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Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Titel: Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Autoren: Alfred Bekker
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Graf Gernot Freude an dem Turnier haben, das unser Burgherr Norbert von Wildenstein für ihn ausrichten wird, aber der eigentliche Grund für seinen Besuch ist nun einmal dieses Buch! Er wird es abholen und bezahlen. Ich sage dir, Wolfram: So viel Gold, wie nötig ist, um eine Bibel wie diese hier zu bezahlen, hast du noch nie auf einem Haufen gesehen …”
    “Dann seid bloß vorsichtig mit dem Wachs, Ambrosius!”, erwiderte Wolfram.
    “Nicht, dass Ihr das wertvolle Buch beschädigt!”
    “Was glaubst du wohl, warum ich heute so nervös bin, Wolfram! Wenn irgendetwas mit dieser Bibel passiert, wäre ein Jahr Arbeit von zwölf Mönchen vergeblich …”
    “Dann solltet ihr Mönche das wertvolle Buch gut bewachen. Schließlich könnte ja jemand auf die Idee kommen, es zu stehlen!”
    Ambrosius machte eine wegwerfende Handbewegung. “Hör auf! Du machst mich ganz irre! Außerdem muss ich jetzt an die Arbeit. Das Wachs ist sonst wieder hart!”
    “Aber es stimmt doch, was ich sage!”, beharrte Wolfram.
    “Ja, das schon …” Ambrosius Gesichtsausdruck wirkte jetzt angestrengt. Er schien mit den Gedanken nicht ganz bei Wolfram und seinen Bedenken zu sein, sondern wirkte voll auf seine Arbeit konzentriert. Er legte die am Einband befestigten Siegelschnüre über Kreuz, träufelte Wachs darauf und drückte anschließend das Siegel darauf. “Und jetzt das ganze noch sechs Mal!”, stöhnte der Mönch auf. Er sah Wolfram an und meinte nach einer kurzen Pause: “Also, wenn ich ein Dieb wäre, hätte ich es auf das Gold abgesehen, das Graf Gernot und sein Gefolge mit sich führen werden, sobald sie hier auftauchen! Es werden viele Kisten voller Geschmeide und Edelmetall sein!”
    “Und wenn ich ein Dieb wäre, würde ich das Buch bevorzugen”, beharrte Wolfram.
    “Weil du anscheinend von Büchern fasziniert bist und unbedingt lesen lernen willst!” Wolfram schüttelte den Kopf. “Nein, nicht deshalb. Ein Buch ist doch viel leichter zu transportieren als ganze Wagenladungen voller Gold und Silber! Dieses Evangeliar lässt sich bequem in einer etwas größeren Satteltasche verstauen. Ein Reiter kann damit innerhalb von Stunden über alle Berge sein! Aber einen gestohlenen Wagen mit schweren Goldkisten holt doch jeder Eselskarren ein!” Pater Ambrosius wirkte erstaunt. “Du bist ein heller Bursche, Wolfram. Zum Glück hast du ja nicht wirklich vor, unter die Diebe und Räuber zu gehen!”
    “Gott behüte! Nein, natürlich nicht!”
    Der Pater seufzte. “Ich hoffe, darüber denkst du noch immer so, wenn du erst einmal groß bist und zum Ritter geschlagen wurdest!”
    “Räuberei ist ehrlos”, wiederholte Wolfram einen Satz, den er einmal bei seinem Burgherrn Baron Norbert aufgeschnappt hatte.
    “Gewiss, Wolfram. Aber in den letzten Jahren hört man immer mehr von so genannten Raubrittern, die es zu einem Geschäft gemacht haben, Reisende zu überfallen, ihnen ihr Hab und Gut wegzunehmen und sie dann auf ihren Burgen gefangen zu halten, bis die Verwandten ein Lösegeld bezahlt haben.”
    “Das ist schändlich”, sagte Wolfram. “Ich habe auch davon gehört.”
    “Darf ich raten?”
    “Bitte!”
    “Ritter Dankwart von Eichenbach hat im letzten Winter sicher ausführlich davon berichtet!”
    Wolfram nickte. “Er verbrachte fast anderthalb Jahre in der Gefangenschaft solcher Unholde und musste bei ihnen im finsteren Kerker schmachten, ehe die Burg dieser Raubritter erobert wurde und Dankwart wieder freikam!” Ambrosius nickte. Eine tiefe Furche hatte sich auf seiner Stirn gebildet. “Das Geschäft mit Geiseln ist für manche Burgherren einträglicher als die Bewirtschaftung ihrer Ländereien!”
    “Einem Ritter sollte es um die Ehre gehen und nicht ums Geld”, sagte Wolfram.
    Ambrosius legte Wolfram anerkennend eine Hand auf die Schulter. “Schön zu wissen, dass es auch in Zukunft noch Ritter geben wird, die so denken.” Wolfram erwiderte den wohlwollenden Blick des Mönchs. Er hielt den Zeitpunkt für passend, noch einmal zu seiner ursprünglichen Frage zurückzukehren. “Bringt Ihr mir nun das Lesen und Schreiben bei, Pater Ambrosius? Wenn ich mich als zu ungeschickt oder dumm anstellen sollte, könnt Ihr den Unterricht ja sofort wieder beenden!” Pater Ambrosius zögerte kurz. Doch dann stimmte er zu Wolframs großer Erleichterung zu. “Gut. Aber wir werden mit dem Unterricht erst beginnen, wenn der Besuch des Grafen Gernot auf Burg Wildenstein vorbei ist …”
    “Ich kann es zwar
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