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Verscharrt: Thriller (German Edition)

Verscharrt: Thriller (German Edition)

Titel: Verscharrt: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter de Jonge
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fragen. Es geht um einen jungen Mann, wahrscheinlich der beste Softballspieler im Polizeidienst landesweit. Ich bin auf seine Facebookseite gegangen, und er hat ein zehnminütiges Video von sich da reingestellt, das ihn beim Training zeigt. Hältst du das für schwul? «
    » Ja. «
    » Ich auch. Aber mein Kumpel, der ihn kennt, ist sich sicher, dass er’s nicht ist, und er schwört, der schleppt mehr Frauen ab als alle anderen. «
    » Na, dann. Vielleicht irre ich mich. Vielleicht ist er ja nur ein bisschen daneben. Vielleicht ist er Scientologe. «
    Jandorek blickt von seinem Bildschirm auf und wirft O’Hara einen fragenden Blick zu. O’Hara weiß, dass sie vorsichtig sein muss. Jandorek hat nur Cops im Kopf, den Zusammenhalt der Gemeinschaft– weshalb er sich im Netz auch lieber das Softball-Team des NYPD ansieht als die Yankees oder die Mets–, und die Frage, ob der beste Polizist und Softballspieler des Landes schwul ist oder nicht, darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
    » Ich glaube nicht, dass du dich irrst, Dar. «
    » Ich glaub’s auch nicht. Aber ich will dich was fragen: Wieso interessiert dich das? «
    » Das ist eine sehr gute Frage. Allerdings eine ganz andere als die, mit der ich mich gerade beschäftige. Übrigens solltest du dir vielleicht mal die Zähne putzen. «
    » So schlimm? «
    » Ja. «
    Als O’Hara in ihrer Schublade nach einer Zahnbürste kramt, tritt Lauricella, der Desk-Sergeant vom Empfang unten, in Begleitung einer großen schwarzen Frau Mitte fünfzig an ihren Schreibtisch.
    » Paulette Williamson « , sagt er, » das ist Detective Darlene O’Hara. Ms. Williamson möchte einen möglichen Mord melden. Sie hat darum gebeten, mit einer Frau sprechen zu dürfen. «
    Zwei potenzielle Tötungsdelikte an einem Vormittag, denkt O’Hara. Bei Homicide Soft. Was zum Teufel ist bloß los?
    » Bitte « , sagt O’Hara und zeigt auf einen Stuhl.
    » Ich bin ambulante Krankenpflegerin « , erklärt Williamson. » Ich kümmere mich um einen alten Mann namens Gus Henderson in der East Third. Vor zwei Wochen hatte er eine Grippe, und ein paar Tage lang stand es sehr schlecht um ihn. « Williamson ist ungefähr fünfzig, hübsch und wortgewandt, mit leicht karibischem Einschlag in der Satzmelodie. Sie strahlt die Geduld aus, die in ihrem Beruf dringend nötig ist.
    » Wir dachten, er würde sterben, und ich glaube, ihm ging es ähnlich, denn eines Abends bat er mich, die Rollläden runterzulassen und eine Kerze anzuzünden. Er hatte etwas auf dem Herzen, das er loswerden wollte. « O’Hara muss nicht zu Jandorek rübersehen, um zu wissen, dass er die Augen verdreht.
    » Gus sagt, er hätte jemanden umgebracht, vor siebzehn Jahren. Er sagt, er hätte ihn im Streit erstochen und die Leiche anschließend vergraben. «
    » Hat er erwähnt, wo? «
    » Unter einem Baum. «
    » Hat er irgendwas über das Opfer gesagt– den Namen genannt, das Alter, die Person beschrieben? «
    » Ein großer schwarzer Mann « , sagt Williamson, » nur dass er’s anders formuliert hat. «
    » Er hat das Wort mit N benutzt? «
    » Genau. «
    » Wie alt ist Ihr Patient? «
    » Siebenundsechzig, aber er wirkt älter. Er war lange drogenabhängig. «
    » Wie sieht es geistig aus? Ist er noch gut beisammen? «
    » Er hat gute und schlechte Tage. «
    War das ein guter oder ein schlechter?, fragt sich O’Hara. Sie hat erst mal genug gehört, aber wenn Williamson Gus erlaubt hat, sich seine Tat von der Seele zu reden, dann kann O’Hara Williamson denselben Dienst erweisen. Entweder das oder mit Jandorek über Softball plaudern.
    » Ich wollte es auch erst ignorieren « , sagt Williamson. » Gott sei Dank ging es Gus bald wieder besser, aber gestern auf dem Rückweg vom Arzt hat er das Taxi an der Ecke Sixth Street und Avenue B halten lassen. Wir sind ausgestiegen, und er hat in den Garten gezeigt, auf eine Stelle unter einem Baum, wo er ›den großen schwarzen Nigger‹ angeblich verscharrt hat. Da Sie wahrscheinlich nur fünf Minuten brauchen, um rauszufinden, ob das stimmt oder nicht, dachte ich, ich sollte Ihnen davon erzählen. «
    Während Williamson neben ihr sitzt, tippt O’Hara » Gus Henderson, 67 « ins System ein und ruft innerhalb von Sekunden ein endlos langes Vorstrafenregister auf. Ausdauer und Beständigkeit gehören eindeutig nicht zu seinen Tugenden. Als sie die Seite runterscrollt, sieht sie, dass er zum ersten Mal mit siebzehn im Tompkins Square Park wegen Besitzes von Betäubungsmitteln
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