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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eigenen Händen den Hals, auf
    der Brücke meines Schiffes. Es war eine persönliche
    Angelegenheit, verstehen Sie, die meine Ehre berührte. Ich konnte keinem Exekutionskommando den Befehl geben – sie fürchteten sich alle vor dem Ministerium für Politische Bildung.«
    Das war, erinnerte sich Cordelia, der offizielle Euphemismus für die berüchtigte Geheimpolizei, deren militärischer Zweig die Politischen Offiziere waren. »Und Sie fürchten es nicht?«
    »Die fürchten mich.« Er lächelte säuerlich. »Wie diese
    Aasfresser letzte Nacht rennen sie vor einem mutigen Angriff davon. Aber man darf ihnen nicht den Rücken zukehren.«
    »Ich bin überrascht, dass man Sie nicht hängen ließ.«
    »Es gab einen großen Aufruhr, hinter verschlossenen
    Türen«, gab er in der Erinnerung daran zu und fingerte an
    seinen Kragenabzeichen herum. »Aber einen Vorkosigan kann
    man nicht einfach in der Nacht verschwinden lassen, noch
    nicht. Ich habe mir allerdings ein paar mächtige Feinde
    gemacht.«
    »Darauf würde ich wetten.« Diese nüchterne Geschichte,
    ohne Ausschmückung oder Entschuldigung erzählt, klang
    ihrem Empfinden nach wahr, obwohl sie keinen logischen
    Grund hatte, ihm zu trauen. »Haben Sie … hm… gestern einem dieser Feinde den Rücken zugekehrt?«
    Er blickte sie scharf an. »Möglicherweise«, sagte er langsam.
    »Mit dieser Theorie gibt es allerdings ein paar Probleme.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Ich lebe noch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es riskieren würden, diese Sache anzufangen, ohne sie zu Ende zu führen.
    Sicherlich hätte diese Gelegenheit sie in Versuchung geführt, meinen Tod euch Betanern in die Schuhe zu schieben.«
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    »Puh! Und ich dachte, ich hätte Kommandoprobleme dabei,
    bloß einen Haufen betanischer intellektueller Primadonnen zu monatelanger Zusammenarbeit anzuhalten. Gott bewahre mich vor der Politik.«
    Vorkosigan lächelte leicht. »Nach dem zu schließen, was ich über die Betaner gehört habe, ist das auch keine einfache Aufgabe. Ich glaube nicht, dass ich mit Ihnen tauschen möchte.
    Es würde mich irritieren, wenn über jeden Befehl gestritten würde.«
    »Sie streiten nicht über jeden Befehl.« Sie grinste, denn sein Seitenhieb hatte ein paar eigenartige Erinnerungen wachgerufen. »Man lernt, wie man sie zum Mitmachen überredet.«
    »Wo ist Ihr Schiff jetzt, Ihrer Meinung nach?«
    Mit einem Schlag verwandelte sich ihr Amüsement in
    Wachsamkeit »Ich glaube, das hängt davon ab, wo Ihr Schiff jetzt ist.«
    Vorkosigan zuckte die Achseln, stand auf und befestigte
    seinen Rucksack sicherer an seinen Schultern. »Dann sollten wir vielleicht keine Zeit mehr mit dem Versuch verschwenden, es herauszufinden.« Er reichte ihr die Hand, um sie hochzuziehen, und die soldatische Maske erschien wieder auf seinem Gesicht.
    Sie brauchten den ganzen langen Tag, um von dem großen
    Berg zur Ebene abzusteigen. Aus der Nähe sahen sie jetzt, dass der rötliche Boden von Wasserläufen durchschnitten und durchfurcht war, die von den Regengüssen der letzten Tage schlammig aufgewühlt dahinströmten, und dass das Flachland mit nackten Felsbuckeln übersät war. Sie erspähten auch Gruppen sechsbeiniger Grasfresser. Aus dem wachsamen Verhalten der Herden schloss Cordelia, dass in der Nähe
    Raubtiere lauerten.
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    Vorkosigan wäre eilends weitermarschiert, aber Dubauer
    wurde von einem gefährlichen und lang anhaltenden Krampf
    geschüttelt, auf den Lethargie und Schläfrigkeit folgten.
    Cordelia bestand unnachgiebig auf einer Rast für die Nacht. Sie lagerten in einer offenen Lichtung zwischen den Bäumen, vielleicht dreihundert Meter über der Ebene, und teilten sich ihr einfaches Abendessen aus Hafergrütze und Blaukäsedressing.
    Die Erschöpfung machte sie schweigsam. Vorkosigan knackte
    ein weiteres Kaltlicht, als die letzten Farben eines grellen Sonnenuntergangs am Himmel verblassten, und setzte sich auf einen großen flachen Felsblock. Cordelia legte sich nieder und beobachtete den Barrayaraner, wie er Wache hielt, bis der Schlaf sie von den Schmerzen in ihren Beinen und ihrem Kopf befreite.
    Er weckte sie nach Mitternacht. Ihre Muskeln schienen vor
    angesammelter Milchsäure zu quietschen und zu knarren, als sie sich steif hochrappelte, um ihre Wache zu übernehmen.
    Diesmal gab Vorkosigan ihr den Betäuber.
    »Ich habe nichts in der Nähe gesehen«, bemerkte er, »aber
    irgendetwas da draußen macht von Zeit zu Zeit einen
    Höllenlärm.« Dies schien ihm eine angemessene
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