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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter de Jonge
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Krone, wenn ihr einer Frau ein bisschen Schatten spendet. «
    Widerwillig erhebt sich der Mann und lässt sie rein. » Lass aber keinen Müll hier liegen « , sagt er.
    Direkt hinter dem Tor befindet sich ein moderiger Koiteich, den sie am Abend zuvor nicht gesehen hat, und das nur verschwommen wahrnehmbare Gestell im Hintergrund lässt sich jetzt als grob gezimmerte Bühne identifizieren. Verstreut zwischen den einzelnen Beeten, die sehr viel zahlreicher sind, als sie zunächst vermutet hatte, liegen Gießkannen, grüne Schläuche und Keramikscherben herum, ebenso wie angeschlagene und verfärbte Plastik- und Styroporfiguren von Vögeln, Schildkröten, kleinen Engeln und Heiligen. An vielen Bäumen baumelt ein Futterröhrchen für Vögel, oder ein überholter Flyer für eine längst vergangene Aufführung klebt an einem Stamm, und in einem Blumentopf flattert eine chinesische Flagge.
    Auch wenn der Garten optisch kaum anspricht, spendet er doch Schatten, ganz besonders die Weide, unter der Henderson sich angeblich seines Widersachers entledigte. Wenn sich der Garten, wie O’Hara am Abend zuvor festgestellt hat, durchaus zur Leichenentsorgung eignet, dann bietet sich vor allem der Platz um den Baum dafür an. Er wird nicht nur durch das Blattwerk an den Ästen abgeschirmt, das wie ein langer Rock beinahe bis zum Boden reicht, sondern es ist auch so ziemlich das einzige freie Fleckchen Erde im gesamten Garten.
    O’Hara packt ihr Sandwich auf einer Bank in der Nähe aus und macht ihr Bier auf. Von ihrem Platz aus kann sie die kleinen Läden auf der Nordseite der Sixth Street sehen. Im Erdgeschoss der benachbarten Häuser befinden sich eine Wahrsagerin und eine Praxis für koreanische Reflexzonenmassage, windig Okkultes Seite an Seite mit gewissermaßen Therapeutischem. Ein Schild auf dem Bürgersteig vor dem koreanischen Laden verspricht DIE BESTE FU ß MASSAGE DER STADT , und O’Hara gerät durchaus in Versuchung. Fast ebenso häufig wie Männer von Blowjobs träumen, träumt sie davon, die Füße massiert zu bekommen.
    Trotz der Hitze sind mehrere Gärtner bei der Arbeit, darunter auch eine Frau Mitte zwanzig, die sich um das der Weide nächstgelegene Beet kümmert. Sie ist ziemlich groß und sehr hübsch, aber ihre gehemmte Art lässt vermuten, dass sie sich ausschließlich ihrer Größe bewusst ist. O’Hara kippt ihr Bier runter und kommt unter der Weide hervor.
    » Haben Sie was dagegen, wenn ich mir Ihren Garten ansehe? « , fragt sie.
    » Natürlich nicht. Ich gebe furchtbar gerne mit meinem Garten an « , erwidert das Mädchen. » Soll ich Ihnen ein bisschen was erklären? «
    » Gerne. «
    Beim Nähertreten staunt O’Hara über die Vielfalt des auf so engem Raum angebauten Obstes und Gemüses, und trotz ihrer dank Jandorek kürzlich erworbenen Kenntnisse der modernen Küche, ist ihr vieles neu. » Die hier heißt Jalapeño Heaven « , sagt die Frau und zeigt auf eine vertraut aussehende Jalapeño mit feinen Streifen.
    » Mucho caliente. Und das hier « , sie zeigt auf eine Paprika so groß und fest wie ein Apfel, » ist eine Orangenglocke, eine Kreuzung aus einer roten und einer gelben Paprika. Der nächste Abschnitt gehört den Salatköpfen. Ich mag den hier am liebsten, den Grünen mit den roten Tupfen, der heißt ›gefleckter Forellenrücken‹. Und hier sind meine Tomaten, Basilikum und Baby-Auberginen. Die Farbe der Auberginen ist umwerfend, wie ein schlimmer Bluterguss. «
    » Wie lange haben Sie den Garten schon? « , fragt O’Hara.
    » Schon immer. Ursprünglich hat sich mein Vater drum gekümmert. Ich habe ihn dann übernommen, als ich acht oder neun Jahre alt war. «
    » Haben Sie den grünen Daumen von Ihrem Vater geerbt? «
    » Hoffentlich nicht. Er ist ganz schlecht darin, etwas wachsen zu lassen. Er kann nur Sachen machen. «
    » Übrigens, ich bin Darlene O’Hara. «
    » Christina Malmströmer « , entgegnet das Mädchen mit verlegenem Lächeln, als wäre ihr der Name ebenso peinlich wie ihre Größe.

KAPITEL 6
    Hendersons Wohnung in der East Third Street liegt nur fünf Gehminuten vom Garten entfernt. An der Tür seines Kellerapartments kommen O’Hara ein Schwall unmenschlicher Hitze und eine duftende Gewürzwolke entgegen, vermutlich karibisch. Als sie Riverdale verließ, stand das Thermometer schon fast bei 27 Grad. Jetzt ist es deutlich wärmer, und aus irgendeinem Grund ist das große Fenster zur Straße trotz nicht vorhandener Klimaanlage geschlossen. Der intensive Geruch ist
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