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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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gemacht haben, denn Travis öffnete in diesem Augenblick die Augen. Sie sahen genau so aus, wie sie sie in Erinnerung hatte: whiskybraun mit einer Spur Olivgrün.
    »Wird er überleben?«, fragte sie den Sanitäter neben sich, ohne den Blick von Travis zu wenden.
    »Ich hab schon Schlimmeres gesehen. Die Hände werden Narben zurückbehalten, aber wir müssen ihn so schnell wie möglich ins St. John’s Krankenhaus bringen. Denn die Rauchvergiftung ist schlimmer als die Verbrennungen.« Der Mann hielt inne, und Lenobia hörte seiner Stimme ein Lächeln an. »Er hat Glück gehabt. Sie haben ihn gerade noch rechtzeitig gefunden.«
    »Tatsächlich habe ich zweihundertundvierundzwanzig Jahre gebraucht, um ihn zu finden. Aber gut, dass es noch rechtzeitig war.«
    Travis wollte etwas sagen, aber es kam nur ein schrecklicher, würgender Hustenanfall.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am, die Trage ist da.«
    Lenobia trat zur Seite, während die beiden Sanitäter Travis auf die Trage hoben, aber ihr Blick ließ den seinen immer noch nicht los. Sie ging neben ihm her, während sie ihn zum Krankenwagen schoben. Im letzten Augenblick, bevor es die Rampe hinaufging, schob er sich die Maske vom Gesicht und fragte mit krächzender Stimme: »Bonnie? Gut?«
    »Mit Bonnie ist alles in Ordnung. Ich spüre sie. Sie ist bei Mujaji. Ich passe auf sie auf. Auf sie alle.«
    Da hob er die Hand, und ganz vorsichtig berührte sie seine wunde, blutige Haut mit den Fingern. »Auf mich auch?«, gelang es ihm zu keuchen.
    »Ja, Cowboy. Darauf kannst du deine wunderschöne Stute verwetten.« Und ohne sich darum zu kümmern, wie viele Blicke sie auf sich spürte – Menschen, Jungvampyre, Vampyre –, beugte Lenobia sich hinunter und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Pferde und Glück. Wo das ist, findest du auch mich. Und diesmal passe ich auf dich auf.«
    »Gut zu wissen. Meine Momma meinte immer, ich bräuchte jemanden, der auf mich aufpasst. Hoffe, sie liegt jetzt ruhiger im Sarg, wo sie weiß, dass ich einen habe.« Er hörte sich an, als sei seine Kehle voller Sandpapier.
    Lenobia lächelte. »Vielleicht solltest du lernen, ruhiger liegen zu bleiben.«
    Seine Fingerspitzen berührten ihre Hand. »Ich glaube, das kann ich jetzt. Ich musste nur endlich nach Hause kommen.«
    Lenobia blickte in seine Bernstein- und Olivenaugen, die ihr so vertraut waren – so sehr wie die von Martin –, und glaubte fast, ganz tief hinein zu jener vertrauten Seele blicken zu können, dieser sanften, starken, aufrichtigen und liebenden Seele, der es irgendwie gelungen war, ihr Versprechen einzulösen und zu ihr zurückzukehren. Tief drinnen wusste Lenobia: Auch wenn der Rest des schlaksigen, drahtigen Cowboys überhaupt nicht so aussah wie ihr verlorener Geliebter, sie hatte dennoch ihr Herz wiedergefunden. Sie war so überwältigt, dass ihr die Stimme versagte, und sie konnte nur lächeln, nicken und ihre Hand umdrehen, so dass seine Fingerspitzen auf ihrer Handfläche ruhten – warm, stark und unwahrscheinlich lebendig.
    »Wir müssen ihn jetzt mitnehmen, Ma’am«, sagte der Sanitäter.
    Widerstrebend entzog Lenobia Travis ihre Hand und wischte sich die Augen. »Nehmen Sie ihn mit, aber nicht zu lange. Ich will ihn wiederhaben. Bald.« Und mit ihrem Sturmwolken-Blick befahl sie dem weißgekleideten Menschen: »Behandeln Sie ihn nur gut. Wenn nicht, werden Sie meinen Zorn erleben, und dagegen war dieser Stallbrand ein winziges Feuerchen.«
    »J-ja, Ma’am«, stammelte der Sanitäter und schob Travis eilig in den Wagen. Bevor er die Tür schloss und der Krankenwagen mit blitzendem Blaulicht davonbrauste, glaubte sie, noch Travis’ leises Lachen zu hören, das in einen gewaltigen Hustenanfall überging.
    Während sie dastand, dem Krankenwagen nachsah und sich Sorgen machte, räusperte sich jemand in ihrer Nähe ziemlich betont. Sofort sah sie sich um. Und dabei wurde sie all dessen gewahr, was sie wegen ihrer tunnelblickartigen Konzentration auf Travis bisher nicht bemerkt hatte. Die Schule schien explodiert zu sein. Alle Pferde tummelten sich unruhig ganz hinten bei der Ostmauer. Um den Stall herum parkten mehrere Feuerwehrfahrzeuge, aus denen gewaltige Schläuche wahre Wassermassen auf das noch immer brennende Gebäude spritzten. Überall standen hilflose Vampyre und Jungvampyre herum.
    Lenobia schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Gabe, die ihre Göttin ihr vor nun über zwei Jahrhunderten verliehen hatte. »Ruhig, Mujaji … ruhig. Alles ist
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