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Verwechslungsspiel in Griechenland

Verwechslungsspiel in Griechenland

Titel: Verwechslungsspiel in Griechenland
Autoren: Helen Brooks
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trotz ihrer Kopfschmerzen, das Wenige, was sie erfahren hatte, zu einem logischen Ganzen zusammenzusetzen.
    Es war offensichtlich, dass Poppy sich wieder einmal in ein Abenteuer eingelassen hatte. Es war nicht das erste Mal, dass Ria mit den Nachwehen dieser Abenteuer konfrontiert wurde: Abgewiesene Liebhaber riefen bei ihr an und bettelten, sie möge Poppy dazu bewegen, sich noch einmal bei ihnen zu melden. Manchmal wurde sie sogar vor der Haustür oder auf dem Weg zur Arbeit von mutlos und übernächtigt wirkenden jungen Männern angesprochen, die von ihr wissen wollten, was sie falsch gemacht hatten, und die sie um Hilfe baten.
    Poppy beendete ihre Liebschaften immer unweigerlich mit einem glatten Schnitt, schnell, sauber und ohne zu zögern. In den letzten drei Jahren, seit sie nach London gezogen waren, hatte Ria oft mit ansehen müssen, welche verheerenden Folgen Poppys grausames Verhalten haben konnte. Obwohl Ria verstand, warum ihre Cousine sich nach Eroberung und Bewunderung sehnte, machte das Schauspiel sie jedes Mal krank.
    Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie heftig zusammenfuhr, als Dimitrios sich plötzlich zu ihr umdrehte.
    “Ich muss mich für mein Verhalten entschuldigen.” Seine Stimme klang steif und förmlich, und sein Akzent war weniger ausgeprägt als zuvor. Anscheinend hatte er seine Gefühle jetzt unter Kontrolle. “Ich bin nicht hergekommen, um Ihnen die Meinung zu sagen. Was ich denke, spielt keine Rolle.”
    Er blieb vor ihr stehen und beobachtete sie. Seine athletische Figur, der tadellos geschnittene dunkle Anzug aus erstklassigem Stoff, die lässig gebundene rote Seidenkrawatte, das makellos weiße Hemd, all das verlieh ihm eine Aura von Macht und gebändigter Energie.
    “Und warum sind Sie gekommen?”, fragte Ria vorsichtig, als hätte sie es mit einem wilden Panther zu tun, der jeden Moment die Krallen zeigen und zum tödlichen Sprung ansetzen konnte.
    “Ich brauche Ihre – Mitarbeit.” Sie spürte, dass er das Wort mit Bedacht gewählt hatte. “Nikos’ Mutter erholt sich beunruhigend langsam.” Er unterbrach sich, weil Ria fragend die Augenbrauen hob. “Sie müssen wissen, worum es geht”, ergänzte er eisig.
    Ria schüttelte den Kopf. Verblüfft sah Dimitrios sie an. “Ich bitte nochmals um Entschuldigung. Nach allem, was Nikos mir über die intime Beziehung zwischen Ihnen erzählt hat, habe ich selbstverständlich angenommen, dass Sie über seine Familienverhältnisse Bescheid wissen. Wenn in meinem Land ein Mann und eine Frau sich Ringe schenken und einander Treue versprechen, haben sie keine Geheimnisse voreinander.”
    Ria war überrascht. Hinter dieser Geschichte steckte wohl doch mehr, als sie zunächst vermutet hatte. Sie kannte Poppy so gut wie sich selbst und wusste, dass intime Beziehungen bei dieser nicht an der Tagesordnung waren. Und was die Ringe betraf: schon der Gedanke war lächerlich.
    Was hast du nur angestellt, du Dummkopf?, fragte Ria in Gedanken. Und wieso muss ich jetzt für dich das Eisen aus dem Feuer holen? Und was für ein Eisen!
    “Nikos’ Mutter, meine Schwester Christina, war schwer krank.” Zerstreut fuhr Dimitrios sich mit der großen Hand durchs dichte Haar und verzog einen Moment lang schmerzlich das gebräunte Gesicht. “Sie leidet an einer Knochenkrankheit. Die Behandlung war zwar erfolgreich, aber Christina hat noch immer starke Schmerzen und kann sich nicht normal bewegen. Auch das wird sich mit der Zeit geben. Im Augenblick ist es für sie jedoch lebensnotwendig, dass sie nicht den Lebenswillen verliert. Unglücklicherweise verursachen die Medikamente, denen sie die Heilung verdankt, als Nebenwirkung akute Depressionen.” Er hob beredt die Hände, und Ria nickte verständnisvoll.
    “Als Nikos uns mitteilte, er habe sich in ein englisches Mädchen verliebt, war seine Mutter verständlicherweise zunächst gar nicht begeistert. Ihr wäre eine Griechin lieber gewesen. Doch heutzutage ist es üblich, dass junge Menschen selbst über ihr Schicksal entscheiden, auch wenn sie Fehler machen, die sie später bitter bereuen.” Sein Tonfall machte Ria unmissverständlich klar, dass das auf sie gemünzt war.
    “So … bedauerlich dieser Zwischenfall war, auf meine Schwester hatte er trotzdem eine sehr positive Wirkung. Sie wünscht sich sehnlichst, die Frau kennenzulernen, in die Nikos sich in so kurzer Zeit so leidenschaftlich verliebt hat. Sie will sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass seine Verlobte zu ihm passt
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