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Virus

Virus

Titel: Virus
Autoren: Robin Cook
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Glas.
    »Soll ich Ihnen helfen?« rief Ralph herüber.
    »Nein danke«, gab sie zurück und goß ein bißchen Brandy in ihr eigenes Glas. »So, da bin ich schon!«
    Ralph nahm seinen Scotch entgegen und lehnte sich auf der Couch zurück.
    Marissa setzte sich neben ihn und zermarterte sich denKopf darüber, wo er denn wohl seine Autoschlüssel hingesteckt haben mochte. Sie fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn sie ihn einfach darum bitten würde, fand aber dann, daß das doch ein zu großes Risiko sei. Wenn er merken würde, daß sie ihn verdächtigte, würde er sie wohl mit Gewalt festhalten. So jedoch hatte sie immer noch eine Chance, vorausgesetzt, sie kam an seine Schlüssel.
    Da kam ihr ein schrecklicher Gedanke – vielleicht hatte er sie ganz einfach in seiner Hosentasche! So widerlich ihr das war, zwang sich Marissa, sich an ihn anzuschmiegen. Verführerisch legte sie die Hand um seine Hüfte. Dabei konnte sie mit ausreichender Gewißheit die Schlüssel durch den dünnen Gabardinestoff hindurch spüren. Wie um alles in der Welt aber kam sie daran?
    Sich überwindend, schmiegte sie ihr Gesicht an seines, um sich von ihm küssen zu lassen. Als er seine Arme um sie legte, ließ sie ihre Finger vorsichtig in seine Tasche gleiten. Atemlos spürte sie die Kante des Schlüsselringes und zog daran. Die Schlüssel klirrten ein wenig, und sie bedrängte Ralph mit wilden Küssen. Als sie spürte, wie er ihre Küsse erwiderte, war sie entschlossen, diese Chance zu nutzen. Bitte, lieber Gott, laß es klappen! dachte sie flehentlich – und es gelang ihr tatsächlich, die Schlüssel herauszuziehen und sie in ihre eigene Tasche zu stecken.
    Ralph hatte offensichtlich vergessen, daß Jackson bald kommen würde, oder er hatte vielleicht das Gefühl, daß Sex der beste Weg sei, um Marissa zu beruhigen. Jedenfalls war es höchste Zeit, ihn zu bremsen.
    »Liebling«, sagte sie, »es tut mir leid, daß ich dir das antun muß – aber mir scheint, diese Pille beginnt zu wirken. Ich fürchte, ich muß jetzt schlafen gehen!«
    »Bleib doch da – ich halte dich schon!«
    »Ich würd’s ja wirklich gern tun, aber dann mußt du mich die Treppe hochtragen!« Sie entwand sich seiner Umarmung, und er geleitete sie fürsorglich die Treppe hinauf zum Gästeschlafzimmer.
    »Soll ich nicht lieber bei dir bleiben?« fragte er.
    »Es tut mir leid, Ralph, aber ich fall’ gleich um. Laß mich bitte jetzt schlafen.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wir können doch weitermachen, wenn die Wirkung des Valiums verflogen ist!« Um jede weitere Unterhaltung abzuschneiden, ließ sie sich voll angekleidet aufs Bett fallen.
    »Möchtest du nicht wenigstens einen Schlafanzug haben?« fragte er hoffnungsvoll.
    »Nein wirklich, ich kann kaum noch die Augen offenhalten!«
    »Na gut, aber ruf bitte, wenn du irgendwas brauchst. Ich bin noch unten.«
    Kaum hatte er die Tür geschlossen, schlich sie zu ihr hinüber und lauschte, wie er die Vordertreppe hinunterging. Dann trat sie zum Fenster und öffnete es. Draußen war, genau wie es ihrer Erinnerung entsprach, ein Balkon. So leise wie möglich schlüpfte sie hinaus in die warme Frühlingsnacht. Über sich sah sie einen dichtbesternten Himmel. Die Bäume waren nur als dunkle Silhouetten erkennbar. Es war völlig windstill; irgendwo in größerer Entfernung bellte ein Hund. Da plötzlich hörte Marissa ein Auto.
    Rasch überprüfte sie ihre Lage. Sie befand sich fast fünf Meter über dem geteerten Zufahrtsweg, und von Hinunterspringen konnte keine Rede sein. Um den Balkon lief ein niedriges Geländer, das ihn vom geneigten Dach der Vorhalle trennte.
    Nach links stieß das Vorhallendach an den Turm, nach rechts ging es um die Ecke des Gebäudes herum.
    Marissa kletterte über das Geländer und kroch vorsichtig auf die Ecke des Gebäudes zu. Nach sechs bis sieben Metern endete das Vordach. Daneben lief vom zweiten Stock die Feuerleiter herunter, aber sie lag außerhalb ihrer Reichweite. Marissa kehrte um und kroch zum Balkon zurück. Sie hatte den Weg zur Hälfte geschafft, als der Wagen, den sie gehört hatte, in die Auffahrt einbog.
    Noch lag Marissa auf dem Vordach, und es war ihr klar,daß sie für jeden sichtbar sein mußte, der die Auffahrt heraufkam, falls der zufällig einen Blick nach oben warf. Die Scheinwerfer des Wagens streiften die Bäume und waren dann, als er zum Haus einbog, direkt auf dessen Vorderfront gerichtet. Sie wurde voll vom Licht erfaßt, ehe der Wagen unmittelbar vor der
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