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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben
Autoren: Aufbau
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ich bin mühelos aus diesem Gebärmutterstau herausgekommen, mit nur zehn Minuten Verspätung hinter meiner Zwillingsschwester. Das ist nicht weiter schlimm und stellt überhaupt kein Problem dar, schon gar nicht ein Thema, nicht mal eine Idee. Kein Grund also, darüber zu reden, es ist bedeutungslos, machen wir weiter. Seitdem verbringen meine Schwester und ich unser Leben damit, aufeinander zu warten. Und uns auf der Straße umzudrehen, um uns zu vergewissern, dass die andere auch wirklich hinter einem ist oder vor einem, nicht verloren, nicht zu weit weg, nichtmehr als zehn Meter entfernt (zehn), was etwas anstrengend für die Umgebung ist. Ich denke, meiner Zwillingsschwester und mir wäre das Leben in der Gemeinschaft leichter gefallen, wenn wir das Glück gehabt hätten, gleichzeitig geboren zu werden. Ich sage es mit Nachdruck. Ein korrekter Ausstieg, Popo an Popo, ohne den geringsten zeitlichen Abstand. Ich weiß nicht, warum, aber meine Mutter hat es nicht so gewollt. Ich muss sie daraufhin mal ansprechen. Doch meine Mutter ist im Moment in den Bergen, wo sie den Kindern beim Rodeln zusieht. Während ich hier Blut und Wasser schwitze im Dienst an der Menschheit, vergnügen andere sich mit Schlittenfahren oder liegen faul auf dem Bett mit leichter Lektüre, so ist das Leben, wie es sich geradewegs vor uns abzeichnet, auch darüber müssen wir noch einmal reden. Nun denkt nicht, ich stürze mich jetzt überraschend in eine poetische und gehaltvolle Autobiographie. Ihr macht mir Spaß. Ihr und ich, wir beschäftigen uns doch gerade mit dem Knäuel der Weltprobleme, das weiß ich genau. Denen, die es interessiert, sei lediglich gesagt, dass meine Mutter es vorzog, meine Schwester und mich nacheinander hinauszuschubsen, im Abstand von zehn Minuten. Ich kritisiere ihre Entscheidung nicht, ich maße mir über niemanden ein Urteilan, schon gar nicht über meine Mutter, deren Freier Wille bemerkenswert ist. Wenn ich sage »anstrengend für die Umgebung«, so, weil es mir und meiner Schwester persönlich überhaupt nichts ausmacht, wenn wir unser Dasein damit zubringen, aufeinander zu warten. Allein eine Frage der Übung, dazu muss man nicht aus dem Schenkel des Jupiters geboren sein. Persönlich sind wir, meine Schwester und ich, nicht aus dem Schenkel des Jupiters geboren, sondern aus dem Bauch meiner Mutter, und zwar nacheinander und im Abstand von zehn Minuten. Aber verlieren wir unser Vorhaben nicht aus dem Blick, wir sind doch keine Laien.
    Wovon sprachen wir? Eigentlich?
    Ich scherze. Es amüsiert mich, euch ein wenig Angst einzujagen. Ich weiß aufs Komma genau, wo ich bin.
    Ihr verliert den Faden, nicht ich. Macht euch Merkzettel, wenn ihr nicht mehr durchseht, in verschiedenen Farben, rot für die Liebe, grün für den Krieg und so weiter, geht methodisch vor, ich muss euch doch wohl nicht beibringen, wie man arbeitet. Nicht dass ich mich dagegen sträube, euch zu helfen, aber wir können es uns nicht leisten, herumzutrödeln, entspannt euch. Einverstanden, ich werde meinenSchriftstellerfreund anrufen, um ihn von dem kleinen Raub in Kenntnis zu setzen, ich verspreche es euch. Ich möchte nicht, dass ihr mich für unmoralisch haltet, und ich will auch nicht einen Freund verlieren für so was Lächerliches wie einen vorsätzlichen Diebstahl ersten Grades. Die kleine Formulierung erinnert mich plötzlich wieder an den Kriminalroman, aber macht euch keine Hoffnung, dass ich aussteige, ich kann mich beherrschen, wenn ich will. Es ist die Geschichte von dem Typen, der über einen Waldweg läuft, sehr weit von hier. Vergesst nicht, dass er allein läuft und dass es schon Nacht ist. Was macht der Typ eigentlich da? Geht er spazieren? Sucht er was? Versteckt er was? Ist er vor irgendwas auf der Flucht? Ich sagte euch gerade, dass ich meine Spule nie aus den Augen lasse, also werde ich auch auf keinen Fall jetzt hier schwach werden. Ja, das ist sehr bedauerlich, ich bin vollkommen mit euch einverstanden, auch ich würde mich lieber amüsieren, aber hämmert euch das ein für alle Mal in den Schädel, wir haben keine Zeit, wir müssen uns mit diesem Monsterknäuel befassen, und danach, aber erst danach, machen wir es uns mit einem Krimi gemütlich. Sobald wir die Probleme dieser Welt gelöst haben, versprochen. Was im Übrigen eine Angelegenheit von höchstens fünf Tagen ist. Vielleicht vier.Samstag werden wir alles im Kasten haben, wenn meine Berechnungen stimmen. Und wir alle werden uns besser fühlen.
    Ich wurde
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