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Verzaubert in Florenz

Verzaubert in Florenz

Titel: Verzaubert in Florenz
Autoren: Catherine George
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sondern schmiegte sich an Georgias Brust und weinte. Georgia hielt sie fest an sich gedrückt und streichelte ihr beruhigend den Rücken.
    “Wein nur, mein Schatz”, sagte sie heiser. “Lass es raus.” Der Schmerz des Kindes bestürzte sie. Natürlich hatte es niemand für nötig befunden, ihr mitzuteilen, dass Maddalena Sardi im Kindbett und, wie sie mittlerweile ahnte, erst vor Kurzem gestorben war.
    Es dauerte einige Zeit, bis Alessa sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, und als sie sich schließlich von Georgia löste, waren beide nass von Tränen und das kleine Gesicht des Mädchens rot und verquollen.
    “Ich glaube, wir ziehen uns jetzt etwas Trockenes an, Alessa”, sagte Georgia. “Sollen wir Pina suchen, oder darf ich dich in dein Zimmer begleiten, und du zeigst mir, wo deine Sachen sind?”
    Alessa ließ sich Zeit zum Überlegen und stimmte schließlich nach einem letzten Schluchzer zu, Georgia in ihr Zimmer mitzunehmen. Es war ein entzückender Raum, in Pink und Weiß gehalten, mit vielen Büchern sowie pädagogischem Spielzeug und zahllosen Puppen, die Alessa stolz ihrer Besucherin zeigte.
    “Und hier sind meine Kleider.” Die Kleine öffnete einen weißen, mit bunten Märchenbildern beklebten Schrank. Georgia ging mit Alessa in das ebenfalls weiße und pinkfarbene Bad, half ihr, Gesicht und Hände zu waschen und ein frisches TShirt anzuziehen. Dann bat sie das Kind, mit in ihr Zimmer zu kommen.
    “Ich habe dort eine Überraschung für dich”, erzählte sie dem kleinen Mädchen auf dem Weg dorthin.
    Alessas Miene hellte sich auf. “Eine Überraschung? Für mich?”
    “Für dich und niemand sonst.” Georgia öffnete eine ihrer Reisetaschen und entnahm ihr einen in buntes Geschenkpapier gehüllten länglichen Karton. “Hier, mein Schatz. Das habe ich extra aus England für Signorina Sardi mitgebracht.”
    Alessa kniete sich auf den Boden, riss das Papier herunter und öffnete ungeduldig den Deckel des Pappkartons. Ihre Augen leuchteten auf, als sie eine große Puppe mit zu Zöpfen geflochtenem blondem Haar entdeckte, die ein Kleid, Socken und Schuhe trug. Neben der Puppe befand sich ein kleiner Koffer.
    “Da sind noch mehr Sachen zum Anziehen für die Puppe drin. Gefällt sie dir?”
    Alessa nickte eifrig und klatschte in die Hände. “Sie ist wunderschön, Miss … Georgia! Und du hast sie aus England mitgebracht, für mich?”
    “Genau das hab ich getan. Sollen wir sie aus dem Karton nehmen?” Georgia lächelte erleichtert. Natürlich war das Geschenk reine Bestechung, aber wenn es ihr half, Alessas Vertrauen zu gewinnen, hatte es seinen Zweck erfüllt. Zudem hatte der Anblick der Puppe den letzten Rest von Schmerz aus dem Kindergesicht vertrieben. Allein schon deshalb hat sich das Mitbringsel gelohnt, dachte Georgia, als sie mit Alessa die Treppe hinunterstieg und das Kind in die Küche rannte, um Pina und Elsa die Puppe zu zeigen. Gleich darauf kam sie zurück und teilte mit, dass im Wintergarten zum Lunch gedeckt sei.
    “Ich werde sie Luisa nennen, und sie darf heute auf Lucas Stuhl sitzen”, verkündete Alessa. Ihre Miene verfinsterte sich flüchtig. “Luca kann heute nicht mit uns essen, Elsa”, sagte sie zur Haushälterin, die soeben den ersten Gang servierte.
    Will nicht mit uns essen, verbesserte Georgia in Gedanken und schalt den abwesenden Signor Valori einen Rabenonkel, weil er seiner Nichte eine Enttäuschung bereitet hatte. Und nicht einmal ein kleines Geschenk hatte er Alessa von seiner Reise mitgebracht!
    Als sie bei der Pasta angelangt waren – es gab Spinatnudeln mit einer delikaten Pilzsoße –, hörten sie plötzlich ein Motorengeräusch. Einige Minuten später schlenderte Luca Valori lässig durch die offene Gartentür und ließ seine hocherfreute Nichte wissen, dass er seine Meinung geändert habe. Die Geschäfte könnten bis morgen warten.
    “Ich habe entschieden, dass du wichtiger bist als jedes Geschäft”, sagte er zu Alessa und blickte dann grimmig zu Georgia. “Ich habe die wirklich wichtigen Dinge mit den weniger wichtigen verwechselt, mich aber noch rechtzeitig eines Besseren besonnen”, erklärte er und widmete sich dann mit großem Appetit der ihm eilends servierten Pasta und dem später folgenden Hähnchen nach Jägerart.
    Georgia ließ es sich ebenfalls schmecken. Ganz gewiss würde sie sich von einem jähzornigen Italiener nicht den Appetit verderben lassen, schon gar nicht bei einem so exzellenten Essen, wie es in der Villa Toscana
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