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Vom Mensch zum Vampir

Vom Mensch zum Vampir

Titel: Vom Mensch zum Vampir
Autoren: T. J. Hudspeth
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drohst, wenn ich nicht das tue, was du von mir verlangst?“ Ardric schüttelte verständnislos den Kopf und ging mit geballten Fäusten auf Adam zu.

„Ich habe dich gewarnt!“, grollte Adam. Plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einer grausamen Fratze. Mit dem Herausschnellen seiner Fangzähne, war die Verwandlung abgeschlossen. Zum ersten Mal offenbarte Adam seinem geliebten Engel seine wahre Natur. Ardric sah ihn voller Entsetzen an.

„Was bist du?“, fragte er und war fassungslos.

„Ich bin ein Geschöpf der Nacht, dazu verbannt im ewigen Schatten zu wandeln und mir das Leben von Menschen zu nehmen, um bei Kräften zu bleiben. Ich bin ein Vampir!“, verkündete Adam mit theatralisch tiefer Stimme. Als Bessy Bouvier hörte, was Adam van Argyll sagte, bekam sie Todesangst und versuchte sich mit aller Macht loszureißen. Doch ebenso wie die verzweifelten Hilferufe in ihrer Kehle erstickten, scheiterten auch ihre Befreiungsversuche. Ardric traute seine Augen nicht.

„Das kann nicht sein…es…solche Wesen gibt es nicht…die kann es nicht geben!“, stammelte er ungläubig. Um Ardrics Zweifel endgültig auszulöschen, tat Adam das, was er sowieso schon mit Bessy vorhatte. Genüsslich biss er in ihren Hals und labte sich an ihrem Blut. Vor lauter Schreck wurde das zartbesaitete Geburtstagskind ohnmächtig und sackte in den Armen ihres Peinigers zusammen. Endlich fand Ardric wieder seine Fassung und tat das Einzige, was sie noch retten konnte.

„Hör sofort auf Adam! Ich mach alles, was du willst, aber bitte lass sie am Leben!“, bettelte er. Ardrics Herz raste, denn er ahnte, dass das, was ihn erwartete, nichts Gutes verhieß. Adam sah ihn eindringlich an. Als er die Verzweiflung in seinen Augen sah, ließ er von seinem Opfer ab und legte sie behutsam auf den Fußboden. Mit dem Ärmel wischte er sich das Blut vom Mund und ging zu Ardric hinüber. Obwohl Adam riechen konnte, dass Ardric Angst vor ihm hatte, bewies dieser dennoch Stärke, denn äußerlich ließ er sich nichts anmerken.

Bevor sie das Separée verließen, warf Ardric einen letzten besorgten Blick auf die scheinbar schlafende Bessy, die aussah wie eine lebensgroße Porzellanpuppe, die Kinder beim Spielen einfach am Boden hatten liegen lassen.

„Keine Sorge, sie lebt. Ihr Herz schlägt noch. Sie wird mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl erwachen und glauben, dass das alles nur ein fürchterlicher Traum war. Und jetzt komm, mein Prinz, wir müssen uns beeilen!“, meinte Adam und zog Ardric mit sich, der keinerlei Widerstand leistete.
     
    *****
    Erst, als sie wieder auf ihrem Anwesen angekommen waren und Ardric etwas mehr Abstand gewonnen hatte, fand er seine Stimme wieder. Zu beklemmend war die kleine Kutsche, als dass auch nur irgendein klarer Gedanke von ihm hätte in Worte gefasst werden können. Zudem brauchte er eine Weile, um die Tatsache zu verarbeiten, dass der Mann, der ihn all die Jahre aufgezogen hatte und ihm den Vater und durch seine mütterlich fürsorgliche Art, hin und wieder auch die Mutter ersetzt hatte, ein Vampir war, der wer weiß wie viele Menschenleben auf dem Gewissen hatte.

Hatten Vampire überhaupt noch ein Gewissen?

Selbst jetzt, in den geräumigen Hallen ihres Domizils, empfand er ein Unwohlsein, das ihm kalte Schauer über den Rücken jagte, denn er fühlte sich in Adams Anwesenheit nicht mehr sicher. Zudem kamen der Vertrauensbruch und das Gefühl des Verrats, die er nicht mehr von sich abschütteln konnte.

Doch nun machte so einiges Sinn. Die ständigen Umzüge bei Nacht und Nebel, und all die Frauen, die urplötzlich verschwunden waren oder nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Adams Lustlosigkeit, bei Tag und Sonnenschein die Städte zu erkundschaften und seine Angewohnheit, jedes Fenster, durch das das Tageslicht seinen Weg ins Innere der Behausung finden konnte, akribisch abzudecken, sodass zu jeder Tages- und Nachtzeit ständige Finsternis herrschte, die nur durch Kerzenschein erhellt wurde.

All die Geschichten, die man sich auf Festlichkeiten untereinander von diesen Phantomen erzählte, um sich gegenseitig zu belustigen, waren keine amüsanten Erfindung für den Zeitvertreib mehr, sondern wirklich gewordene Imaginationen, die eine echte Gefahr in sich bargen.

Ardric gingen unzählige Fragen im Kopf um, auf die er keine Antwort hatte. Doch eines konnte er mit Sicherheit sagen. Niemals wollte er zu solch einem Wesen werden und so blieb ihm nur der endgültige Tod als Ausweg, denn er wusste,
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