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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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gesprochen, die einer Lady, auf die Flemings Beschreibung passt, mit einem anscheinend großen Berg von Gepäck geholfen haben. Mein Vater ist heute zu ihrem Haus gegangen. Es steht leer. Die Dienstboten sagen, dass ihre Herrin zu einem längeren Aufenthalt nach Amerika abgereist sei. Sie wussten nicht, wann sie zurückkommt.«
    Venetia ließ es sich durch den Kopf gehen. »Die Flucht nach Amerika ist das Klügste, was sie tun kann, wenn man es genau betrachtet. Jetzt, wo Stilwell tot ist, hat sie viel verloren. Sie bekommt keine teuren Geschenke oder Geld mehr von ihm, und sie kann nicht mehr in den gehobenen Kreisen verkehren. Ihr wäre nur übrig geblieben, abermals ihren Namen zu ändern und zu ihrer Karriere als erpresserisches Medium zurückzukehren.«
    »Wohingegen sie in Amerika einen Neuanfang als erpresserisches Medium machen kann«, bemerkte Gabriel trocken.

    »Zweifellos. Eine kleine Stimme sagt mir, dass Rosalind Fleming immer auf die Füße fällt.«

44
    Am folgenden Nachmittag nahm Venetia auf dem Weg zum Atelier ihre übliche Route am Friedhof vorbei. Sie hielt einen Sonnenschirm in der Hand und hatte sich ihren Terminkalender unter den anderen Arm geklemmt. Kurz vor Mittag war eine Nachricht von Maud eingetroffen.
    Mrs. Jones:
    Eine bedeutende Persönlichkeit hat darum gebeten, sich heute Nachmittag um vier mit Ihnen im Atelier zu treffen. Er hat eine Reihe von Porträts von seinen Töchtern in Auftrag gegeben und möchte mit Ihnen das Thema der Aufnahmen besprechen. Ihm schwebt etwas aus der Inspirierende-Frauen-der-Geschichte-Reihe vor.
    Bitte lassen Sie mich wissen, falls der Termin Ihnen nicht passen sollte.
    Der Termin hatte Venetia ausgesprochen gut gepasst. Mauds Gespür für »bedeutende Persönlichkeiten« war unfehlbar.
    Sie blieb überrascht stehen, als sie sah, dass die Rollos vor den Schaufenstern des »Fotoatelier Jones« heruntergezogen waren. Ein kleines GESCHLOSSEN-Schild baumelte auf der anderen Seite der Glastür.
    Es war noch nicht sechzehn Uhr. Maud war wahrscheinlich
kurz ausgegangen, um sich eine Tasse Tee und einen kleinen Happen zu gönnen, bevor der neue Kunde eintraf.
    Venetia holte einen Schlüssel aus dem zierlichen Chatelaine-Täschchen, das von der Taille ihres Kleides baumelte.
    Ihr Unbehagen wuchs, als sie die Ateliertür öffnete und eintrat. Die Stille hätte ganz normal sein sollen, doch aus irgendeinem seltsamen Grunde schien sie nicht richtig.
    »Maud? Sind Sie hier?«
    Leise Geräusche aus dem Hinterzimmer. Erleichtert eilte Venetia hinter den Tresen.
    »Maud? Sind Sie das?«
    Sie umfasste die Kante des Vorhangs, der den Empfangssalon vom hinteren Teil des Ateliers trennte, und zog ihn beiseite.
    Maud lag gefesselt und geknebelt in der Ecke auf dem Boden. Sie starrte Venetia mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es Venetia.
    Sie machte einen Schritt vorwärts.
    Maud schüttelte heftig den Kopf und murmelte etwas Unverständliches. Zu spät erkannte Venetia, dass es eine Warnung war.
    Eine Bewegung zu ihrer Rechten. Rosalind Fleming trat hinter einem Stapel Kartons mit gerahmten Abzügen der Shakespeare’sche-Helden -Reihe hervor.
    Sie war von Kopf bis Fuß in tiefste Trauer gekleidet, was, wie Venetia erkannte, eine ausgezeichnete Verkleidung abgab. Den dichten schwarzen Schleier hatte Rosalind auf die Krempe ihres schwarzen Huts hochgeschlagen.
    In ihrer schwarz behandschuhten Hand hielt sie eine kleine Pistole.

    »Wir geben ein interessantes Paar Witwen ab«, bemerkte Venetia.
    »Ich habe auf Sie gewartet, Mrs. Jones«, sagte Rosalind. »Ich wollte die Stadt nicht ohne mein Porträt verlassen. Ich hoffe, es ist gut gelungen.«
    Ein unsichtbarer paranormaler Windhauch ließ Venetia die Nackenhaare zu Berge stehen. Es war nicht nur der Anblick der Waffe, der ihre Sinne in Aufruhr versetzte. Es war etwas Merkwürdiges an Rosalinds Augen. Sie schienen unnatürlich strahlend; seltsam unwiderstehlich.
    »Es hieß, sie wären auf einem Schiff, das gestern nach Amerika ausgelaufen ist«, sagte Venetia, um Zeit zu gewinnen.
    Rosalind lächelte kühl. »Ich habe in der Tat eine Fahrkarte gekauft. Allerdings für die Reise auf einem anderen Schiff, das morgen ausläuft. Es war ein Kinderspiel, den Angestellten der Reederei zu überzeugen, er hätte mir eine Fahrkarte für die gestrige Überfahrt verkauft.«
    »Zwei Dockarbeiter haben Ihnen mit Ihrem Gepäck geholfen.«
    »Nein, sie glauben einfach nur, mir geholfen zu haben.«
    »Sie haben
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