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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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Gegner hat eine gute Technik. Man könnte sagen, so gut wie perfekt. Ich habe ihn beobachtet. Seine Schwäche ist, dass er euch nicht einzuschätzen vermag. Er hat sich fortgedreht, als ihr die rechte Seite anvisiert hattet. Deshalb habt ihr ihn links erwischt. Dass der überhaupt noch sitzt ist ein Wunder.«
    »Und was wollt ihr mir damit verdeutlichen.«
    »Zielt auf den Helm. Es ist schwierig zu treffen und die Lanze kann leicht abrutschen. Aus diesem Grunde rechnet kaum jemand mit einem solchen Stoß.«
    Hinter ihm stemmte Wolther die langen Arme in die Hüften. Er reckte seine schlaksige Gestalt, um den andern Ritter zu begutachten. »Fünf Goldmünzen, dass sie das nicht schafft.«
    »Auf wessen Seite seid ihr eigentlich?!«, keifte Celena den langen hageren Mann an.
    »Die Wette halte ich«, waren Wedgers Worte. Er nickte der Rittersfrau aufmunternd zu. »Und ich erhöhe auf zehn Goldmünzen«, fügte er siegessicher hinzu.
    Ein dünnseidiges Lächeln durchhuschte Celenas Züge. »Ich danke euch, Rihan.«
    »Dann los! Zeigt es ihm!«
    Mit aller Kraft zwang sie sich zur Ruhe. Der Bursche auf der anderen Seite, so klein und schmächtig er wirkte, verursachte bei ihr unergründlich ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend. Hingegen war das Pferd unter ihr der Inbegriff von Seligkeit. Man konnte meinen, all der Trubel ginge dem Tier nichts an und es würde seine Reiterin lediglich von einer Ecke Hadaimans zur anderen tragen.
    Die zweite Runde wurde eingeläutet, als sich erneut die Fahne absenkte. Abermals trieb Celena Feuerwind an Dieser zweite Ritt war feuriger. Schnell kam der Gegner näher und sie senkte ihre Lanze. Die Stange wog schwer in ihrer Hand. Das grollende Donnern der Pferdehufe entrückte aus ihrer Wahrnehmung. Es verlor sich in ihren Ohren, gemeinsam mit dem dumpfen Grölen der Menge zu einem zähen Brei undefinierbarer Laute.
    Der andere beugte sich leicht im Sattel nach vorn, sein Kopf war leicht geneigt. Ein unsicheres Ziel. Sinn und Trachten nach dem Sieg schossen ihr durch das Schädelwerk.
    Im letzten Augenblick riss Celena ihre Lanze hoch. Die Krone krachte gegen das Visier des Ritters. Holzspäne stoben auf. Ihr Kontrahent wurde zurückgerissen. Er taumelte im Sattel, seine unbeschädigte Lanze entglitt ihm. Wacker hielt er sich jedoch auf seinem Reittier. Ihren Schwung auslaufend, preschte Celena an ihm vorbei, während er sein Pferd zügelte. Wie eine Marmorsäule blieb der unbekannte Ritter mitten auf dem Platz stehen. Nachdem sie den Rappen gewendet hatte, erkannte Celena, da ihr Gegner sein Tier zu ihr umlenkte, dass sie den Helm des Ritters tatsächlich getroffen hatte.
    Ein Raunen schwappte von einem Ende des Stadions zum andern und Celena sog mitfühlend die Luft ein. Der Stoß musste das Gesicht des Jungen zertrümmert haben. Schon bedauerte sie, dass sie auf den Helm dieses Burschen gezielt hatte. Dieser schwankte mehr in seinem Sattel, als dass er aufrecht und würdig darin thronte.
    Besorgt spornte sie Feuerwind an. Sie ließ den Hengst längsseits zu dem Reiter am Tilt zur Ruhe kommen und schob ihr Visier hoch.
    »Seid ihr in Ordnung?« Diese Frage klang in ihren eigenen Ohren beinahe wie Hohn. Trotzdem streckte sie dem anderen die Hand entgegen.
    Der winkte ab. Er nahm beide Hände zu Hilfe und zerrte an seinem eisernen Kopfschutz, legte sein Haupt und das Gesicht frei, welches keinen einzigen Kratzer aufwies.
    »Ich fürchte … dies war mein einziger Helm.«
    Überrascht von dessen Anblick, verkrampfte augenblicklich Celenas Herz. Ihr Magen zog sich zusammen und sie schnappte nach Luft. Keine Silbe brachte sie über die Lippen.
    »Tousard?«, sprach die Frau mit schwerem, osgosainischen Akzent.
    Celena starrte in ein Gesicht, welches sie dachte, nie wieder zu sehen. Damals hier in Thelerm, als es galt die Rechnung eines Freundes zu begleichen. Sie war sich sicher, diese Rechnung mit ihrem eigenen Schwert abgegolten zu haben. Mit Blut ward der Wegzoll des Verrats bezahlt worden.
    »Ihr seid ...«, keuchte Celena atemlos.
    »Tot? Für eine Tote sehe ich recht lebendig aus. Was euren elfischen Freund angeht, war er eine erbärmliche Vorstellung.« Malaines Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ihre Augen hingegen nicht. »Eine weitere Runde, Tousard? Noch hat keiner gewonnen«, sprach sie und trieb ihr Pferd an.
    Celena suchte verzweifelt nach einem bekannten Gesicht oben auf der Tribüne und fand es. In den Zügen Luteks sah sie Panik.

    * * *

    Das war abwegig, völlig
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