bis Montag!«, ruft er mir fröhlich hinterher.
    Ich hebe nur kurz die Hand.
    Ja, es stimmt. Ich gehe jeden Morgen hier einkaufen.
    Und ja, ich entscheide mich auch immer für das Selbe.
    Ist das schlimm? Ich trinke nun mal gerne Milchkaffee – und?
    Wenn ich mir eine Pizza bestelle, ist es immer die mit Salami. Im Kino esse ich stets gezuckertes Popcorn und auch beim Einkaufen wähle ich immer die gleichen Marken. Ich variiere nicht gerne. Ich bleibe bei den Dingen, die ich kenne, die ich mag. Eine Eigenschaft, über die mein Umfeld schon das ein oder andere Mal gelacht hat. Ob ich denn nie etwas anderes ausprobieren will? Nein. Warum auch?
    Trotzdem ärgert mich das Verhalten von Eddi. Dieser einfache Kaffeeverkäufer hält mich für berechenbar… nun… er hat ja auch irgendwie recht.
    Wieder beiße ich mir fest auf die Unterlippe.
    Der Kaffeebecher fühlt sich unangenehm heiß in meiner Hand an. Ich verstaue die Tüte in meiner Tasche und versuche gleichzeitig, meinen Schirm aufzuklappen, während ich durch eins der großen, steinernen Eingangstore marschiere. Es regnet immer noch. Inzwischen prasseln die Tropfen laut und hart  auf den kleinen Platz vor dem Bahnhof. Ich eile an den Taxis vorbei, die sich hier zu einer ordentlichen Reihe aufgestellt haben. Als Teil eines bunten Schirmmeers überquere ich eine breite Straße.
    Meine Füße führen mich mit schnellen, sicheren Schritten die lange, graue Straße entlang. Die Bürogebäude wirken eintönig und wenig einladend hinter dem hässlichen Regenschleier. Grau in Grau. Ich beeile mich und bereits nach wenigen Minuten habe ich den gläsernen Kasten erreicht, in dem sich die Agentur befindet. Ein modernes Gebäude, wie es sie fast überall zuhauf gibt. Groß, protzig und auffällig. Das Haus hat acht Stockwerke. Wir besetzen den vierten. Neben einigen Anwälten und ein paar Steuerberatern aus dem sechsten Stock betrete ich die spartanisch eingerichtete Eingangshalle. Es riecht nach Putzmittel. Eine Reinigungskraft wischt gerade den schwarzen Marmorboden. Sie wirft uns gehässige Blicke zu, als wir den glänzenden Boden volltropfen. Die feuchten Ledersohlen verursachen unschöne, quietschende Geräusche. Die Frau schnaubt und murmelt etwas in einer fremden Sprache. Während die anderen Anzugträger auf die Fahrstühle zusteuern, wähle ich die Treppe. Es ist ein ganzes Stück bis in den vierten Stock hinauf, aber Treppen laufen ist gesund. Jeder Arzt wird einem das bestätigen. Man sollte sich nicht vor körperlicher Ertüchtigung scheuen. Niemals. Nein.
    Und außerdem… außerdem habe ich Angst vor Aufzügen.
    Sie sind eng. Sie sind winzig. Sie sind gefährlich.
    Ich möchte nicht in einem dieser Kästen sterben. Da erklimme ich lieber die zahlreichen Stufen.
    Nass und leicht gereizt komme ich schließlich oben an.
    Da ich in der einen Hand den tropfenden Schirm und in der anderen meinen mittlerweile lauwarmen Kaffee halte, muss ich die Glastür mit der Hüfte aufstoßen.
    Agentur Steiner; Werbung und Design steht in großen, geschwungenen Lettern auf der Eingangstür. Darunter befinden sich die Kontaktdaten.
    »Guten Morgen, Max«, ruft Hilda. Sie sitzt hinter ihrem breiten Schreibtisch, der gleichzeitig auch der Empfangstresen ist. »Du bist ja so nass…« Sie lächelt mich frech an.
    »Regen…«, murre ich und verdrehe die Augen.
    »Was du nicht sagst.« Sie mustert mich amüsiert.
    Hilda ist eine mollige Frau mittleren Alters. Sie hat ein rundes Gesicht, rosige, weiche Wangen und große, blaue Augen. Viele Menschen unterschätzen sie wegen ihres gutmütigen und freundlichen Aussehens, was jedoch ein großer Fehler ist. Hilda ist klug und sehr selbstsicher. Sie deutet auf meine
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