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Verlangen unter falschem Namen

Verlangen unter falschem Namen

Titel: Verlangen unter falschem Namen
Autoren: ABBY GREEN
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Aufmerksamkeit beschützte, entging sie in der Regel unanständigen Angeboten. Auch darauf hatte Simon Wert gelegt, als er sie anstellte. Denn damals war sie eigentlich noch viel zu jung gewesen, um richtig im Club zu arbeiten. Dabei war sie an der Tür eingeteilt worden, um mit den Kunden beim Ver lassen des Lokals abzurechnen.
    „Erzählen Sie mir von sich, Cara.“
    Er hatte es schon wieder getan: ihren Namen so ausgesprochen, als wären zwei lange A darin. Und so wie er sie jetzt ansah, entdeckte sie etwas in seinen Zügen, das ihr bekannt vorkam, fast wie bei einem Déjà-vu-Erlebnis. Aber sie konnte es nicht zuordnen. Cara war geneigt, genau das zu tun, was Rob ihr empfohlen hatte – mit diesem Fremden zu flirten und ein bisschen Vergessen zu suchen. Für ihren Schmerz und ihre Trauer hätte sie noch genug Zeit, wenn sie wieder in Dublin war.
    Bei dem Gedanken schoss ihr erneut die bedrohliche Begegnung in ihrem Apartment durch den Kopf. Einen Augenblick fühlte sie sich ihrer Situation beinah hilflos ausgeliefert, und sie musste gegen ihre Furcht ankämpfen. Aber für diesen Moment und mit diesem Mann könnte sie doch einfach so tun, als ob alles in Ordnung wäre, oder nicht?
    Enzo zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Sie haben einen Abschluss in Betriebswirtschaft und Rechnungswesen?“
    Immer noch ungeheuer stolz auf ihr Diplom, das sie erst vor wenigen Wochen erworben hatte, nickte Cara. Dabei war sie nicht sicher, warum Enzo so ungläubig klang. Vielleicht gehörte er zu den Männern, die nicht wollten, dass Frauen studierten. Aber eigentlich wirkte er gar nicht so. Obwohl sie Enzo gerade erst kennengelernt hatte, fiel es ihr ganz leicht, sich mit ihm zu unterhalten. Die Champagnerflasche war halb leer, und Cara fühlte sich herrlich frei im Kopf, als hätte sie ihr bisheriges Leben in einer Art Nebel verbracht, und jetzt wäre plötzlich alles kristallklar.
    „Aber Sie waren nicht auf der Uni?“
    Überrascht runzelte Cara die Stirn. Wie gebannt hatte sie Enzos Mund betrachtet und errötete nun. Das passierte ihr in seiner Gesellschaft allerdings alle paar Minuten. „Habe ich gesagt, dass ich nicht zur Uni gegangen bin?“ Sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, ihm von ihrem Fernstudium erzählt zu haben. „Aber Sie haben recht, ich bin nicht jeden Tag zur Uni gefahren.“ Sie fragte sich gerade, wie sie auf dieses Thema gekommen waren, als ganz in der Nähe ein Handy klingelte. Enzo entschuldigte sich und griff in die Tasche seines Jacketts. Er murmelte etwas von einem kranken Vater und nahm mit einem entschuldigenden Lächeln das Gespräch entgegen. Cara bedeutete ihm, dass sie das Separee verlassen wolle, damit er in Ruhe telefonieren konnte. Da schnellte seine Hand hervor, umfasste ihr Handgelenk und hielt sie zurück.
    Enzo sprach schnell auf Italienisch und ließ Cara nicht aus den Augen. Gleichzeitig begann er, mit dem Daumen die Unterseite ihres Handgelenks zu streicheln. Cara musste sich zwingen, um nicht lustvoll aufzustöhnen. Hatte der Mann überhaupt eine Vorstellung, was er da mit ihr tat? Doch während sie ihn ansah, wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich hart, sein Griff fester, aber das verführerische Kreisen mit dem Daumen ging weiter. Cara wusste, dass sie ihm ihre Hand einfach entziehen konnte, aber um nichts in der Welt hätte sie das getan. Wie peinlich! Was war bloß mit ihr los?
    Kurz darauf beendete Enzo das Gespräch und ließ das Telefon wieder in die Jackentasche gleiten. Er ließ auch ihre Hand los, ganz abrupt, beinahe so, als würde er bereuen, sie gehalten zu haben. Doch Cara dachte sich nichts weiter dabei, weil sie davon ausging, dass sein Ver halten mit seinem Vater zu tun hatte.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie vorsichtig.
    Er biss die Zähne zusammen, wandte den Blick ab und schien mit irgendetwas zu kämpfen. Dann sah er sie wieder an, und zwar so intensiv, dass sie sich nicht von der Stelle rühren konnte. „Es wird Zeit zu gehen.“
    Einen Augenblick bildete Cara sich ein, er habe damit gemeint, dass sie gemeinsam gehen sollten … zu ihm. Aber sicher hatte er nur sagen wollen, dass er gehen musste – und das sollte sie jetzt besser auch tun. Trotzdem versetzte ihr der Gedanke einen Stich.
    „Ich habe morgen viel vor“, rang sie sich ab und suchte ihre Sachen zusammen, um Enzo nicht ansehen zu müssen. „Danke für die Einladung.“
    Er hatte schon bezahlt und das Geld abgelehnt, das sie dazu beisteuern wollte. Auch wenn sie sich nicht gern
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